20.09.2023,
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Wien (OTS) - Der österreichische Handel ist mit 709.000 Beschäftigten
laut Statistik Austria der größte Arbeitgeber des Landes und mit
93.200 Unternehmen der Wirtschaftszweig mit den meisten Unternehmen.
Dennoch steckt die Branche in einer ihrer größten Krisenphasen
aufgrund von rückläufigen Umsätzen und explodierenden Kosten. Auf
welche Handelssparten und Produktgruppen sich die Privatausgaben im
stationären Einzelhandel sowie im Onlinehandel 2022 verteilt haben
und welche Auswirkungen die Teuerung sowie die Energiekrise auf das
Konsumverhalten haben, untersucht die brandneue Studie "Österreichs
Handel in Zahlen" vom Beraternetzwerk KREUTZER FISCHER & PARTNER für
den Handelsverband. Darüber hinaus liefert der Report die erste
Jahresprognose für das Gesamtjahr 2023.
Zwtl.: Minus 0,3%: Wirtschaftliches Comeback 2022 nicht geglückt
Wie die detaillierten Zahlen von KREUTZER FISCHER & PARTNER
zeigen, ist dem Handel das erhoffte Comeback im Jahr 2022 nicht
geglückt. Im Vergleich zu dem noch von den Corona-Lockdowns
durchzogenen Jahr 2021 stiegen die einzelhandelsrelevanten Ausgaben
der privaten Haushalte (ohne Kfz) im Vorjahr um insgesamt 7,3%
(nominell) auf 75,1 Mrd. Euro (2021: 70,0 Mrd. Euro). Real blieb die
Nachfrage damit aber um -0,3% unter dem Niveau des
Vergleichszeitraums.
"Im Teuerungsjahr 2022 sahen sich viele Österreicherinnen und
Österreicher wegen der hohen Strompreise und Mietkosten dazu
gezwungen, bei den Einkäufen zu sparen", erklärt
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die zentralen Ergebnisse
der Studie. "Pandemiebedingte Nachholeffekte haben sich leider als
Strohfeuer herausgestellt. Von einer Rückkehr zum Konsumverhalten wie
vor Corona 2019 kann aufgrund der veränderten Kaufgewohnheiten hin zu
Dienstleistungen sowie angesichts einer schmelzenden Kaufkraft keine
Rede sein." Zwar konnten im Vorjahr insbesondere Branchen wie der
Bekleidungs- und der Schuhhandel (+19,9%) von Nachholeffekten
profitieren, doch auch diese blieben unter den Umsatzniveaus der
Jahre vor 2019.
Zwtl.: Exorbitante Ausgabenverschiebung zu Urlaub und Freizeit
Eine Ausnahme stellt der Sportartikelhandel dar, der 2022 die
Verluste von 2020 und 2021 aufholen bzw. mit einem Wachstum von +34%
auch das Vorkrisenniveau übertreffen konnte. "Hauptverantwortlich
dafür ist der wieder angesprungene Tourismus. Das zeigt ein Blick auf
die Details. So ist der Verleih von Sportgeräten mit +89% am weitaus
stärksten gewachsen. Auch hier zeigt sich der Trend weg vom Warenkauf
hin zu Dienstleistungen", gibt Studienautor Andreas Kreutzer,
Geschäftsführer von KREUTZER FISCHER & PARTNER, Auskunft.
Generell ist eine deutliche Verschiebung der Konsumausgaben in
Richtung Urlaub und Freizeit zu bemerken. Laut den aktuellen Daten
sind die Ausgaben in diesem Bereich im Jahr 2022 um +45,5% gewachsen.
Eine Entwicklung, die sich heuer fortsetzen wird: Für 2023
prognostiziert Kreutzer ein weiteres Wachstum um +23%.
Zwtl.: Prognose 2023: Einbruch bei den Handelsausgaben (- 3,9%)
Der durch die multiplen Herausforderungen der letzten Jahre
geschwächte Einzelhandel befindet sich auch im zweiten Jahr der
Teuerungskrise weiter auf dem Rückzug. Für nahezu alle Warengruppen
geht die Studie in ihrer Prognose für das Gesamtjahr 2023 von real
rückläufigen Ausgaben aus:
Nahrungs- und Genussmittel: -2,6%\nGesundheit und Körperpflege: +0,9%\nModeartikel: +1,4%\nEinrichtung/Hausrat: -11,7%\nElektrogeräte/IT: -7,8%\nSportartikel: -1,6%\nBücher/Zeitschriften: -11,2%\nHaus & Garten: -11,5%\n Minus 9,3 %: Onlinehandel verliert erneut massiv
"Insgesamt schrumpft die Nachfrage im Einzelhandel heuer
signifikant um –3,9 Prozent. In manchen Handelssparten geht die
Prognose sogar von einem inflationsbereinigten Rückgang von mehr als
zehn Prozent aus. Auch der eCommerce wird 2023 erneut deutlich
verlieren, wir erwarten ein Minus von 9,3 Prozent", so
Handelssprecher Rainer Will.
