09.11.2023,
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Wien (OTS) - Gestern Abend (Mittwoch 8.11.) präsentierten die
Personalberatung lawyers & more und die Fakultätsvertretung die
Ergebnisse des Vienna Law Students Monitor im Presseclub Concordia.
Insgesamt langten in der erstmals diesen Oktober durchgeführten
Online-Umfrage unter Studierenden der Rechtswissenschaftlichen
Fakultät der Universität Wien 863 Fragebögen ein. 223 Befragte (25,9
%) gaben hier männlich an, 631 (73,1 %) weiblich; 5 Personen
„divers“, 4 machten keine Angabe. Die Umsetzung erfolgte durch die
Observer GmbH in Kooperation mit der Marktforschungs- und
Marketingberatung Hasslinger Consulting.
Zwtl.: Studienzufriedenheit: Theoretische Tiefe top, Praxisbezug eher
mangelhaft
Die Befragten zeigten sich allgemein mit dem Studium überwiegend
zufrieden (vierstufige Skala von „1 - sehr zufrieden“, „2 -
zufrieden“, „3 - wenig zufrieden“ und „4 - nicht zufrieden“). Die
generelle Zufriedenheit mit dem Studium erzielte einen Mittelwert von
2,1 jene mit der theoretischen Tiefe sogar 1,8. Die Zufriedenheit
nimmt im Verlauf des Studiums etwas ab. Die Zufriedenheit mit der
theoretischen Tiefe im Studium ist dagegen eher konstant. Deutlich
schlechter eingeschätzt werden der Praxisbezug und die persönliche
Betreuung im Studium, sie erzielten jeweils einen Mittelwert von 2,8.
Florian Laszlo (CEO Observer GmbH) fasste die Ergebnisse zusammen:
„Die Ergebnisse spiegeln subjektive Meinungen der Studierenden wider,
auch wenn die Realität des Studiums vielleicht eine andere ist. Das
ist auch ein Branding-Thema der Universität. Die wichtigste Erwartung
an den Arbeitsmarkt lässt sich einfach mit ,RESPECT‘ zusammenfassen –
u.a. ein Arbeitsumfeld, wo man auf Augenhöhe akzeptiert wird, eine
konstruktive Fehlerkultur und faire Arbeitszeiten herrschen.“
Zwtl.: Berufswunsch bei Männern Anwalt, bei Frauen Justiz stärker
ausgeprägt
Eine zentrale Frage in der Umfrage behandelte das Berufsfeld für
die 1. Beschäftigung: „In welcher Branche bzw. welchem Einsatzfeld
möchtest du in das Berufsleben einsteigen? Wenn du noch nicht sicher
bist, wo am ehesten?“ Am häufigsten wurden hier die „klassischen
Berufsfelder“ Anwaltsberuf (39,8 %) und Justiz (21,2 %) genannt. Auf
dem 3. Platz folgte Interessenvertretung/NGO/NPO mit 12,9 % vor der
Tätigkeit als Unternehmensjurist:in (6,8 %) und der Verwaltung (5,7
%), „anderer juristischer Tätigkeit“ (4,9 %) und dem Notariat (4,3
%). 2,1 % der Befragten streben einen Berufseinstieg in der
Wissenschaft an, 1,3 % im Wirtschaftstreuhandwesen und 1,0 % im
Consulting. Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen
sich bei der Justiz und „Interessenvertretung/NPO/NGO“ die stärker
von Frauen als Wunschberufsfeld zum Einstieg genannt wurde.
