19.02.2016, 2657 Zeichen
Sie haben es wahrscheinlich geahnt: Das Thema Finanzkrise war nie tot, es wurde nur tot geschwiegen. Dass es aber gerade jetzt mit Macht zurückgekehrt ist, hat auch mich überrascht. Noch überraschender ist, dass die Deutsche Bank im Mittelpunkt der Spekulationen steht – und nicht etwa eine Bank aus einem der Eurokrisen-Staaten. Die Finanzwerte verzeichneten in den letzten Wochen weit stärkere Verluste als der Gesamtmarkt, die Deutsche-Bank-Aktie liegt hier mit an der Spitze: minus 40 Prozent in den letzten drei Monaten.
Der Vorstand der Deutschen Bank hat in den letzten Tagen versucht, die Märkte zu beruhigen und Anleihen zurückgekauft. Gerade das aber weckt ungute Erinnerungen: Auch der Vorstand der Pleitebank Lehman Brothers veröffentlichte wenige Wochen vor dem Zusammenbruch ähnliche Eilmeldungen. Und wie bei Lehman gab es auch für die Deutsche Bank ein Downgrade durch die Rating-Agentur Fitch...
Auch im Kerngeschäft schreibt die Bank Verluste
Die Probleme der Deutschen Bank sind vielfältig. Zu hohen Abschreibungen und Strafzahlungen kommen Verluste im operativen Geschäft. Der Konzernumbau wurde vom neuen Chef John Cryan eingeleitet, aber bis der Früchte trägt, wird es dauern. Manche zweifeln grundsätzlich am Erfolg. Die Probleme spitzen sich zu in einem schlechten Verhältnis von Aufwand zu Ertrag. Den Schätzungen der Aktienanalysten für 2016 zufolge muss die Deutsche Bank 90 Cents aufwenden, um einen Euro Ertrag zu erwirtschaften. Andere Banken stehen weit besser da, der Durchschnitt der Branche liegt bei 69 Cents Aufwand je Euro Ertrag. Es braucht nicht viel, um bei der Deutschen Bank dieses Verhältnis ganz kippen zu lassen, eine Konjunkturabschwächung würde ausreichen. Und wie will die Deutsche Bank ihre Anleihen bedienen und zurückzahlen, wenn sie schon im operativen Geschäft Verluste macht? Diese Spekulationen werden sich fortsetzen und die Aktie weiter taumeln lassen.
Fazit
Die Zweifel an der Ertragskraft der Deutschen Bank sind gerechtfertigt, die Pleite-Spekulationen nicht. Die Deutsche Bank ist „systemrelevant“ und wird im Zweifel vom Steuerzahler gestützt. Das ist bekannt und deswegen wird die Bank im Zweifel auch neues Kapital erhalten. Der Kurssturz kann sich nach einer Verschnaufpause aber trotzdem fortsetzen. Im Moment ist die Aktie das klassische fallende Messer, in das Sie nicht greifen sollten.
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kapitalmarkt-stimme.at daily voice: Im Jahr 2007 (bei den letzten ATX-Rekorden) hatte sich noch Politik noch gezeigt. Und 2025?
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