14.11.2016, 5584 Zeichen
Donald Trump kann mit der republikanischen Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses durchregieren. Sowohl im Senat (52 zu 48) als auch im Repräsentantenhaus (238 zu 193) verfügen die Republikaner über die Mehrheit. Trump zieht neu ins Weiße Haus ein. Was bedeutet ein erstgewählter republikanischer Präsident, der den Kongress hinter sich hat, für die Aktienmärkte?
Der US-Kongress verändert sich alle zwei Jahre. Nach dem Wahlrecht der USA werden ein Drittel der Senatoren und das gesamte Repräsentantenhaus alle zwei Jahre neu gewählt. Die nächste Zwischenwahl findet im November 2018 statt. Sie wird der erste wichtige Stimmungstest für Donald Trump sein. Trump weiß, dass er seine wichtigen Veränderungen im Jahr 2017 auf den Weg bringen muss, denn für eine erfolgreiche Wiederwahl des Kongresses benötigt er erste Erfolge bereits im Jahr 2018.
Ein republikanischer „Rookie“ – neu ins Amt gewählt – schlägt sich in seinem ersten Jahr durchschnittlich nicht besonders gut. Dargestellt ist der Durchschnittsverlauf des Dow Jones Index im Jahr eins nach der Erstwahl eines republikanischen Präsidenten seit 1897.
Da eine Amtseinführung generell Mitte Januar stattfindet – Trump wird seinen Eid am 20. Januar 2017 leisten -, ist das Nachwahljahr 2017 das erste relevante Jahr für den neuen Präsidenten. Hier scheint die Parole „Sell in May and go away“ zu stimmen, denn im Mai bildet sich durchschnittlich bereits das Jahreshoch.
Beschränkt man sich auf den Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg, dann lassen sich mit Dwight D. Eisenhower, Richard Nixon, Ronald Reagan und den beiden Bushs fünf erstgewählte republikanische Präsidenten identifizieren. Der Blick auf die Einzelverläufe zeigt, dass lediglich der ältere Bush ein positives erstes Jahr verzeichnen konnte. Alle anderen republikanischen Präsidenten starteten negativ, und das in einem ziemlichen Gleichschritt.
Trost könnte Donald Trump in dem Umstand finden, dass das zweite Jahr frisch gewählter republikanischer Präsidenten in vier der fünf gezeigten Fälle eine Inversion des ersten Jahres darstellt. Einem schwächeren Jahr 2017 könnte – statistisch betrachtet – ein besseres Jahr 2018 folgen.
Die Republikaner sind vergleichsweise unerfahren, was das Durchregieren angeht. Die meisten republikanischen Präsidenten mussten einem demokratischen Kongress zurechtkommen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden lediglich die Republikaner Dwight D. Eisenhower (in den Jahren 1953 und 1954) sowie George W. Bush (von 2001 bis 2006) von einem republikanischen Repräsentantenhaus unterstützt.
Die statistische Relevanz ist bei lediglich zwei republikanischen Durchregier-Präsidenten nach dem zweiten Weltkrieg getrübt. Das durchschnittliche Plus von 15,3 Prozent wurde jeweils nicht im ersten Jahr geholt, sondern erst ab dem zweiten (Eisenhower) oder dritten Jahr (Bush).
Durch die gesamte Amtszeit hindurch waren Dwight D. Eisenhower (1953 bis 1960) und Ronald Reagan (1981 – 1988) börsentechnisch die erfolgreichsten republikanischen Präsidenten. In beiden Fällen konnte sich der Dow Jones Index mehr als verdoppeln. Beide Präsidenten mussten während ihrer gesamten (Reagan) oder dreiviertel ihrer Amtszeit (Eisenhower) mit einem demokratisch bestimmten Repräsentantenhaus zurechtkommen.
Den Preis für den Wallstreet-freundlichsten Präsidenten aller Zeiten hält Bill Clinton, in dessen Amtszeit sich der Dow Jones Index mehr als verdreifachte. In sechs der acht Regierungsjahre schlug sich der Demokrat mit einem republikanischen Repräsentantenhaus herum. Der eine oder andere wird sich an die damaligen Grabenkämpfe erinnern. So gesehen scheint es den Börsianern ganz recht, wenn der Präsident vom Kongress kontrolliert wird.
Die großen Börsencrashes fanden unter republikanischen Präsidenten statt. Der im November 1928 ins Amt gewählte Herbert Hoover wurde für den Oktober-1929-Crash und die sich anschließende Große Depression verantwortlich gemacht. Im November 1932 löste der Demokrat Franklin D. Roosevelt den unglücklichen Hoover ab.
Der Crash von 1987 war ein Kind der Übertreibung der Reaganomics. Reagan hatte Glück, weil es trotz des Crashes zu einem positiven Jahresergebnis im Dow reichte. George W. Bush musste in seiner Amtszeit mit 9/11 (2001) sowie dem Lehman-Crash (2008) fertig werden. Unter Richard Nixon ereignete sich die Ölkrise von 1973/74. Der Zeitraum brachte eine Halbierung der Aktienkurse mit sich. Die Panik von 1907 schlug bei Theodore Roosevelt auf.
Man muss schon fast mit der Lupe suchen, um große Volatilitäten bei demokratischen Präsidenten zu finden: Die Asienkrise 1998 (Clinton), der starke Abverkauf von 2011 (Obama), die Depression von 1920/21 (Woodrow Wilson), die Kriegsjahre bis 1942 unter F.D. Roosevelt. Bis auf die Jahre 1920/21 hielten sich die Verluste mit bis zu 20 Prozent in einem vergleichsweise erträglichen Rahmen. Im Ergebnis ist die Schwankungsbreite unter republikanischen Präsidenten deutlich größer.
Zusammengefasst: Der Dow Jones Index neigt im ersten Jahr einer republikanischen Erst-Präsidentschaft zur Schwäche. Besser sieht es im zweiten Jahr aus. Crashes sind eine Domäne der Republikaner.
Ein Beitrag von Robert Rethfeld.
Robert Rethfeld betreibt den Börsendienst Wellenreiter-Invest. Kernprodukt ist ein handelstäglich erscheinender, abonnementsbasierter Börsenbrief. Seit Ende der 80er Jahre lebt er im Vordertaunus, zunächst in Bad Homburg und seit dem Jahr 1999 in Oberursel. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und hält sich durch Laufen im Taunus sowie durch Golfspielen fit.
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