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Wie ein 1-Billionen-Dollar-Fonds den Markt schlägt (Gastautor, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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25.08.2017, 4740 Zeichen

Jeder weiß: den Markt zu schlagen ist schwer. Je mehr Vermögen man hat, desto schwieriger wird es, den Markt outzuperformen. Der größte Fonds der Welt macht Schluss mit diesen Vorurteilen.

Wenn einem als Anleger der Markt davonrennt und man wieder hinter dem Dax zurückgeblieben ist, kann man sich trösten. Die wenigsten aktiv gemanagten Fonds schaffen es, über mehrere Jahre hinweg besser abzuschneiden als marktbreite Indizes. Wenn selbst Vollzeitprofis dieses Kunststück nicht schaffen, muss man sich als Privatanleger kaum schämen.

Gründe, weshalb man den Markt kaum nachhaltig schlagen kann, gibt es viele. Bei Fonds sind es häufig einfach die Kosten. Wenn mehrere Prozent Kosten pro Jahr anfallen, ist eine Outperformance einfach schwierig. Nicht zuletzt deswegen gewinnen ETFs mit geringen Kostensätzen immer mehr Marktanteil.

Doch auch mit ETFs schlägt man den Markt nicht. Bestenfalls hat man einen Dax oder S&P 500 ETF und ist nah an der Marktperformance. Will man den Markt schlagen, muss man schon selbst ran. Doch das ist schwierig, nicht nur wegen der Kosten.

Selbst wenn man so gut wie keine Kosten hat, gelingt es den wenigsten Anlegern, besser zu performen als Dax und Co. Dabei haben die meisten vergleichsweise kleine Vermögen und können sich sehr agil im Markt bewegen. Institutionelle Anleger können das nicht. Wer Milliardenschwere Anteile an einem Unternehmen hält, kann diese nicht innerhalb von Sekunden verkaufen. Privatanleger können ihre Positionen in Sekundenbruchteilen auf- und abbauen.

Zusammengefasst kann man sagen: den Markt zu schlagen ist schwer, insbesondere wegen der Kosten und noch dazu, wenn man ein so großes Vermögen hat, dass es den Markt bewegt, wenn man Positionen auf- oder abbaut. Trotzdem gibt es einen Fonds, dem es seit langem gelingt, den Markt abzuhängen.

Man fragt sich, wer dieses Wunderwerk vollbringt und wie das überhaupt geht. Ersteres lässt sich leicht klären: es ist der norwegische Staatsfonds. Dieser hat ein Vermögen von etwas mehr als 8 Billionen Kronen (ca. 870 Mrd. Euro oder 1 Billionen Dollar). Das Vermögen wächst dabei nach wie vor rasant (Grafik 1).

Das Vermögen wächst rasant, weil der Fonds eine hervorragende Performance ausweisen kann. Es liegt zugegebenermaßen nicht nur daran. Die Ölleinnahmen der letzten Jahrzehnte haben zum Vermögensaufbau beigetragen. Hier soll es aber um die Performance der Assets gehen und nicht um die Einzahlungen, denn die Frage, wie der Fonds die außergewöhnliche Performance erzielt, soll geklärt werden.

Um zu sehen, was die Fondsmanager erreicht haben, genügt ein Vergleich der Fondsentwicklung zum Dax und S&P 500. Grafik 2 zeigt dabei die Performance des Fonds mit allen Assetklassen und der Performance der reinen Aktieninvestments. Diese Performance ist die reine Rendite und klammert Einzahlungen des Staates aus.

Am fairsten ist der Vergleich der Aktienperformance zu Dax und S&P. Wer hier das Rennen macht, ist eindeutig. Die Performance muss sich aber auch nicht verstecken, wenn man alle Assetklassen in die Betrachtung miteinbezieht. Hier liegt der Fonds gleichauf mit dem S&P 500. Die Schwankungsbreite des Fonds ist jedoch geringer als die des S&P 500.

Hinter dieser Ausnahmeerscheinung steckt ein extrem simples Prinzip. Grafik 3 zeigt dazu die jährliche Performance der Assetklassen. Der Fonds verzichtet auf jeglichen Schnickschnack. Es geht um Aktien, Anleihen und Immobilien. Es geht nicht um Rohstoffe, darunter Edelmetalle, Private Equity und Venture Capital. Einfacher geht es kaum.

Wenn es so einfach ist mit ein bisschen Diversifizierung den Markt zu schlagen und geringere Volatilität auszuweisen, wieso machen es dann nicht alle?

Der Staatsfonds hat ein kleines Geheimnis. Jeder weiß, dass es Sinn macht, seine Investments nicht nur auf Aktien und weniger schwankungsanfällige Assets wie Anleihen und Immobilien aufzuteilen, sondern auch global zu streuen. Die wenigsten beherzigen den globalen Ansatz. Jeder investiert am liebsten zu Hause. Das führt automatisch dazu, dass man automatisch auf einen Performancetreiber verzichtet.

Grafik 4 zeigt, welche Faktoren zur Vermögensveränderung beigetragen haben. Da ist die Rendite (Performance), die Einzahlungen bzw. Entnahmen und der Wechselkurs. Da global investiert wird, nimmt der Fonds Wechselkursschwankungen im Guten wie im Schlechten mit. Für diesen Fonds kommt 1 Billion Kronen Vermögen rein aus Wechselkursgewinnen. Das ist gigantisch.

Gigantisch ist auch noch etwas Anderes. Teilt man das Vermögen auf Norweger auf, so bleiben für jeden einzelnen 164.000 Euro übrig. Der Fonds rechnet langfristig mit Ausschüttungen von 3 % des Vermögens. Derzeit entspricht das knapp 5.000 Euro pro Person und Jahr.

Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

 


(25.08.2017)

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