21.06.2018, 6789 Zeichen
Warimpex-HV Teil 2. Die erste Wortmeldung kam von Aktionärsvertreter Beckermann. Er gab seiner Freude Ausdruck, dass die Worte "Wiederaufnahme der Dividendenzahlung" wohl bedeuten würden, dass wir ab jetzt regelmäßig mit einer Dividende rechnen können. Bezüglich der Hotelbeteiligungen fragte er, ob es ein Bieterverfahren gegeben hat, wer der Berater war, und was dieser bekommen hat. Weiters interessierte ihn, ob der "relativ hohe Bonus für den Vorstand" mit dem Portfolioverkauf zusammenhängt, und wenn ja, wie. Antwort: Der Portfolioverkauf sei von Credit Suisse unterstützt worden, es habe Erstgespräche mit einigen Interessenten gegeben, rasch habe sich aber die thailändische BTS Group als interessantester Partner herauskristallisiert, sie seien bereits im Hotelgeschäft und wollten auch in Europa Hotels (Liste der verkauften Assets: http://www.warimpex.com/~/media/Files/W/Warimpex-V2/pdf/eng/press-releases/2017/20170601_PI_Warimpex_Closing%20Hotel%20Deal_en_final.pdf). Das Honorar der Credit Suisse sei erfolgsabhängig gewesen, im unteren Bereich, rund 1% des Verkaufspreises, zwischen 1 und 2 Mio. Euro. Im Due Diligence-Verfahren habe es fast keine Abzüge gegeben, wir hätten lange Jahre gekämpft, um in den normalen Transaktionsmarkt zu kommen, wir würden den Verkauf brauchen, der Verkauf sei Teil unseres Geschäfts. Jurkowitsch meinte, er habe damals (beim Börsegang) gesagt, mit dem Erlös eines Verkaufs wolle man jeweils zwei neue Projekte beginnen, das habe bis 2008 funktioniert. Wir würden oft gefragt, warum wir so eine hohe Fremdkapitalquote haben. Es gebe keine Verbindung von Verkauf und Bonus.
Beckermann fragte weiters, warum es nach Ablösung der Wandelanleihe nun eine neue Wandelanleihe in doppelter Größe geben soll. Jurkowitsch versicherte, es handle sich um einen reinen Vorratsbeschluss. Beckermann interessierte, warum man in Polen mit Bialystok in einer "relativ strukturschwachen Region" (wenn man Wikipedia zu Rate zieht, könnte das mit der strukturschwachen Region stimmen, kulturell dürfte die Stadt aber sehr wichtig gewesen sein, auch Ludwik Zamenhof, der Begründer von Esperanto, stammte von dort) investiert. Jurkowitsch meinte, eine französische Gruppe gehe dorthin, dort finde man Menschen (Arbeitnehmer), alle unsere polnischen Städte seien nicht weit vom nächsten Flughafen entfernt, man wolle nach dem Flug nicht noch Stunden vom Flughafen wegfahren. Bialystok sei verkehrsmäßig am besten erschlossen, und dort gebe es Arbeitskräfte, viele Polen, die in Weißrussland leben. Anmerkung: Es dürfte sich nicht um ausgewanderte Polen handeln, sondern um Polen, die nach mehrmaligen Grenzverschiebungen auf einmal zu einem anderen Land gehörten. Neben dem Rubel sei auch die weißrussische Währung stark gefallen, um rund 50%. Qualifizierte Fachkräfte würden gesucht. Beckermann fragte nach den Plänen für das Palais Hansen, laut Jurkowitsch gehöre dieses der Warimpex gemeinsam mit der Wiener Städtischen und Porr (Anmerkung: an der Palais Hansen Immobilienentwicklung GmbH dürfte eine ehemalige Porr-Tochter zu 33,6% beteiligt sein, die mittlerweile zur UBM gehört; der Warimpex-Anteil ist 9,9%), es gebe keinen geordneten Verkaufsprozess, es gebe immer wieder Anfragen auch von Maklern ohne Auftrag, sogar uns selbst sei das Palais bereits angeboten worden.
