02.08.2016, 4661 Zeichen
Die Börse ist ein hartes Pflaster. Das merken auch Unternehmen, die eigentlich wissen sollten, wie es geht.
Es wird an der Börse gerne vergessen, aber letztlich geht es darum Wert zu generieren, indem investiert wird. Anleger kaufen Aktien von Unternehmen, von denen sie erwarten, dass sie zukünftig Wert stiften können. Das kann auf verschiedene Arten geschehen, z.B. über neue Produkte, Services oder auch Zukäufe.
Jedes Unternehmen beginnt einmal klein und ist im Anfangsstadium auf Fremdfinanzierung angewiesen. Die wenigsten Gründer haben selbst das Geld, um ihr Geschäft jahrelang zu entwickeln, während sie Verluste schreiben. Investoren leihen den Startups Geld, entweder in Form von Fremdkapital oder in Form von Eigenkapital.
Eigenkapital ist von Investoren eine bevorzugte Finanzierungsart. Nehmen junge Unternehmen Kredite auf, können sie bei fehlenden Umsätzen und Gewinnen kaum die Zinsen zahlen. Das Verlustrisiko für Investoren ist groß. Für das Risiko müssten sie hohe Zinsen verlangen, doch diese können sich junge Unternehmen oftmals nicht leisten.
Bei Eigenkapital ist das Risiko auch hoch. Dafür ist auch die Gewinnchance sehr viel höher. Viele Startups brauchen keine hohen Millionenbeträge, sondern oftmals ein paar tausend oder hunderttausend Dollar, um loslegen zu können. Finanziert man diese vergleichsweise kleinen Beträge und erhält dafür nennenswerte Anteile am Unternehmen, kann sich das langfristig auszahlen.
Nicht jedes Investment endet im neuen Alphabet/Google (WKN: A14Y6H / ISIN: US02079K1079) oder Facebook (WKN: A1JWVX / ISIN: US30303M1027). Von dieser Vorstellung muss man sich verabschieden. Erfolgsgeschichten wie die von Google sind sehr selten, aber sie kommen vor. Die Google Gründer sind heute Multimilliardäre und gehören zu den reichsten Menschen der Welt. Das war Glückssache, nicht nur, weil keiner den Erfolg erahnen konnte, sondern auch, weil die Gründer ihr Startup verkaufen wollten.
Die Google-Gründer wollten ihr Start-up für 1 Mio. Dollar an Yahoo verkaufen!
Die Gründer wollten wieder mehr Zeit für ihr Studium haben und das Unternehmen daher losschlagen. Es gelang ihnen jedoch nicht. Yahoo lehnte die Möglichkeit ab. Die Investition wäre dabei nicht einmal der Rede wert gewesen. Yahoo war damals 9 Mrd. Dollar wert. 1 Mio. für einen Zukauf auszugeben, das wäre gar nicht aufgefallen. Yahoo tätigte zudem damals schon Zukäufe in der Höhe bis zu knapp 100 Mio.
Vier Jahre später, 2002, gab es erneut die Gelegenheit, Google zu kaufen. Der Preis lag damals schon bei 5 Mrd. Dollar. Yahoo empfand diesen Preis als zu hoch und lehnte letztlich ab. Der Zukauf wäre wirklich groß gewesen, denn Yahoo selbst war 2002 nur knapp doppelt so viel wert (9 Mrd.).
Quelle: GodmodeTrader.de
Vom Jäger wurde Yahoo zum Gejagten. Microsoft machte eine Offerte von knapp 45 Mrd. an Yahoo-Aktionäre. Das Management lehnte diesen Kaufpreis als zu niedrig ab, obwohl der Aufschlag auf den damaligen Marktwert (29 Mrd.) ziemlich hoch war.
Noch einmal 8 Jahre später ist Yahoo am Ende. Man holte zwar die ehemalige Google Managerin Mayer an Board, doch sie konnte den historischen Fehler (Google nicht zu kaufen) auch nicht wettmachen. Yahoos Kerngeschäft wurde von Verizon für 4,8 Mrd. Übernommen. Das ist im Vergleich zur Historie nichts mehr. Das Kerngeschäft von Yahoo (Technologieblase und Alibaba-Anteile ausgeschlossen) war einmal das Zehnfache wert.
Der Kaufpreis zeigt zudem, wie viel Wert Yahoo über die Zeit vernichtet hat. Dabei geht es nicht nur um den Wert des eigenen Kerngeschäfts. Yahoo übernahm im Laufe der Jahre Unternehmen im Wert von mindestens 20 Mrd. Dollar. Diese Übernahmen stifteten keinen Wert, wenn all diese Zukäufe indirekt in dem jetzt vereinbarten Verkaufspreis des Unternehmens von 4.8 Mrd. enthalten sind.
