18.02.2016, 6273 Zeichen
Ich habe mir heute Morgen das Statement der OMV zum Q4/2015 durchgelesen. Interessierte können sich das Dokument hier herunterladen. Der Ausdruck „Licht und Schatten“ drückt es wohl am besten aus. In diesem Artikel möchte ich einige Eckpunkte daraus behandeln.
Der Verlust sieht auf den ersten Blick natürlich heftig aus, ist aber ausschließlich auf Sondereffekte in Höhe von insgesamt 3 Mrd. Euro zurückzuführen.
Es wird eine Dividende von 1 Euro pro Aktie vorgeschlagen. Ich hätte natürlich stattdessen einen Aktienrückkauf lieber, aber so eine rationale Kapitalallokation ist etwas, das man sich in Österreich sowieso nicht zu wünschen braucht (vor allem nicht mit dem Staat an Bord). Üppige Ausschüttungen sind aber ohnehin das letzte, was die OMV verkraften kann, wenn man ein Telekom-Schicksal vermeiden möchte.
Positiv ist vor allem die klare Ausdrucksweise des CEO. Von allen ATX-Unternehmen ist mir Seele gemeinsam mit Grohmann von SBO und Leitner von Andritz diesbezüglich am liebsten. Wenn man sich das Gestammel von anderen Vorständen im Vergleich dazu anhört, wenn es mal nicht so läuft, ist das eine richtige Wohltat. Er zeichnet kein Horrorszenario, sondern sagt einfach gerade heraus die Wahrheit. Die Kosten sind zu hoch und es werden in Relation zur jetzigen Produktion zu wenige neue Reserven gefunden. Die Reserven-Ersatzrate ist deutlich gesunken und liegt weit unter 100 Prozent.
Positiv ist auch, dass man jetzt stärker auf Russland setzen will. Die stärkere Bearbeitung eines bestimmten Marktes muss unbedingt dann erfolgen, wenn dort nicht alles glatt läuft. Die Einzelheiten des Asset-Swaps mit den Russen sind noch nicht bekannt. Grundsätzlich könnte aber das Problem der zu niedrigen Reserven-Ersatzrate dadurch zumindest deutlich abgemildert werden. Ich persönlich gehe übrigens in meinem Basisszenario davon aus, dass sich die Beziehungen zwischen Russland und der Europäischen Union irgendwann in der nächsten Dekade wieder normalisieren werden. Das wird wahrscheinlich nicht in Form eines Paukenschlages plötzlich passieren, sondern weil sich irgendwelche anderen Probleme in den Vordergrund drängen werden, zu deren Lösung man sich irgendwie zusammenraufen muss. Eine weitere Verschlechterung der Beziehungen würde natürlich eine Neubeurteilung der OMV erforderlich machen.
Den Verkauf der Petrol Ofisi sehe ich mit gemischten Gefühlen. Grundsätzlich ist es konsequent, wenn man Assets verkauft, die nicht ins Portfolio passen. Wenn man ein integriertes Geschäftsmodell möchte und dieses in Reinkultur in der Türkei nicht vorhanden ist, dass ist ein Verkauf die richtige Wahl. Es ist aber mehr als fraglich, ob man dort angesichts der Baustellen (politische Situation, Millionengrab Samsun) einen attraktiven Preis erzielen kann. Vielleicht tritt da auch noch die eine oder andere Sonderabschreibung auf.
Die Perle der OMV ist zweifellos die Borealis. Deren Beitrag im Jahr 2015 für die OMV belief sich auf mittlerweile 356 Mio. Euro. Allein die Borealis-Beteiligung sollte also zwischen 4 und 5 Milliarden Euro wert sein. Da die gesamten at-equity-Beteiligungen in der Bilanz sich nur auf 2,5 Mrd. belaufen und hier noch andere Posten beinhaltet sind, schlummert an dieser Stelle also eine üppige stille Reserve.
Die bilanzielle Situation ist mies und wird durch das mittlerweile enorm aufgeblähte Hybridkapital ins Positive verzerrt. Letzteres wird ja als Eigenkapital behandelt und nur durch die jüngsten zusätzlichen Aufnahmen von Hybridkapital konnte der Verschuldungsgrad so niedrig gehalten werden. Würde man das Gearing unter Behandlung der Hybriden als Fremdkapital berechnen, wäre der Wert wesentlich schlechter. Allein aus der Aufnahme dieses Kapitals kommen zusätzliche Zins- bzw. Kuponbelastungen in Höhe von fast 100 Mio. Euro in 2016 auf die Aktionäre zu.
Zusammenfassung und weitere Vorgangsweise
Die unzureichende Reservenersatzrate und deren Abwärtstrend war schon länger bekannt. Diesen Umstand habe ich schlicht und ergreifend übersehen, was ein stümperhafter Fehler ist. Der Kauf der Assets in Norwegen, der jetzt zu einem wesentlichen Teil dafür verantwortlich ist, dass die OMV zu hohe Investitionsverpflichtungen hat, hätte mich auch stutzig machen müssen. Es ist nämlich davon auszugehen, dass es dort eine Informationsasymmetrie gab, schließlich hat man die Assets quasi von Einheimischen erworben. Aus diesen beiden Gründen kann man eindeutig sagen, dass zumindest der erste Kauf der OMV zu Kursen um 29 Euro eine klare Fehlentscheidung war. Ich habe mich da wahrscheinlich zu sehr von den üppigen Substanzwerten in den Raffinerien, dem Leitungsnetz und der Borealis blenden lassen.
