26.06.2018, 5614 Zeichen
Das Edelmetall Gold kommt trotz zahlreicher Krisenherde nicht aus den Puschen: Was sind die Hauptbelastungsfaktoren? Experten zufolge sorgt vor allem die Währungsentwicklung für Druck.
Rohöl: OPEC+ grundsätzlich einig über Förderausweitung
Nach der Einigung der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) auf eine höhere Ölproduktion sind zehn weitere, Nicht-OPEC-Förderländer nachgezogen. Dazu gehören Russland und Mexiko, die am Samstag mit den OPEC-Staaten in Wien zusammengekommen sind. Zuletzt hatten die kooperierenden Staaten (OPEC+) in Summe rund 1 Mio. Barrel Öl am Tag weniger produziert, als mit dem Förderlimit von Anfang 2017 vereinbart. Diesen Spielraum wollen die Erdöl-Exporteure nun wieder vollständig nutzen. Zuletzt hatten unerwartete Produktionsausfälle in Venezuela, Libyen und Angola die Sorge vor Lieferengpässen geschürt.
Mit Russland und weiteren Förderländern hatte sich die OPEC vor anderthalb Jahren darauf geeinigt, die Produktion um 1,8 Millionen Barrel täglich zu drosseln. Grund war der seinerzeit sehr niedrige Ölpreis. Saudi-Arabien kündigte nun eine „messbare Erhöhung“ der Ölproduktion vom kommenden Monat Juli an. Damit wolle man den Markt stabilisieren. Zu einem konkreten gemeinsamen Produktionsziel konnten sich die OPEC+-Staaten aber nicht durchringen. „Die Situation hat einen Richtungswechsel nötig gemacht", sagte Saudi-Arabiens Energieminister Khalid Al-Falih. So hätte etwa Indien die OPEC darauf hingewiesen, dass der hohe Ölpreis ihre Wirtschaft belaste. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass eine zusätzliche Produktion von einer Million Barrel am Tag im zweiten Halbjahr nötig ist“, so Al-Falih.
Der Ölpreis (Brent) legte trotz der Vereinbarung zunächst zu. „Ganz offensichtlich sind einige Länder nicht in der Lage, mehr zu produzieren", sagte Al-Falih. Experten gehen davon aus, dass nur Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait sowie Russland ihre Ölproduktion schnell hochfahren können. Al-Falih zufolge sollen Länder mit mehr Kapazitäten für andere einspringen.
Gold: Spielball der Währungsentwicklung
Der Goldpreis fiel vergangene Woche auf ein Sechs-Monatstief von gut 1.260 US-Dollar je Feinunze. Zu Wochenbeginn handelte das Edelmetall nur wenige Dollar über der Marke. Von April bis Mai 2018 hat der Goldpreis damit rund sieben Prozent an Wert verloren. Mitte Mai war die Notiz unter die Marke von 1.300 US-Dollar je Feinunze gefallen und war danach für mehrere Wochen um diese Marke geschwankt.
Was sind die Hauptbelastungsfaktoren? Aus Sicht der Commerzbank ist die Währungsentwicklung ein wichtiger (aktuell negativer) Treiber für den Goldpreis. Der US-Dollar befinde sich seit Mitte April im Höhenflug, was Druck auf den Goldpreis ausübe, erklärte Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht. Der handelsgewichtete US-Dollar-Index erreichte zuletzt ein 11-Monatshoch. Die Aufwertung der US-Währung korrespondierte dabei mit einem kräftigen Anstieg der US-Anleiherenditen. Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen stieg Mitte Mai auf das höchste Niveau seit annähernd sieben Jahren. „Dass der US-Dollar bei diesen Rahmenbedingungen aufwertet und der Goldpreis nachgibt, ist daher keine Überraschung“, so Lamprecht. Schließlich werfe Gold keine Zinsen ab.
Eine gesteigerte Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen hat es trotz zahlreicher Krisenherde bis zuletzt nicht gegeben. Zu nennen sind hier zuvorderst die bestehenden Handelskonflikte, politische Krisen wie rund um Italien oder das Migrations-Thema, sowie der Streit über die Iran-Sanktionen. Laut dem World Gold Council zeigte sich die physische Nachfrage in diesem Jahr bisher verhalten, und auch die Investmentnachfrage lässt dem aktuellen Commitment-of-Traders-Report nach zu urteilen zu wünschen übrig. Die spekulativen Käufe hielten sich im Mai und Anfang Juni in Grenzen. „Ohne Impulse seitens der Investmentnachfrage dürfte der Goldpreis ein Spielball der Währungsentwicklung bleiben“, meint Analystin Lamprecht. Bei fortgesetzter Dollar-Aufwertung seien daher nochmalige Rücksetzer möglich. Nichtsdestotrotz bleibt der weitere Verlauf abzuwarten.
Kupfer: Notierung kann hohes Niveau nicht halten
Der Kupferpreis bewegte sich zu Wochenbeginn auf einem Drei-Wochentief bei 6.770,00 US-Dollar je Tonne. Seit Erreichen eines Vier-Jahreshochs Anfang Juni hat das Industriemetall damit knapp acht Prozent an Wert verloren.
Experten gehen davon aus, dass es für das rote Metall noch weiter bergab gehen könnte. Zu dieser Einschätzung führen einerseits schwächere Wirtschaftsdaten aus China. Aktuelle Daten zur chinesischen Industrieproduktion, zu Investitionen und Einzelhandelsumsätzen könnten auf eine Abschwächung der Konjunktur in dem für den Kupfermarkt besonders wichtigen Nachfragerland hindeuten.
Hinzu kommt der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China. „Wir gehen davon aus, dass sich die chinesische Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte abkühlen wird, so dass es einen fundamentalen Grund für niedrigere Kupferpreise gibt“, sagte Caroline Bain, Analystin bei Capital Economics, zu Reuters. Vieles hänge auch von den neuen Nachrichten aus den USA und China bezüglich des Handelskonflikts ab, so Bain. „Jede weitere Eskalation dürfte die Kupferpreise weiter abwärts schicken“.
Im Original hier erschienen: Gold: Währungsentwicklung sorgt für Druck
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