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voestalpine-HV: Über das Catering (Günter Luntsch)

Bild: © diverse photaq, Obst Essen Schön

10.07.2018, 3561 Zeichen

Caterers Überforderung. Das Leben der meisten Menschen ist trist, es gibt kaum etwas, das einem noch Freude bereiten kann. Der einzige Luxus, den sich viele Menschen gönnen können und/oder wollen, ist gutes Essen und gutes Trinken. Daher wird Essen und Trinken überbewertet. Die Fluggäste rotten sich zusammen und rebellieren, wenn es kein Essen gibt. Dabei ist vieles doch viel wichtiger als das Essen, z.B. dass man sicher von A nach B kommt. Essen, das ist Nebensache, wirklich Nebensache. Und selbst wenn man auf einem 10-Stunden-Flug nur Soletti oder Zwieback kriegt, bricht die Welt nicht zusammen. Außer man ist Business-Passagier und hat fürs besondere Essen 200% Aufschlag auf den Economy-Preis bezahlt. Dieser Tage habe ich geschrieben, dass das Airline-Catering die Hölle ist. Für den Caterer, für sein Personal, für alle Zulieferer. Aber auch das Catering auf festem Boden kann bei Personen zu Überforderung führen, die dem Stress nicht gewachsen sind, wenn 150 Leute gleichzeitig aus drei Bussen steigen.

Ich war die letzten Jahre immer auf der Voestalpine-Hauptversammlung, und das Essen und Trinken hat immer gepasst, genauso wie der Kaffee. Es war immer ein schöner Event, weil Aktionäre aus Oberösterreich, der Steiermark, Wien und Niederösterreich zusammengekommen sind, man konnte sich also mit fast ganz Österreich austauschen. Heuer habe ich einmal gefehlt, Zeitmangel. Und grad heuer soll sich gar Lustiges zugetragen haben, also für mich als Unbeteiligten hört es sich lustig an, aber die Aktionäre, die mir diese Geschichte zugetragen haben, waren schon ziemlich geschockt:

Der stämmige bärtige Cateringleiter soll gebrüllt haben: "Wie die Tiere! Sogar Milch und Zucker packen sie ein!" Und als jemand nach Bier gefragt hat, weil Voestalpine-Personal Bier getrunken hat, soll er gebrüllt haben: "Haben! Haben! Ihr wollt immer nur haben!" Halb im Dialekt. Bier gab es für Normalaktionäre also nicht. Sollte der Linzer eine Allergie gegen Steirer oder Wiener haben, so sollte er diese trotzdem nicht in seinem Job ausleben. Wenn er wirklich jemanden gesehen hat, der Milch und/oder Zucker eingepackt hat, so soll er sich bei diesem beschweren. Aber nicht alle Aktionäre zusammenbrüllen.

Das Mahl war knapp bemessen. Jemand brachte das auf der Hauptversammlung zur Sprache, worauf Eder geantwortet haben soll: "Wir sind kein Catering!" Ich nehme an, dass Caseli der Caterer war, wie in den anderen Jahren. Caseli ist eine Tochter der Voestalpine. Wie gesagt, ich war immer zufrieden, umso mehr überrascht es mich, dass es heuer ganz anders war. Ein Linzer Aktionär, der immer stolz auf die Bewirtung in Linz (im Vergleich zu Wien) war, sagte gar: "Schade. Jetzt kann man nur mehr in die Steiermark fahren, dort wissen sie noch, wie man bewirtet."

Ja, Essen wird überbewertet, viel braucht man ja wirklich nicht zum Leben, und die Möbelhäuser schaffen es, ihre Kunden mit 2,90-Euro-Mahlzeiten glücklich zu machen. Es ist nur ein Zeichen der Wertschätzung, ob man Gästen etwas aufwartet, wie man sie empfängt, und was man ihnen auftischt. Und sei die Mahlzeit noch so klein: Ohne "Wie die Tiere!" und ähnliche Insultationen schmeckt es ungleich besser. Ich meine wirklich: So eine Ausdrucksweise ist ein absolutes No-Go. An Linz kann es nicht liegen, ich kenne genug Linzer, die sich niveauvoll ausdrücken. Und gerne denke ich an die Hauptversammlungen mit Strahammer zurück, er hat sich persönlich darum gekümmert, dass jeder Gast sich wohl fühlt. Damals, ja damals haben wir uns wie eine große Familie gefühlt, wir Voestler.
voestalpine (41,63/41,68 , -0,82% )

 


(10.07.2018)

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