Ein Aktionär fragte nach den Kosten fürs Listing in Polen. Das sei nicht teuer, hörten wir, es koste nur ein paar Tausend Euro, und ein paar Tausend Euro für die Übersetzung des Geschäftsberichts ins Polnische. Das mache Sinn, da der Hauptteil unserer Aktionäre in Polen sei. Ein Aktionär beklagte eine Payout-Ratio von nur 8%, man hätte die Dividende (7 Cent) schon aufrunden können, auf diese 1 Million käme es nicht an, zumal die letzte Dividende vor Jahren noch 25 Cent betragen habe, 20 Cent wäre angemessen. Jurkowitsch sagte: "Wir sind ja auch Aktionäre." Sie würden auch eine höhere Dividende wollen, aber zuerst müsse man die Bilanz in Ordnung bringen. Die Dividende könnte höher sein, aber um eine Verwässerung zu vermeiden, habe man die Entscheidung getroffen, die Wandelanleihe zurück zu kaufen. Man habe auch eine nachhaltige Dividende gewollt. Wenn keine negative Überraschung komme, würde man die Dividende steigern. Zur Frage nach dem Grund des Hotelverkaufs sagte Jurkowitsch, in Prag seien die Renditen nicht mehr wie vor Lehman, die Nachfrage sei zwar da, aber es gebe mittlerweile viel Konkurrenz. Das B52 bringe 7,3% Rendite, St. Petersburg 15% (in russischer Währung, wie später präzisiert wurde), das Entwicklungsprojekt in Krakau bringe schon vor dem Bau der zusätzlichen Büroflächen eine zufriedenstellende Rendite, nicht unter 5%.
Ein Aktionär, der mit Jurkowitsch per Du ist, gratulierte zur "sensationellen" Rendite in St. Petersburg, mit einem Seitenhieb auf die Immofinanz, die (es ging da offenbar auch um den Aktienrückkauf, Immofinanz hätte lieber billige eigene Aktien zurück kaufen sollen, anstatt teurer Aktien von fremden Firmen, soweit ich das verstanden habe) etwas falsch mache. Jurkowitsch bekräftigte noch einmal, dass ein Aktienrückkauf wegen polnischer Fristen zur Zeit nicht möglich sei, aber man wolle "im zweiten Halbjahr was machen". Zu einer Frage nach dem Grund für verminderte latente Steuern kam die Antwort, man habe etwa 38 bis 39 Mio. Verlustvorträge in der Mutter, man habe aber gerade eine Betriebsprüfung, jedenfalls könnten diese Verlustvorträge schwer verwertet werden, weil die Verkäufe über Share Deals abgewickelt würden, es sei schwierig, in der Holding Gewinne zu machen. Diese würden in Projektgesellschaften erzielt.
Zu Beginn der Abstimmungen waren 78 Aktionäre bzw. Aktionärsvertreter mit 33,749.827 Stimmen anwesend, das sind 62,5% des Grundkapitals. Vorstand und Aufsichtsrat wurden in Einzelabstimmungen jeweils mit 100% der Stimmen entlastet. Bei den Aufsichtsratsvergütungen (135.000 Euro wie immer, plus 68.000 Euro Bonus dieses Mal) gab es immerhin 2 Gegenstimmen, die gesamt 13.060 Stimmen (0,04%) aufbrachten: ein hiesiger Privatanleger mit 281 Stimmen und die "Public Employees Retirement Association of Colorado" mit 12.779 Stimmen. Auch wenn immer wieder (in Österreich, nicht speziell bei Warimpex) AR-Vergütungen wie im westlichen Ausland gefordert werden: Diese 203.000 Euro dürften in Colorado offenbar doch viel Geld sein. Ernst&Young als Abschlussprüfer dagegen fand wieder ungeteilte Zustimmung, keine Gegenstimmen, Hubert Staszewskis Wiederwahl wurde auch mit 100% bestätigt. Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals und bedingte Erhöhung des Grundkapitals bekamen jeweils etwas mehr als 83% der Stimmen. Während die meisten Wiener wie immer JA-Sager (wer nicht aufzeigt, wird beim Subtraktionsverfahren automatisch als zustimmend gewertet) waren, kam von US-Amerikanern, Polen und Kärntnern ein klares NEIN.
Börsepeople im Podcast S22/12: Birgit Puck
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