08.04.2019, 6348 Zeichen
Die Sharing Economy ist an der Börse angekommen. Vergangene Woche startete der Online-Fahrvermittlungsdienst Lyft auf dem Börsenparkett. Weitere IPO-Kandidaten stehen bereit.
Mit Lyft ist nun auch die Sharing Economy an der Börse angekommen. Der amerikanische Mitfahrdienst gab am vergangenen Freitag sein Debüt an der Technologiebörse NASDAQ. Das IPO verlief aus Sicht des Unternehmens zunächst äußerst erfreulich. Immerhin konnte man die eigenen Anteile am oberen Ende der Preisspanne platzieren und dadurch mehr als 2,2 Mrd. USD einnehmen. Wenig später setzten allerdings Gewinnmitnahmen ein, welche die Lyft -Aktie dann sogar unter ihren Ausgabekurs drückten. Schon rätseln Beobachter, welche Konsequenzen dies für den deutlich größeren Konkurrenten Uber haben könnte, der sich ebenfalls auf sein IPO vorbereitet. Hier wurde zuletzt ein Börsenwert von bis zu 120 Mrd. USD in Aussicht gestellt. Zum Vergleich: Lyft bringt es aktuell auf eine Gesamtbewertung von knapp 24 Mrd. USD. Die mit dem Uber-IPO betrauten Banken haben also allen Grund, den Lyft-Kurs genau zu beobachten.
Technologie des Teilens
Egal ob Lyft, Uber oder der ebenfalls als IPO-Kandidat gehandelte Ferienwohnungs-Vermittler Airbnb, sie alle haben ihren Sitz im Silicon Valley. Dort schlägt das Herz der Sharing-Economy, was eigentlich kaum verwunderlich ist. So wenig Lyft und Uber nämlich klassische Fahrdienstunternehmen sind, so wenig ist Airbnb ein Reiseveranstalter. In Wahrheit handelt es sich in allen drei Fällen um hochinnovative Technologieunternehmen. Und im Technologiebereich bleiben die USA der Taktgeber. In Europa müssen wir uns dagegen zunehmend auch mit den negativen Folgen des Teilens befassen: Dass vor allem immer mehr jüngere Leute auf ein eigenes Auto bewusst verzichten, bereitet beispielsweise der hiesigen Autoindustrie zunehmend Kopfzerbrechen. Uber und Lyft kann diese nüchterne Einstellung zum Automobil dagegen nur Recht sein.
Performance-Dickschiffe auf Gewinnkurs
Ein klares Übergewicht haben US-Aktien auch im wikifolio Investmentideen von Thomas Schreyer (tomtomstocks). So handelt es sich bei acht seiner insgesamt zehn Positionen um US-Firmen, die wie Mastercard , Visa , Facebook oder Amazon ihren Markt mehr oder weniger deutlich dominieren, und eher ungern teilen. Tatsächlich dürfte es diese führende Rolle sein, die den genannten Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile sichert. Die Auswahl seiner Aktien trifft Schreyer anhand fundamentaler Daten, wobei er sich an der operativen Performance der Unternehmen in der Vergangenheit orientiert. Diese könne ein starkes Indiz für die künftige Wertentwicklung sein. Bei der Streuung der Einzelrisiken vertraut er einer maßvollen Diversifikation. Zwischen fünf und zehn Aktien sollen die wikifolio-Struktur bestimmen. Den langfristigen Erfolg dieser Strategie dokumentiert ein Wertzuwachs von inzwischen über 200 % seit dem Start im Mai 2014. Auch in der schwierigen Börsenphase der letzten zwölf Monate erzielte Schreyer mit einem Plus von knapp 30 % einmal mehr ein hervorragendes Ergebnis.
Die vielen Wege nach Rom
An der Börse kann es durchaus ein kluger Ansatz sein, sich auf nur eine Anlagestrategie festzulegen. Die Vorgehensweise von Stefan Uhl (Smyl) ist das freilich nicht. Bei seinem wikifolio GroDiVal TrendInvest lässt er sich vielmehr von einer anderen Idee leiten: Denn nicht erst seit der Diskussion „Value versus Growth“, die auf beiden Seiten mit guten Argumenten geführt wird, ist klar, dass auch beim Anlegen mehr als nur ein Weg nach Rom führt. Uhls Devise ist daher nicht „entweder oder“, sondern „sowohl als auch“. Dass er das eine tut, ohne das andere zu lassen, signalisiert er bereits mit dem Namen seines wikifolios. Das Kunstwort „GroDiVal“ steht für drei unterschiedliche Anlagestile: Wachstumswerte (Gro’wth), Dividendentitel (Di’vidende) und unterbewertete Aktien (Val‘ue). Beim Timing seiner Käufe und Verkäufe greift Uhl zudem auf die Technische Analyse zurück. Verluste versucht er über ein aktives Risikomanagement zu begrenzen. Derzeit finden sich in seinem wikifolio erstaunlich viele deutsche Mid Caps und Small Caps. Mit seinem Anlagemix brachte es Uhl in den vergangenen zwölf Monaten auf ein Plus von rund 15 %. Gemessen am Startdatum im Oktober 2013 beträgt die Performance sogar beeindruckende 334 %.
Positives in Serie
Das erste Quartal 2019 verlief für die meisten Aktienanleger insgesamt recht erfreulich. Wie es den Unternehmen in dieser Zeit tatsächlich ergangenen ist, wird schon bald die Berichtssaison zeigen. Dann wird auch Christian Nüchter (Dapang) wieder besonders genau hinsehen, schließlich beschäftigt sich sein wikifolio Earnings Per Share Surprise Trader mit den positiven Überraschungen bei der quartalsweisen Zahlenschlacht. Nach Nüchters Erfahrung bleibt es nämlich oft nicht bei einer einmaligen positiven Überraschung: Zum einen werden in der Folge meist auch die Gewinnschätzungen für das betreffende Unternehmen angehoben, zum anderen ist häufig zu beobachten, dass ein Unternehmen, das bereits einmal positiv überrascht hat, dies in der Zukunft noch häufiger tut. Das sind zwei starke Argumente für weiter steigende Kurse. In seinem wikifolio setzt Nüchter derzeit stark auf US-Aktien und eine vergleichsweise breite Streuung, was das Risiko der Einzelinvestments entsprechend reduziert. Zur Absicherung in unsicheren Marktphasen können auch Short-ETFs genutzt werden. Angesichts eines Zugewinns von 27 % in den letzten zwölf Monaten bzw. über 215 % seit Auflage im August 2012 darf der Beweis für die Praxistauglichkeit dieser Strategie als erbracht gelten.
Das sollten Anleger in den nächsten Wochen im Auge behalten
Auch wenn wir bis zu dieser Stelle das leidige Thema Brexit vermeiden konnten, holt es uns beim Ausblick nun doch noch ein. Inzwischen hat sich auch das britische Parlament für einen weiteren Aufschub bis zum 22. Mai ausgesprochen – mit der denkbar knappsten Mehrheit von nur einer Stimme.
Das alte Datum (12. April) ist damit erst einmal vom Tisch – der Brexit also auf dem Weg zur „unendlichen Geschichte“?! Kommenden Mittwoch werden wieder US-Konjunkturdaten in den Fokus der Börsianer rücken. Dann steht die Veröffentlichung der Verbraucherpreise an, von der sich Beobachter Rückschlüsse auf die Inflation und die weiteren Zinsschritte der US-Notenbank erhoffen.
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