11.07.2018, 6898 Zeichen
Nicht wenige Analysten sprechen bereits in einem „Worst Case-Szenario“ von Ölpreisen bis zu 100 Dollar je Barrel als Folge des wachsenden Angebotdefizits. Unplanmäßige Förderausfälle und eine steigende Nachfrage lassen das Szenario zur Realität werden..
Rohöl: Angebot droht sich weiter zu verknappen
Vergangene Woche hatte Reuters gemeldet, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion im Juni um 458.000 Barrel/Tag (bpd) ausgeweitet hatte und dem Markt 10,58 Mio. bpd zur Verfügung stellt, was darauf schließen ließ, dass zusätzlich die Lager angezapft wurden, um die Marktsituation zu entspannen. Denn die Angebotssituation ist laut Sanford Bernstein nicht weniger als dramatisch: Laut dem Analysten hat das Überangebot über die letzten Jahre eine chronische Unterinvestitionen überdeckt, und jeder weitere Angebotsmangel hätte das Potenzial die Preise sogar stärker als 2008 in die Höhe zu treiben.
Nicht wenige Analysten sprechen bereits in einem „Worst Case-Szenario“ von Ölpreisen bis zu 100 Dollar je Barrel als Folge des wachsenden Angebotdefizits. Die OPEC-Staaten haben sich auf ihrem halbjährlichen Treffen am 22. Juni zwar auf eine Anhebung der Fördermenge ab dem 01. Juli um 1 Mio. Barrel pro Tag im Vergleich zum Produktionsniveau im Mai dieses Jahres geeinigt. Doch zum einen ist es recht ambitioniert, anzunehmen, dass die Produktion in der Breite zeitnah ausgeweitet werden könnte, da in vielen Förderländern die technisch möglichen Produktionsgrenzen bereits jetzt erreicht sind.
Zum anderen gibt es in anderen Förderländern einige Probleme, die die Produktion behindern, vor allem in Venezuela, Kanada und im Iran. Von November an wollen die USA jene Länder, die Öl aus Iran importieren, mit Strafen belegen. Die Exporte des Landes würden entsprechend stark fallen und damit auch das Angebot auf dem Weltmarkt. „Nachdem die Trump-Administration eine maximale Konfrontation mit dem Iran andeutete und seitens Iran die Unterbrechung der Schiffspassage in der „Straße von Hormuz“ angedroht wurde, hat die Wahrscheinlichkeit von massiven Lieferausfällen und Brent-Notierungen bis zu 100 Dollar je Barrel zugenommen, urteilten die Analysten der Helaba.
Dazu kommen derzeit weitere, unplanmäßige Ausfälle in Kanada. Hier soll nach dem Ausfall der Ölsandverarbeitungsanlage die Produktion in drei Schritten langsam wieder hochgefahren werden. Erst im Herbst soll die Anlage wieder ihre ursprüngliches Produktionskapazität von 360.000 Barrel pro Tag erreichen. Derweil läuft die Weltwirtschaft trotz Handelsstreits noch gut und damit steigt die Nachfrage nach Öl. All das dürfte dafür sorgen, dass der Ölpreis bis auf Weiteres nicht mehr deutlich sinken wird.
Gold: Sprunghafte Erholungen nicht zu erwarten
Das gelbe Metall hatte zuletzt trotz erhöhter politischer und wirtschaftlicher Risiken keinen guten Stand. Vergangene Woche verbilligte sich Gold deutlich, die Notiz rutschte bis auf 1.239 US-Dollar je Feinunze ab. „Der robustere US-Dollar scheint doch größere Vorbehalte an den „Papiermärkten“ zu bewirken“, kommentierten die Experten der Helaba in einem Report zum Rohstoffmarkt. Das lokale Tief der Notierungen müsste aber nahe sein. Sprunghafte Erholungen seien aber nicht zu erwarten, hieß es weiter.
Zu Wochenbeginn zeigte sich Gold wieder fester bei 1.262 US-Dollar je Unze. Nach Einschätzung der Commerzbank profitierte die Notiz von den Turbulenzen in der britischen Regierung. Am Montag hatten sowohl Brexit-Minister Davis als auch Außenminister und harter Brexit-Befürworter Johnson ihre Rücktritte eingereicht. Premierministerin Theresa May sei nun gezwungen, wichtige Ministerien neu aufzustellen, was die Unsicherheit erhöhe, so die Fachleute der Commerzbank. Großbritannien scheidet in knapp neun Monaten offiziell aus der EU aus.
Das vergangene Woche veröffentlichte Sitzungsprotokoll des letzten US-Notenbanktreffens signalisiert, dass die Währungshüter in den USA bereit sind, die Zinsen angesichts der weiterhin als stark beschriebenen US-Wirtschaft weiter anzuheben. 2019 könne der Leitzins dabei ein Niveau erreichen, dass nicht mehr als die Wirtschaft ankurbelnd beschrieben werden könne, hieß es. Die Zeit der lockeren Geldpolitik nach der Finanzkrise wäre damit endgültig vorbei.
Gleichzeitig warnten die Notenbanker jedoch auch davor, dass die Handelspolitik von Präsident Trump Investitionen verhindern und das Wirtschaftswachstum schwächen könnte. Marktbeobachter sind jedoch skeptisch, ob die Fed angesichts der anhaltenden Unsicherheit über die weitere Entwicklung bei den Strafzöllen doch noch eine etwas dovishere Haltung annehmen wird. „Gold ist überverkauft, so dass ich davon ausgehe, dass die Notierungen etwas zulegen, derweil die Zinserwartungen sinken werden – möglicherweise in Richtung nur noch einer Zinserhöhung in diesem Jahr anstelle von zweien“, zitierte das Portal Investing.com Alasdair Macleod, Leiter des Research bei Goldmoney in Toronto.
Zink: Höheres Angebot auf dem Weltmarkt
Während andere Industriemetalle, wie beispielsweise Kupfer, unter dem Handelskrieg zwischen den USA und China Einbußen verzeichneten, hat sich der Zinkpreis zuletzt erholen können und ist wieder von seinem zwischenzeitlich erreichten Zwölfmonatstief bei 2.667,00 US-Dollar je Tonne zurückgekommen.
Das staatliche chinesische Research-Institut Antaike erwartet, dass die Zinkproduktion in China im dritten Quartal wegen geplanter Wartungsarbeiten und Kürzungen der Schmelzen auf das niedrigste Niveau seit 2015 fällt, wie die Analysten der Commerzbank berichteten. In Südafrika sei wie geplant die „Gamsberg“-Zinkmine in Betrieb genommen worden. Die Mine solle laut Angaben des Betreibers in neun bis zwölf Monaten ihre maximale Produktionskapazität von 250.000 Tonnen pro Jahr erreichen, hieß es weiter.
„Damit zählt sie zu den zehn größten Zinkminen der Welt. Sie hat eine erwartete Lebenszeit von 30 Jahren. Da Anfang Mai zudem die ‚Dugald River‘-Zinkmine in Australien ihre kommerzielle Produktion erreicht hat – ebenfalls eine Top-10-Mine –, steht dem globalen Zinkmarkt zukünftig deutlich mehr Angebot zur Verfügung“, so die Commerzbank-Analysten.
Im Original hier erschienen: Rohöl: Angebot droht sich weiter zu verknappen
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