15.05.2018, 3994 Zeichen
Die Politik des US Präsidenten ist sicher nicht einfach logisch und rational zu erklären. Quasi im Wochentakt werden etliche Drohungen und Handelsbeschränkungen an die Wand geworfen, nur um nachzusehen was davon hängen bleibt. Danach darf sich dann der Rest der Welt darum kümmern, sie wieder von der Wand zu kratzen. Die Kapitalmärkte sind natürlich sichtbare Transporteure dieser Emotionen. Der Anstieg der Volatilität ist deutliches Indiz. Was aber diese Bewegungen noch mehr vertieft und auch dadurch in die Warenströme zwischen den Kontinenten stärker eingreift ist, logisch, das Währungsgefüge. Die Schwankungen des US-$ gegen den Rest der Welt oder mit dem Rest der Welt sind so alt wie die Börsen selbst. Nur, jetzt beginnt sich ein Kapitel in den Vordergrund zu drängen das Viele in ihren geübten Entscheidungswegen nachdenklich macht. Den US-$ abzusichern ist inzwischen so teuer geworden wie schon lange nicht mehr.
Die Frage, ob man US-$-Schwankungen absichern soll oder nicht, prägt nahezu jede Überlegung in einem globalen Portfolio. Der US-$ ist einfach die dominante Währung und aus Sicht eines anderen Währungsraumes ist es daher immer wichtig dessen Bewegungen zumindest zu erkennen bzw. deren Auswirkungen auf das jeweilige Portfolio zu analysieren und ggf. abzumildern. Jetzt aber ist man an einer Position angelangt, an der die Frage nach dem Sinn einer Absicherung immer mehr ins Geld geht. Die Ursache ist schwer zu greifen, aber wenn man sich die Mechanismen einer Absicherung ansieht, erkennt man vielleicht den Kern des amerikanischen Pudels: Währungen abzusichern ist nämlich immer von zwei Faktoren abhängig: dem Zinsdifferential und den Kosten Absicherungspartner zu finden. Das eine ist im Falle US-$ die Differenz zwischen Libor (US-$) und Euribor (Euro) und das andere der Euro-Dollar-Basis-Swap. Jetzt eine kleine Rechenübung: aktuell (jeweils 3 Monate Periode) Libor 2,345%, Euribor -0,327% und US-$-Basis-Swap -0,22%. Aus Sicht eines Euro-Managers die US-Dollars abzusichern kostet daher jetzt mindestens 2,892% (und da sind Kosten, Spreads etc. noch gar nicht drinnen). Jedes US-$-Investment muss daher die rund 3% Überperformance tragen sonst bleiben nur Kosten. Wenn man sich aus Renditeüberlegungen beispielsweise die vordergründig so attraktive US-Zinskurve ansieht, wo die 10 Jährigen Treasuries bei 3,01% handeln, erkennt man, warum die Zinstransformation von USA nach Euroland nicht funktioniert. Es bringt nix. Ganz einfach. Da ist man sogar mit den mickrigen 0,62% die man für 10 Jährige Euroanleihen bekommt besser dran. Wenigstens im Plus. Inflation sowieso Luxusdebatte. Bleibt nur mehr auf Zinswetten zu setzen um den Hedgenachteil auszugleichen und das beleuchtet die Situation der aktuellen Rentenmärkte, die mehr und mehr zum Platz tradingorientierter Investoren werden, die den Weg in die Bonds gar nicht mehr suchen, sondern gleich die Futures verwenden ihre Wetten umzusetzen. Ob das der Sinn des Ganzen ist? Und noch dazu das, aus Sicht der USA dringend benötigte, frische Kapital ins Land holt? Ob das dem US-Haushalt hilft sein Budgetdefizit wie ewig geübt via fremdem Kapital zu sanieren?
Den Aktienmärkten ist dies scheinbar egal. Sie sind auf die FAANGs dieser Welt konzentriert und so lange es Apple & Co gut geht, wird nicht gejammert. Dumm nur, dass die Arbitrage auch aus den USA heraus nicht funktioniert und somit die Absicherungsnummer auch seitens der US-Investoren nicht nach EU-Land dreht. Das immer dünner werdende Handelsvolumen und die dadurch immer erratischer werdenden Ausschläge sprechen hier die eindeutige Sprache. Neben den brutal negativen Effekten einer MiFID II , die die Liquidität seit Umsetzung in Euroland massiv gebrochen hat und einen Keil zwischen Large Caps und den Rest der Börsen geschlagen hat, kommt nun noch ein nachlassender Appetit US-amerikanischer Investoren dazu. Die fundamental exzellenten Werte werden es schon packen. Keine Sorge. Nur der Weg dorthin wird holpriger, weil volatiler, werden.
Börsepeople im Podcast S22/15: Peter Bösenberg
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