05.06.2018, 5096 Zeichen
Die Ölpreise steigen vorerst nicht weiter. Grund für den Stopp des Aufwärtstrends dürften Meldungen bezüglich geplanter Angebotsausweitungen in Saudi-Arabien und Russland gewesen sein.
Rohöl-Markt verharrt im Angebotsdefizit
Bei den Ölpreisen kommt es bei dem seit Februar bis Ende Mai laufenden Aufwärtstrend vorerst nicht mehr zu einer Neuauflage. Brent-Öl näherte sich bereits der Marke von 80 US-Dollar pro Barrel, beendete den vergangenen Monat Mai letztlich aber bei 77,89 US-Dollar. Das entspricht einem minimalen Monatsplus von aufgerundeten 0,3 Prozent. Auch zu Wochenbeginn ging es weiter bergab.
Grund für den Stopp des Aufwärtstrends unterhalb der erwähnten Marke dürften Meldungen bezüglich geplanter Angebotsausweitungen in Saudi-Arabien und Russland gewesen sein. „Unabhängig davon wie nachhaltig diese Vorhaben tatsächlich sein werden, wirken sie sich kurzfristig aber erst einmal negativ auf die Preisentwicklung aus“, sagt Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH. Saudi-Arabien und Russland hatten sich zuletzt für eine Produktionsausweitung um laut Berichten bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag ausgesprochen. In der Folge wurde diese Zahl aber dementiert. Am 22. Juni soll in Wien auf einem Treffen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) über eine mögliche höhere Fördermenge gesprochen werden.
Nach Einschätzung der HSH Nordbank dürfte der Ölmarkt trotz der am Markt kolportierten Anhebung der Fördermenge um 1 Mio. Barrel/Tag weiterhin im Defizit verharren. Zum einen betrage der Nachfrageüberhang gegenwärtig etwa 1,25 Mio. Barrel/Tag und zum anderen dürfte die Umsetzung der Anhebung der Förderquoten lediglich graduell erfolgen, so Analyst Jan Edelmann. Darüber hinaus sei mit weiteren Produktionsrückgängen in Venezuela und eventuell auch im Iran zu rechnen, welche einen Teil des zusätzlichen Angebots ausgleichen könnten.
Gold fristet ein Schattendasein
Trotz der aktuell krisenlaunigen Nachrichtenlage – US-Präsident Donald Trump verhängt Strafzölle gegen die EU, Kanada und Mexiko, in Italien kommt es zu einer Regierung aus EU-Kritikern - entfernte sich die Gold-Notierung seit Anfang Mai kaum von der 1.300er Dollar/Unze-Marke, geschweige denn wagte einen nachhaltigen Ausbruch nach oben.
Gold stand zuletzt eher im Zeichen der Währungsbewegungen, speziell der ausgeprägten Euro-Schwäche gegenüber dem US-Dollar. Auf US-Dollar-Basis verlor die Notiz im vergangenen Monat Mai 0,2 Prozent. Am Monatsende notierte Gold bei 1.298 US-Dollar. Auf Euro-Basis legte das gelbe Metall allerdings um 3,4 Prozent zu. „Das zeigt einmal mehr die kaufkrafterhaltende Eigenschaft von Gold, wenn Währungen unter Druck geraten“, erläuterte Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH.
In den USA haben die Konjunkturdaten zuletzt überzeugt, so auch die Arbeitsmarktdaten für den Berichtsmonat Mai. Der Beschäftigungsaufbau spürbar höher aus als erwartet, zudem wurden der Zuwachs der beiden Vormonate nochmals nach oben revidiert. Entsprechend steht aus Sicht der Commerzbank die Tür für weitere Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed weit offen. Der Goldpreis gab nach den Zahlen denn auch nach. „Der nächste Zinsschritt sollte bereits bei der FOMC-Sitzung in knapp zwei Wochen erfolgen. Dies dürfte den Goldpreis in US-Dollar vorerst in Schach halten“, so die Fachleute.
Aluminium - Recht gelassene Reaktion auf US-Importzölle
Vergangene Woche am Freitag sind die Ausnahmen der US-Importzölle auf Stahl und Aluminium für die EU, Kanada und Mexiko ausgelaufen. Damit belegt die USA ab sofort auch Aufschläge auf Importe von 25 Prozent auf Stahl und von 10 Prozent auf Aluminium. Kanada hat bereits entsprechende Konsequenzen gezogen und will ab dem 1. Juli seinerseits US-Produkte mit Strafzöllen belegen.
Auch die EU kündigte umgehend als „Vergeltung“ Gegenmaßnahmen an und will ab dem 20. Juni bestimmte US-Produkte mit Zöllen belegen. Sollten die USA daraufhin wie angedroht Strafzölle auf Autoimporte aus der EU verhängen, würde dies den Handelskonflikt aus Sicht der Rohstoffexperten der Commerzbank auf eine neue Eskalationsstufe heben.
Die Industriemetallpreise reagierten nur leicht auf die Verschärfung des Handelsstreits. Der Aluminiumpreis notierte zu Wochenbeginn sogar um ein Prozent höher als in der Vorwoche. Für Beruhigung sorgte nach Einschätzung der Commerzbank auch Chinas offizieller CFLP-Einkaufsmanageridex für die Industrie, der im Mai unerwartet auf ein Acht-Monatshoch von 51,9 Punkten kletterte und damit eine anhaltende Expansion signalisiert. Der weitere Verlauf bleibt jedoch abzuwarten.
Im Original hier erschienen: Ölpreise steigen vorerst nicht weiter
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