11.04.2024,
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Linz (OTS) - Zum 13. Mal fand heuer das Hermann-Langbein-Symposium
in der Arbeiterkammer Linz statt. Bereits fixer Bestandteil ist die
Auftaktveranstaltung, zu der heuer rund 360 Schüler:innen und
Lehrer:innen kamen. Fünf Schulen (aus Bad Goisern, Bad Ischl, Andorf,
Linz und Vöcklabruck) beteiligten sich aktiv mit zuvor produzierten
Videobeiträgen, in denen sie sich kritisch mit dem
Nationalsozialismus auseinandersetzten. Gebannt und sichtlich bewegt
hörten sie ebenso wie fünf weitere anwesende Schulklassen der
92-jährigen Zeitzeugin Anna Hackl aus Schwertberg zu, deren Familie
im Februar 1945 zwei russische KZ-Geflohene in ihrem Haus vor den
Nazis versteckt hatte. Der einhellige Tenor: Demokratie und
Zivilcourage sind auch heute wichtig, um gefährlichen Strömungen
entgegenzuwirken.
Die Eröffnungsfeier im Kongresssaal der Arbeiterkammer Linz bildet
alljährlich den Auftakt für die einwöchige österreichweite
Fortbildung für Lehrer:innen. Mit dem Buchprojekt „Mein Engagement
für Demokratie“ stellte die AK den fünf teilnehmenden Schulklassen
180 Exemplare des Buches „Der Boxer. Die wahre Geschichte des Hertzko
Haft“ von Reinhard Kleist zur Verfügung und lud sie zur Beschäftigung
damit ein. Der polnische Jude wurde mit 16 Jahren ins
Konzentrationslager deportiert und dort – zur Belustigung der
Nationalsozialisten – zum Boxkämpfer ausgebildet. Er kämpfte im
Boxring ums Überleben. Nach seiner Flucht in die USA wurde er dort
als „Harry Haft“ berühmt. Nach der Auseinandersetzung mit dem Buch
produzierten die Schüler:innen Videos, die sie in der AK
präsentierten. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Chor der MS
Neufelden.
Schüler:innen der 4a der MS Welterbe Bad Goisern lasen in ihrem
Video Passagen aus dem Buch vor und interviewten einander unter
anderem darüber, was sie sich mitgenommen haben. „Dass man niemals
aufgeben soll“, so eine Botschaft. Fazit von Schülerin Leni Pilz im
Talk bei der Veranstaltung: „Für manche hat das Projekt schon viel
verändert, zum Beispiel die Sicht auf Rassismus. Dieses Thema ist uns
vorher sonst noch nicht so richtig erklärt worden.“
Die Schüler:innen der 4d BG/BRG Bad Ischl gestalteten aus
einzelnen Szenen aus dem Buch ein Fotoalbum. Außerdem zeichneten sie
neue Szenen. Schüler Tobias Langegger, Sprecher und Regisseur: „Wir
haben die Geschichte weitergeschrieben, weil sie sich für uns noch
nicht fertig angefühlt hat. Wir werden das Album aufheben in der
Schule.“
Im Video der 2BH HTL Andorf erzählten die Schüler:innen, welche
Szenen ihnen besonders nah gingen – etwa jene, in denen es um die
Verbrennungsöfen geht. Zudem beschäftigten sie sich mit anderen
gefährlichen Regimes und ihren Opfern. Sara Gluth und Miriam
Brandstätter im AK-Talk: „Es ist schockierend, dass es noch viele
Länder gibt, in denen es kein Wahlrecht oder keine Meinungsfreiheit
gibt. Leider können wir dagegen direkt nicht viel tun, aber umso
wichtiger ist es, dass wir in Österreich gegen nicht demokratische
Strukturen vorgehen. Wichtig ist unser Wahlrecht.“
Schüler:innen der 1 Hc HLW Linz Auhof beschäftigten sich in ihrem
Beitrag mit den Begriffen Kampf, Toleranz, Freiheit und Liebe und
machten dazu Zeichnungen. Schüler Sebastian Stiller: „Erst im
Nachhinein wird einem bewusst, wie relevant diese Begriffe sind“.
Leonie Mayr: „Das Buch hat uns berührt, wir gehen jetzt mit mehr
Respekt voreinander in der Klasse um, die Klassengemeinschaft ist
wichtig.“
Schüler:innen der 8c und des Freifachs Bühnenspiel des ORG
Franziskanerinnen Vöcklabruck spielten einzelne Szenen aus dem Buch
nach. „Nie mehr Faschismus, nie mehr Diktatur – damit die Menschheit
nicht zu Boden geht!“ – so die Schüler:innen. Schüler Severin
Gaisbauer: „Wir haben alles selbst gemacht. Drehbuch, Schnitt,
Kamera, Maske, Requisiten. Wir haben uns mit Reden von Nazis befasst
und diese in den Film eingebaut.“ Schülerin Elena Schlesinger: „Es
war schockierend, als wir es das erste Mal lasen. Es hat den
Unterschied zwischen Leben und Überleben verdeutlicht.“
Sichtlich berührt waren die Schüler:innen auch vom Dialog mit der
Zeitzeugin Anna Hackl. Die 92-Jährige erzählte von der ungeheuren
Angst, in der sie und ihre Familie wochenlang ab Februar 1945 lebten.
In dieser Zeit versteckten sie zwei russische Gefangene, die aus dem
KZ Mauthausen geflohen waren. „Ich habe keine schöne Geschichte zu
erzählen, aber es ist mir wichtig, möglichst vielen jungen Menschen
die Geschichte zu erzählen. Weil es manchmal heißt, dass das alles
doch gar nicht wahr ist“, so Hackl. Sie appellierte an die
Schüler:innen: „Ihr seid die Zukunft für Österreich. Seid vorsichtig,
dass so etwas nicht mehr kommt. Die Kriegsjahre waren ganz schlimm
und schrecklich.“
AK-Vizepräsidentin Christine Heitzinger ergänzte: „Es ist unser
aller Auftrag, wachsam zu sein. Gegen jede Form von Diskriminierung
und Ausgrenzung. Lasst uns misstrauisch sein gegenüber manipulativen
und gefälschten Nachrichten, insbesondere auf Social Media, die zur
Hetze gegen Menschengruppen aufrufen. Und lasst uns wachsam sein
gegenüber Strömungen, die den Freiheitsbegriff nur individuell
auslegen.“ Die Jugendlichen bestätigten jedenfalls ihr Bekenntnis zur
Demokratie. Die heuer erstmals Wahlberechtigten gaben an, von ihrem
Recht auf freie Wahlen jedenfalls Gebrauch machen zu wollen.
Das jährlich stattfindende Symposium ist nach dem
Widerstandskämpfer und Auschwitz-Überlebenden Prof. Hermann Langbein
(1912-1995) benannt. Er gründete es vor mehr als 40 Jahren. Es
handelt sich dabei um die am längsten bestehende Lehrerfortbildung in
Österreich. In der AK Linz findet es seit 2012 statt.
Druckfähige Fotos der Schulklassen bzw. der oben zitierten
Schüler:innen mit AK-Vizepräsidentin Christine Heitzinger sowie der
Zeitzeugin Anna Hackl und Daniel Langbein, Enkel von Hermann
Langbein, der über dessen Geschichte berichtete, stehen Ihnen zur
kostenfreien Verwendung unter Angabe des Copyrights [HIER]
(
https://ooe.arbeiterkammer.at/service/presse/Jugendliche-im-...
it-NS-Zeitzeugin.html) zur Verfügung.
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