11.08.2016, 4904 Zeichen
Sommer, Sonne, Urlaub – warum also nicht mal die Ausschüttungsqualität im globalen Tourismus-Sektor unter die Lupe nehmen!? Wirklich Laune macht das allerdings nicht: Von den knapp 70 Reiseveranstaltern, Hotelketten, Kreuzfahrt-Linien und Tourismus-Dienstleistern, die in Europa oder den USA börsennotiert sind, überspringen ganze drei die erste DividendenAdel-Hürde von zehn Jahren ohne Dividendenkürzung.
Immerhin ein Mitglied des Trios ist ein echtes Schwergewicht: Wyndham Worldwide bewirtschaftet knapp 8.000 Hotels in 66 Ländern, überwiegend im mittleren bis gehobenen Preissegment. Diese konsequente Fokussierung abseits der High End-Hotellerie lohnt sich – seit dem Börsengang 2006 ist der Umsatz von 3,8 auf 5,6 Mrd. US-Dollar gestiegen, der Jahresüberschuss hat sich sogar mehr als verdoppelt und bei der Dividende gab es zuletzt sieben Anhebungen in Folge. Und auch sonst bietet das im S&P 500 enthaltene Unternehmen alles, was echten DividendenAdel ausmacht: Eine mit 40% ziemlich mittig im Zielkorridor (25-75%) liegende Ausschüttungsquote, dick zweistelliges Dividendenwachstum und eine mit 3,1% sehr attraktive Dividendenrendite.
Hinzu kommen an der Spitze unseres Tourismus-Rankings zwei „Small Caps“, die nur eingefleischten Nebenwerte- oder Reise-Insidern bekannt sein dürften. Die Schweizer Jungfraubahn Holding betreibt die gleichnamige Zahnradbahn am Jungfraujoch im Berner Oberland – und zieht daraus so stabile Gewinne, dass die Dividende seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht gesenkt werden musste, sondern peu-à-peu erhöht werden konnte. Mit durchschnittlich 5% p.a. ist das Wachstum zwar überschaubar, doch das eigentliche Problem ist die Handelbarkeit der Aktie: Obwohl das Unternehmen einen Börsenwert von mehr als 500 Mio. Euro auf die Waage bringt, wechseln oftmals nicht einmal Stücke im Gegenwert von 10.000 Euro den Besitzer.
Dasselbe gilt auch für Voyageurs du Monde, einen auf nachhaltigen Individualtourismus spezialisierten Reiseveranstalter. Zweifelsohne ein Zukunftsmarkt, weshalb das französische Unternehmen sogar während der Finanzkrise kaum Umsatzeinbußen hinnehmen musste und weiter fleißig Dividende zahlen konnte. Doch mit einer Marktkapitalisierung von 185 Mio. ist die Aktie für viele Depots schlicht zu klein und der Handel im wenig regulierten Alternext-Segment der Euronext Paris (vergleichbar mit dem deutschen Entry Standard) ist auch nicht jedermanns Sache.
Zyklisches, kapitalintensives und krisenanfälliges Geschäft
Wer nur in top-liquide und hochkapitalisierte Aktien investiert, muss hingegen – abgesehen vom Primus Wyndham – Abstriche bei der Dividendenqualität machen. Die Hotel-Riesen Starwood und Marriott zahlen zwar seit fast bzw. gut zwei Jahrzehnten kontinuierlich Dividende und Marriott kann obendrein für die letzten sieben Jahre mit einer blütenweißen Weste (ergo: sieben Anhebungen hintereinander) aufwarten. Doch 2009 mussten beide Unternehmen ihre Ausschüttung kräftig kürzen und es dauerte mehrere Jahre, bis die Vorkrisenniveaus wieder erreicht waren. Dasselbe durchleiden gerade die Aktionäre von SkiStar. Die schwedische Firma, der in Skandinavien mehrere Skigebiete einschließlich Hotels und Lifte gehören und die nun auch in Österreich investiert, rutschte 2011 in ein böses Loch, aus dem man sich erst im letzten Jahr wieder herausgearbeitet hat.
Immerhin gab es in den letzten 23 Jahren stets eine Dividende von SkiStar. Dennoch sollten Investoren bedenken: Das Reise-Business ist nun einmal ebenso zyklisch wie kapitalintensiv – denkbar schlechte Bedingungen für zuverlässige Dividendenzahlungen. Und selbst wenn das gesamtwirtschaftliche Umfeld gut ist, können exogene Faktoren wie Wechselkurs-Kapriolen, Terroranschläge oder mieses Wetter schnell den Urlaub und die Bilanz verhageln. Insofern ist es vielleicht keine schlechte Idee, Tourismus-Aktien links liegen zu lassen und lieber in andere Sektoren zu investieren, die eine höhere Dividendenqualität bieten – um sich dann von den Ausschüttungen den einen oder anderen Urlaub zu gönnen.
Amadeus: Lukrative IT-Dienstleistungen für Touristiker
Eine Alternative dazu könnte die Aktie von Amadeus IT sein: Nukleus des spanischen Konzerns war einst das von Lufthansa, Air France und Iberia initiierte europäische Flugreservierungssystem gleichen Namens, doch inzwischen hat Amadeus sich zu einem der Top-Anbieter von IT-Lösungen für die gesamte Branche entwickelt. Wegen der langfristigen Verträge dürfte dieses Service-Business deutlich stabiler sein als das direkte Geschäft rund um die „schönsten Wochen des Jahres“. Sechs Dividendenerhöhungen in sechs Jahren sprechen für sich, wenngleich der Krisen-Test noch aussteht: 2009 war Amadeus noch nicht börsennotiert.
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