"Selbst im Modehandel, der zwar ausgehend von einem katastrophalen
Niveau immerhin etwas zulegen konnte, bleiben die Umsätze weiterhin
klar unter jenen der Vor-Corona-Zeit. Das alles bei gleichzeitig
stark gestiegenen Kosten für Energie, Personal und Logistik", sagt
Harald Gutschi, UNITO/OTTO Group Geschäftsführer sowie Vizepräsident
des Handelsverbandes und Leiter der Plattform "eCommerce, Marktplätze
& Versandhandel".
Wohin fließt das Geld, wenn nicht in den Handel? Neben Urlaub und
Freizeit streicht Studienautor Andreas Kreutzer einen weiteren
Bereich hervor: "Die Wohnkosten, die bereits im Vorjahr um 16 Prozent
gestiegen sind, legen heuer noch einmal um mehr als neun Prozent zu.
Allein in diesem Bereich sind die Ausgaben der Österreicherinnen und
Österreicher somit innerhalb von zwei Jahren um 6 Mrd. Euro
gestiegen."
Zwtl.: Handel vor existenziellen Herausforderungen – Regierung muss
gegensteuern!
Die neuesten Zahlen von KFP bestätigen die dramatische Lage, auf
die der Handelsverband schon seit Monaten hinweist. Das belegten auch
die Ergebnisse der jüngsten HV-Händlerbefragung:
27% der Händler haben noch immer nicht alle
Corona-Entschädigungen in voller Höhe erhalten\n5% sind von Rückforderungen der COFAG betroffen\n51% kämpfen mit Personalmangel\n52% können sich keine verstärkten Investitionen leisten,
obwohl diese notwendig wären\n "Die allgemeine wirtschaftliche Lage ist zurzeit herausfordernd
und der Handel ist besonders stark von der negativen Konsumstimmung
betroffen. Jeder zweite Handelsbetrieb kann sich in dieser
schwierigen Marktlage keine verstärkten Investitionen in
Digitalisierung, Ladenbau, Klimaschutz oder Marketing leisten, obwohl
diese als notwendig erachtet werden", bestätigt Harald Gutschi.
"Man sieht, dass unsere Händler ihren Beitrag geleistet haben, um
den Preisauftrieb der Inflation für jede Geldbörse abzufedern – auch
auf Kosten der eigenen Marge. Die Zahl der Insolvenzen ist im ersten
Halbjahr bereits um zehn Prozent gestiegen, die Schließungen nehmen
ebenso breitflächig zu. Viele Händler stehen bereits mit dem Rücken
zur Wand. Die Bundesregierung ist aufgefordert, mit gezielten
wirtschaftspolitischen Stabilisierungsmaßnahmen gegenzusteuern. Der
zugesagte Energiekostenzuschuss 2 ist bis heute ausständig. Es
braucht mehr Strukturreformen und weniger Verhandlungen über
Symbolthemen, denn es stehen tausende bis vor kurzem vitale Geschäfte
vor der Schließung", moniert Rainer Will.
Zwtl.: Handelsverband empfiehlt vier Soforthilfe-Maßnahmen
Der Handelsverband begrüßt die jüngste Ankündigung von
Bundeskanzler Nehammer, bis 2030 rund 4,5 Mrd. Euro in die
Elementarbildung zu investieren. Damit kommt die Bundesregierung
einer langjährigen Kernforderung des Handelsverbandes nach, der mit
dem Bundeskanzler, zahlreichen Minister:innen und Landeshauptleuten
persönliche Gespräche dazu geführt hat. Die zusätzlichen 4,5 Mrd.
Euro werden sich als rentable Zukunftsinvestition für alle erweisen.
Auch die Abschaffung der Kalten Progression bewertet der HV
positiv, insb. dass die ersten vier Steuerstufen mit dem variablen
Drittel der kalten Progression zusätzlich angehoben, der
Alleinverdiener- und Unterhaltsabsetzbetrag zu 100 Prozent an die
Inflation angepasst und auch der Kindermehrbetrag deutlich erhöht
wird. Diese Maßnahmen allein werden jedoch nicht reichen, um einen
wirtschaftlichen Flächenbrand zu verhindern. Der Handelsverband
empfiehlt daher folgende vier Soforthilfe-Maßnahmen:
FORDERUNG I: Arbeitsmarktreform Jetzt! Mehr Netto vom
Brutto, damit sich Leistung wieder lohnt
Substanzielle Senkung der Lohnnebenkosten; Schritte zur Angleichung des faktischen an das gesetzliche Pensionsantrittsalter; gänzliche Abschaffung der Beitragspflicht zur Pensionsversicherung ab dem Regel-Pensionsalter;\nFORDERUNG II: Rasche Auszahlung sämtlicher offener Corona-Entschädigungen durch die COFAG, um heimische Händler zu stabilisieren\nFORDERUNG III: Steuerliche Gleichstellung von Fremd- und Eigenkapital, um mehr Krisenfestigkeit in der Wirtschaft sicherzustellen\nFORDERUNG IV: Sofortige Abschaffung der Mietvertragsgebühr,
um die Nahversorgung und Ortskerne zu erhalten\n [Die vollständige Pressemeldung finden Sie hier]
(https://www.ots.at/redirect/handelsverband162)
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