Das zeigt wie schwierige Unternehmensführung sein kann. Viele Anleger interessiert Unternehmensführung herzlich wenig. Sie sind auf hohe Renditen fokussiert. Hohe Renditen gibt es jedoch nur, wenn man versteht, was Wert kreiert. Yahoo verstand es offenbar nicht. Dummheit war es vielleicht nicht, aber reines Pech auch nicht. Dazu wurden zu viele Zukäufe getätigt, die langfristig den Wert des Unternehmens offensichtlich nicht steigerten.
Besonders frustrierend dürfte die Historie für Yahoo sein, weil sie selbst nur wenige Jahre vor Google gegründet wurden und eigentlich ein gutes Verständnis dafür gehabt haben müssen, was Erfolg bringt und was nicht. Die beiden Unternehmen waren praktisch im gleichen Segment tätig: der Suche im Internet.
Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de
Folgen Sie Clemens Schmale auch auf Guidants und diskutieren Sie mit ihm und anderen Usern.
Wiener Börse Party #1058: ATX vor dem Dezember-Verfall etwas schwächer, EVN mit der schönen 3; Opening Bell Thomas Hahn
Bildnachweis
1.
Yahoo, Ken Wolter / Shutterstock.com , Ken Wolter / Shutter
, (© www.shutterstock.com) >> Öffnen auf photaq.com
Aktien auf dem Radar:VIG, Austriacard Holdings AG, Amag, Palfinger, Pierer Mobility, EuroTeleSites AG, CPI Europe AG, ATX, ATX Prime, ATX TR, ATX NTR, DO&CO, Erste Group, Rosgix, CA Immo, voestalpine, Warimpex, Frequentis, Heid AG, Wolford, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, AT&S, EVN, FACC, Österreichische Post, RHI Magnesita, Semperit.
Random Partner
Porr
Die Porr ist eines der größten Bauunternehmen in Österreich und gehört zu den führenden Anbietern in Europa. Als Full-Service-Provider bietet das Unternehmen alle Leistungen im Hoch-, Tief- und Infrastrukturbau entlang der gesamten Wertschöpfungskette Bau.
>> Besuchen Sie 62 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» Österreich-Depots: Immer wieder am All-time-High gescheitert (Depot Komm...
» Börsegeschichte 18.12.: ams, voestalpine, Semperit, CA Immo (Börse Gesch...
» Nachlese: Wolfgang Matejka, Gunter Deuber und Christian Drastil werden a...
» PIR-News: EVN, RBI, Strabag, Erste Group, Research zu Uniqa (Christine P...
» Wiener Börse Party #1058: ATX vor dem Dezember-Verfall etwas schwächer, ...
» Wiener Börse zu Mittag leichter: EVN, Porr, Pierer Mobility gesucht
» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Vienna Calling am 29.12., Lars Reichel ...
» ATX-Trends: VIG, RBI, Bawag, AT&S ...
» Österreich-Depots: Kleine Korrektur (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 17.12.: Extremes zu Lenzing (Börse Geschichte) (BörseGes...
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
- Wiener Börse: ATX legt am Donnerstag 0,24 Prozent zu
- Wiener Börse Nebenwerte-Blick: Heid steigt mehr a...
- Wie Heid AG, Pierer Mobility, Frequentis, Wolford...
- Wie VIG, Porr, EVN, RBI, Andritz und Uniqa für Ge...
- Österreich-Depots: Immer wieder am All-time-High ...
- Börsegeschichte 18.12.: ams, voestalpine, Semperi...
Featured Partner Video
kapitalmarkt-stimme.at daily voice: Am Montag startet das Xetra Retail Service, d.h. deutlich längere Handelszeiten in Frankfurt. Und Wien?
kapitalmarkt-stimme.at daily voice auf audio-cd.at: Am Montag startet das Xetra Retail Service, dh. deutlich längere Handelszeiten für Private, statt bisher 9:00 bis 17:30 heisst es künftig 8:00 bi...
Books josefchladek.com
Robert Delford Brown
First Class Portraits
1973
First National Church of the Exquisite Panic Press,
Nikola Mihov
The Last Gift
2025
Self published
Konrad Werner Schulze
Der Stahlskelettbau
1928
Wissenschaftl. Verlag Dr. Zaugg & Co.
Elizabeth Alderliesten
Remember Who You Once Were
2024
Self published