Natürlich muss man die Situation jetzt neu beurteilen – eine vergangene Fehlentscheidung lässt sich nicht einfach durch einen Verkauf rückgängig machen. Ich werde die Position mit dem derzeitigen Wissenstand halten, aber nicht weiter aufstocken. Folgende Punkte sind für den weiteren Verlauf für mich entscheidend:
Welcher Preis wird für die Petrol Ofisi erzielt und was wird vor allem mit dem Verkaufserlös gemacht? Ich wünsche mir eine deutliche Reduktion der Verschuldung und sehr selektive Neuinvestitionen im Upstream.
Zu welchen Konditionen erfolgt der Asset-Swap mit den Russen und an welchen Vermögenswerten vergibt man Minderheitsbeteiligungen? Gerade bei jenem Anlagevermögen, wo die Reproduktionskosten enorm hoch sind (Raffinerien, Leitungen), könnten dadurch erhebliche stille Reserven aufgedeckt werden.
Was passiert mit der Borealis? Grundsätzlich würde ich mir auch hier einen Verkauf wünschen. Das Geschäft dort profitiert derzeit sicher überdurchschnittlich von den niedrigen Ölpreisen, insofern könnte man jetzt einen sehr guten Preis erzielen. Als Basisszenario sehe ich diesen Verkauf aber (leider) nicht.
Wenn das Management in diesen drei Bereichen (oder zumindest in den ersten beiden) kluge Entscheidungen trifft, sollte vom jetzigen Niveau aus für die OMV eine vorteilhafte Entwicklung möglich sein. Weitere Themen, die man im Auge behalten muss, sind die politische Situation in Russland und im Nahen Osten sowie die Verschuldungssituation des Konzerns. Eine weitere Verschlechterung hier (auch nur um ein paar Prozentpunkte) wäre ein absolutes No Go.
The post Licht und Schatten bei der OMV appeared first on Bargain Magazine.
Wiener Börse Party #633: Heute April Verfall, Ex-Marinomed-Investor in Troubles und die Radio-Studios A, B, C und vielleicht D
Andritz
Uhrzeit: 22:02:07
Veränderung zu letztem SK: -0.04%
Letzter SK: 56.30 ( -1.40%)
OMV
Uhrzeit: 21:59:40
Veränderung zu letztem SK: 0.37%
Letzter SK: 43.58 ( -0.68%)
SBO
Uhrzeit: 21:59:40
Veränderung zu letztem SK: 0.37%
Letzter SK: 46.75 ( -0.21%)
Bildnachweis
1.
OMV
>> Öffnen auf photaq.com
Aktien auf dem Radar:Palfinger, Amag, SBO, Flughafen Wien, AT&S, Frequentis, EVN, EuroTeleSites AG, CA Immo, Erste Group, Mayr-Melnhof, S Immo, Uniqa, Bawag, Pierer Mobility, ams-Osram, Addiko Bank, Wiener Privatbank, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Kapsch TrafficCom, Agrana, Immofinanz, OMV, Österreichische Post, Strabag, Telekom Austria, VIG, Wienerberger, Warimpex.
Random Partner
UBM
Die UBM fokussiert sich auf Immobilienentwicklung und deckt die gesamte Wertschöpfungskette von Umwidmung und Baugenehmigung über Planung, Marketing und Bauabwicklung bis zum Verkauf ab. Der Fokus liegt dabei auf den Märkten Österreich, Deutschland und Polen sowie auf den Asset-Klassen Wohnen, Hotel und Büro.
>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» BSN Spitout Wiener Börse: Erste Group übernimmt year-to-date-Führung von...
» Österreich-Depots: Weekend-Bilanz (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 19.4.: Rosenbauer (Börse Geschichte) (BörseGeschichte)
» Aktienkäufe bei Porr und UBM, News von VIG-Tochter, Research zu Verbund,...
» Nachlese: Warum CA Immo, Immofinanz und RBI positiv bzw. voestalpine neg...
» Wiener Börse Party #633: Heute April Verfall, Ex-Marinomed-Investor in ...
» Wiener Börse zu Mittag schwächer: Frequentis, Immofinanz, Palfinger gesu...
» Börsenradio Live-Blick 19/4: DAX eröffnet zum April-Verfall deutlich sch...
» SportWoche Party 2024 in the Making, 19. April (Augarten-Zombie)
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Sartorius, Munich Re, VIG, Immofinanz, ...
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
AT0000A34CV6 | |
AT0000A2VYD6 | |
AT0000A2QS86 |
- BSN Spitout Wiener Börse: Erste Group übernimmt y...
- Wiener Börse: ATX am Freitag leicht schwächer, Ve...
- Wiener Börse Nebenwerte-Blick: Addiko Bank zieht ...
- Wie Addiko Bank, Wiener Privatbank, Marinomed Bio...
- Wie Lenzing, EVN, Wienerberger, Andritz, Immofina...
- Dow Jones-Mover: American Express, Travelers Comp...
Featured Partner Video
Frauen gewinnen, Männer testen
Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - 23. März 2024 E-Mail: sporttagebuch.michael@gmail.com Instagram: @das_sporttagebuch Twitter: @Sporttagebuch_
Das Sporttagebuch mit Michael Knöppel - 23. ...
Books josefchladek.com
Sebastián Bruno
Ta-ra
2023
ediciones anómalas
Robert Frank
The Americans (fifth American edition)
1978
Aperture
Stefania Rössl & Massimo Sordi (eds.)
Index Naturae
2023
Skinnerboox