06.02.2018, 4865 Zeichen
Die Niedrigzinsumfeld hat Gewinner und Verlierer. Während Lebensversicherer derzeit wenig Grund zur Freude haben, ist in der Fondsbranche der Jubel kaum zu unterdrücken. Das gilt besonders auch für den Sparkassen-Anbieter, der in diesen Tagen seinen 100. Geburtstag feiert.
Ein Jahrhundert Geschichte. Wer sich einmal mit der deutsche Wirtschaftsgeschichte beschäftigt, wird immer wieder auf spannende Episoden treffen. So auch im Fall der Deka, dem Fonds-Anbieter der Sparkassengruppe. Dieser geht auf die Deutsche Girozentrale zurück, die am 1. Februar 1918 als rechtlich unselbständige Bankanstalt des Deutschen Zentral-Giroverbands in Berlin eröffnet wurde. Die Deka als Deutsche Kapitalanlagegesellschaft kam erst 1956 dazu.
Noch heute trägt die Deka beide Namen in der offiziellen Firmierung: DekaBank Deutsche Girozentrale. Dabei sind die Zeiten des klassischen Giroverkehrs lange Geschichte. Stattdessen dominieren heute vor allem Wertpapierdienstleistungen. Auf vier Millionen betreuten Depots sind rund 260 Mrd. Euro gesammelt. Die Deka ist damit einer größten Anbieter in Deutschland. Deutlich wurde das bei den offiziellen Feierlichkeiten in Berlin, wo Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Festrede hielt und der Branche die Leviten las.
Ein Rekordjahr. Abseits der Feierlichkeiten zu „100 Jahre Deka“ hat die Branche überhaupt ein gutes Jahr 2017 zu feiern. Laut den jüngsten Zahlen des Branchenverbands BVI übertraf das verwaltete Vermögen erstmals die Marke von 3 Billionen Euro und die von 1 Billion Euro bei Publikumsfonds. Zudem erzielten Fonds ihr zweitbestes Absatzjahr.
Konkret stieg das verwaltete Gesamtvermögen der deutschen Fondsbranche seit Ende 2007 um 77 Prozent auf 3.001 Mrd. Euro. Mit 1.594 Mrd. Euro entfällt über die Hälfte auf offene Spezialfonds. In offenen Publikumsfonds verwalten die Fondsgesellschaften 1.022 Mrd. Euro, in geschlossenen Publikumsfonds sowie geschlossenen Spezialfonds 6 Mrd. Euro und in freien Mandaten 379 Mrd. Euro. Wichtig dabei: Mit Zuflüssen von netto 160 Mrd. Euro erzielten offene Fonds das zweitbeste Absatzjahr. Nur 2015 verzeichneten sie mit 193 Mrd. Euro ein stärkeres Neugeschäft.
Mischfonds führten bei den Publikumsfonds zum fünften Mal in Folge die Absatzliste an. Sie sammelten 29,5 Mrd. Euro neue Gelder ein. Hierbei standen Produkte, die zu gleichen Teilen in Aktien und Anleihen anlegen, mit 17 Mrd. Euro im Fokus. Mischfonds verwalten ein Vermögen von 263 Mrd. Euro. Das sind 26 Prozent des Publikumsfondsvermögens. Rentenfonds flossen netto 20,7 Mrd. Euro zu. Insbesondere geldmarktnahe Produkte und Fonds mit Schwerpunkt auf Anleihen aus Schwellenländern verzeichneten Zuflüsse. Das Volumen der Rentenfonds beträgt 214 Mrd. Euro.
Aktienfonds erzielten ein Neugeschäft von 18,2 Mrd. Euro. Davon entfallen 14 Mrd. Euro auf Aktien-ETFs und 4,2 Mrd. Euro auf aktiv gemanagte Fonds. Aktienfonds sind mit 394 Mrd. Euro – davon 283 Mrd. Euro in aktiv gemanagten Fonds und 111 Mrd. Euro in Aktien-ETFs – die volumengrößte Gruppe der Publikumsfonds. Immobilienfonds verzeichneten Zuflüsse von 5,5 Mrd. Euro. Darin sind Substanzauszahlungen im Wert von 0,7 Mrd. Euro als Rückflüsse enthalten, die offene Immobilienfonds in Auflösung an Anleger überwiesen. Faktisch sammelten die Fonds 2017 damit 6,2 Mrd. Euro ein. Ihr Netto-Vermögen betrug Ende letzten Jahres 89 Mrd. Euro.
FAZIT. Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken treibt immer mehr Anleger aus den klassischen Anlageprodukten. Das Geld fließt dabei vor allem in die Fondsbranche. Dort dominieren weiterhin die reinen Aktienfonds, wobei nur ein Viertel des Geld in kostengünstigen ETFs liegt. Viel neues Geld floss zudem in die aus unserer Sicht unsinnigen Mischfonds. So erfreulich der Weg an die Börse ist: Nur wer den Sprung zu Einzelwerten wagt, wird auf Dauer auch wirklich Freude an der Börse haben. Fonds sind und bleiben teure Hilfskonstrukte für Faule (von den ETFs abgesehen, die tatsächlich sinnvoll sind).
Aber offenbar vertrauen die Menschen ihr Geld immer noch lieber irgendwelche Fondsmanagern an, als es selbst in die Hand zu nehmen. Dabei geht es an sich so einfach: Mit einem Depot-Vergleich für einen Broker entscheiden und dann dann die entsprechende Aktienauswahl treffen. Dazu hilft zunächst etwas Basiswissen (Bspw. unsere Übersicht „Aktien für Einsteiger“ oder eines der zahlreichen Börsenbücher). Danach kann es mit den konkreten Enscheidungen losgehen. Informationen und Ansätze gibt es viele. Den einen Weg zum Börsenerfolg gibt es nicht.
In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuß
Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt
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