Univ.-Prof. Franz-Stefan Meissel, Der Vizedekan der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, reagierte auf
die Ergebnisse: „Die Umfrage zeigt Empfindungen auf, die sich mit
unseren eigenen Umfragen auch decken. Unter der sehr heterogenen
Gruppe von über 8.000 aktiven Studierenden zeigt sich ein
differenziertes Bild. Das Juridicum liegt in Rankings und bei
internationalen Wettbewerben sensationell gut – siehe etwa Moot
Courts, wo wir weltweit den 1. Platz erreichen konnten. Das zeigt,
dass wir Studierende sehr gut auf die Praxis vorbereiten. Jede gute
Theorie schaut Richtung Praxis, und jede Praxis profitiert von
theoretischer Fundierung.“ Armenak Utudjian, Präsident des
Österreichischen Rechtsanwaltskammertags und Rechtsanwalt in Wien,
erklärte: „Im Lauf des Studiums steigt vielfach sogar der
Praxisbezug, insofern stimmt mich die geringe Zufriedenheit hier sehr
nachdenklich. Die Rechtsanwälte bilden viele Juristinnen und Juristen
für andere Berufe aus. Zur Gehaltserwartung muss ich betonen, dass
Frauen und Männer in Wiener Wirtschaftskanzleien jedenfalls die
gleichen Einstiegsgehälter erzielen können, wenn sie diese
verlangen.“
Die stv. Generalsekretärin der WKÖ Mariana Kühnel vertrat
einerseits die Perspektive der Unternehmen, andererseits auch die
Interessenvertretung als Arbeitgeberin. Sie bekräftigte: „Der
Arbeitskräftemangel zeigt sich auch bei juristischen Berufen, die
Jobprofile erweitern sich durch immer intensivere Regulierung und
neue Themenbereiche wie KI, hier reagieren die Hochschulen auch mit
Spezialisierungen in den Wahlfachkörben. Mehr Praxisbezug ist
insgesamt wichtig, deshalb bietet die WKÖ jungen Talenten
Berufseinstiege über Traineeprogramme. Aus Unternehmenssicht ist mehr
interdisziplinäre Kompetenz zwischen Recht und Wirtschaft
wünschenswert, ebenso wie mehr Auslandserfahrung im Studium.“
Christian Kemperle, Leiter der Sektion „Öffentlicher Dienst und
Verwaltungsinnovation“ im BMKÖS, stellte fest: „Die Bezahlung von
Männern und Frauen im öffentlichen Dienst ist gleich, die Frauenquote
im Bundesdienst beträgt über 43 %; bei den Führungskräften bei 37 % -
Tendenz jeweils steigend. Die Aussichten sind gut, die Verwaltung in
Österreich braucht 800-900 Juristinnen und Juristen als Neuzugänge
pro Jahr.“
Zwtl.: Beginnt Gender Pay Gap nach dem Studium mit geringeren
Erwartungen?
Ein gutes Drittel der Antwortenden (36,6 %) erwartet ein
Einstiegsgehalt monatlich zwischen 2.500 und 2.999 Euro. 15,8 %
liegen darunter, 23,3 % erwarten zwischen 3.000 und 3.499 Euro, 11,8
% mehr als 3.500 Euro. Frauen liegen in ihren Erwartungen
durchschnittlich unter jenen von Männern. Während 39,3 % hier
zwischen 2.500 und 2.999 Euro brutto erwarten, liegen hier 32,3 %
ihrer männlichen Kollegen bei einer Erwartung von 3.000 bis 3.4999
Euro. Bernhard Breunlich (lawyers & more) betonte dazu: „Wir möchten
Frauen bestärken hier mutiger aufzutreten, sich ihres Werts am
Arbeitsmarkt bewusst zu sein und ihn zu vertreten. Viele
Absolventinnen bringen fundierte Praxiserfahrung mit - genau so wie
auch ihre männlichen Kollegen - und das ist gemeinsam mit dem Studium
eine gute Basis für den Einstieg in die Karriere zu gleichen
Gehältern. Außerdem möchte ich eine Lanze für das Berufsbild der
Unternehmensjuristen brechen. Es ist spannender und
abwechslungsreicher als es das Bewusstsein der Studierenden für
dieses Berufsbild widerspiegelt.“ Die Mehrheit der Befragten ist
bereits neben dem Studium berufstätig: 361 (41,8 %) sind geringfügig
beschäftigt; 156 Personen arbeiten Teilzeit, 24 Vollzeit (180 ergibt
gemeinsam 20,9 %), 322 Befragte gaben an nicht berufstätig zu sein
(37,3 %). Elias Schmidt, Vorsitzender der Fakultätsvertretung Jus,
reagierte auf die Ergebnisse: „Die Tatsache, dass die Mehrheit der
Studierenden in irgendeiner Form berufstätig ist, das bestärkt uns in
der Forderung nach einem besseren Lehrveranstaltungsangebot am Abend.
Wir nehmen gerade das Thema bessere Frauenförderung als
gesamtgesellschaftlichen Auftrag und auch für uns als
Interessenvertretung mit.“
Als wichtigste Erwartung in den ersten fünf Karriere-Jahren
überwiegt die „Perspektive“ (Karriere/Lernen/Aufstiegschancen) mit
49,9 % vor dem „Sinn durch die Tätigkeit erfahren“ mit 22,4 %; die
weiteren Elemente sind etwas abgehängt – Gehalt mit 8,2 %, Sicherheit
mit 7,1 %, Kultur mit 6,0 % und Flexibilität mit 4,6 %. Männer sind
etwas mehr an Perspektive und Gehalt orientiert, Frauen etwas mehr an
Sicherheit und Flexibilität.
Die Diskussion wurde von Gernot Rohrhofer (Ressortleiter Bewegtbild,
DIE PRESSE) moderiert. <a target="_blank">Hier </a>ist die
Zusammenfassung der Umfrage veröffentlicht. Weitere Bilder in der
[APA-Fotogalerie] (https://www.apa-fotoservice.at/galerie/35036)
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