Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.





Wie viel Crash-Gefahr steckt im DAX? (Robert Halver, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> Website


>> zur Startseite mit allen Blogs

13.09.2017, 6950 Zeichen

Der deutsche Sommer war nicht schön, auch nicht in puncto Aktien. Die Risiken gewannen die Oberhand. So konnten sich die Vorschusslorbeeren des Trumpschen Konjunkturwunders mit weltwirtschaftlicher Streuwirkung nicht ansatzweise materialisieren. Daneben nagte der starke Euro am Selbstverständnis deutscher Exportwerte. Hinzu kam richtig schlechte geopolitische Stimmung: Kim Jong-un versuchte sich vom Lord Helmchen zum Darth Vader weiterzuentwickeln. Vor allem aber wurden ausgerechnet die geldpolitischen Sondereinsatzkommandos, die bislang jede Krise zum Wohle der Aktienmärkte besänftigten, mit einer ungewohnt falkenhaften Rhetorik zu Spielverderbern.

Angesichts dieses ernüchternden Hintergrunds verlor der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) im Sommer-Blues zwischen Ende Juni und Ende August über 900 Punkte. Für viele Crash-Propheten scheint dies aber nur die Ouvertüre zu einem von ihnen fast schon sehnsüchtig erwarteten Aktienzusammenbruch zu sein. Sie argumentieren nicht zuletzt damit, dass sich die Aktienmärkte finanzhistorisch in einer übertriebenen, ungewöhnlich langen, mittlerweile neunjährigen Happy Hour befinden. Und auch Hokuspokus kommt nicht zu kurz: 2017 sei ein Siebener-Jahr, das vermeintlich als Aktien-Krisenjahr gilt.

Doch Totgesagte leben offensichtlich länger. Seit seinem Tiefpunkt liegt der deutsche Leitindex  wieder deutlich über 12.000 Punkten. Und auch der VDAX-New Volatility Index, der die Schwankungsbreite des DAX für die nächsten 30 Handelstage misst, zeigt Entspannung, ja, eine völlige Unaufgeregtheit. Trotz vermeintlicher Krisen verläuft der VDAX mit einem aktuellen Wert von unter 20 auf vergleichsweise bemerkenswert niedrigem Niveau. Bei der Asien-Krise Ende der 90er Jahre, den Terroranschlägen in New York 2001, der Pleite der Lehman Bank 2008 oder während der Euro-Schuldenkrise waren Volatilitätszahlen von 40, 60, sogar 80 inklusive massiver Kurseinbrüche der Regelfall.

Haben wir Aktionäre uns aufgrund der Inflation an Krisen mittlerweile viel Hornhaut zugelegt? Halten wir auch zukünftig die heißesten Krisen aus, sind wir hitzeunempfindlich, sozusagen cool? Dies erinnert mich an meine Großmutter, die auch die heißesten Kochtöpfe ohne Probleme anfassen konnte. Haben sich also die heiß gelaufenen Aktienmärkte nach dem heftigen reinigenden Sommergewitter wieder abgekühlt?

Oder muss in der nahenden Lebkuchen-Zeit doch noch mit Wiederaufnahme der schlechten Aktienstimmung gerechnet werden? Könnte die niedrige Volatilität sogar ein verdeckter Kontra-Indikator sein, ein Menetekel für einen zu heißen Aktien-Herbst? Bekommen die Crash-Propheten dennoch Recht? 

Stinkend langweilig, aber wahr: Geldpolitik ist nicht alles, aber ohne Geldpolitik ist alles nichts 

Bislang haben die Notenbanken wie im Schnellkochtopf den Druck der Krisen erfolgreich mit ihrem Gegendruck kompensiert. Der Innendruck mag noch so hoch sein, doch solange der Deckel obendrauf dicht hält, ist für die Finanzmärkte wenig zu befürchten. Bleibt es denn bei diesem Gegendruck?

Bei der Fed und ihrer Präsidentin Janet Yellen ist man über die konjunkturelle Entwicklung der USA desillusioniert. Der über den grünen Klee gelobte US-Arbeitsmarkt glänzt bei näherem Hinschauen nur durch die glanzlose Zahl neugeschaffener Billigjobs. Und die Suche nach der Inflation entspricht der Suche nach dem Bernstein-Zimmer. Trump liefert immer noch genauso wenig wie ein Pizzabote, der keinen Sprit in seiner Vespa hat. Auch die Hurrikans Harvey und Irma werden Wachstum kosten. Und wenn man sich gleichzeitig vor Augen führt, dass Studenten-, Auto-, Hypotheken- und Wertpapierkredite sowie Kreditkartenverbindlichkeiten entweder schon neue Rekorde erklommen haben oder nicht mehr weit davon entfernt sind, wird die US-Notenbank den Teufel tun und weitere Zinserhöhungen vornehmen. Mit diesem Fehler hat die Fed schon einmal eine Schuldenkrise losgetreten. Damals war dieser wegen Unkenntnis der Folgen noch verständlich, heute wäre er dämlich.

Die Fed-Präsidentin – eine sowieso im Fell gefärbte geldpolitische Super-Taube – wird keine schlafenden Rezessions- und Kredit-Hunde wecken. Die geldpolitischen Schlafmittel der gleichzeitig weißhaarigen und weisen Dr. Yellen werden die Aktienmärkte beruhigen.

Verdirbt Draghi den Appetit auf Aktien? 

Auch die Eurozone ist kein Schulden-Waisenkind. Die überbordende Staatsverschuldung z.B. in Italien kann EZB-Präsident Mario Draghi ebenso wenig übersehen wie unsereins derzeit die Wahlplakate auf dem Weg zur Arbeit. Soll er etwa den italienischen Stiefel sehenden Auges zuerst in den Finanz- und dann in den Sozial-Kollaps führen? Nein, er wird weiter den geldpolitischen Stiefelknecht spielen.

Überhaupt befindet sich die Exportwelt in einem Währungsabwertungswettlauf. Draghi wird den Exportkonkurrenzländern durch einseitige geldpolitische Restriktion – die Fed hält sich ja zurück – und damit Aufwertung der Gemeinschaftswährung nicht den Außenhandels-Weg frei machen. Darüber werden sich deutsche Exportwerte ähnlich freuen wie meine Katzen über ihr Dosenfutter mit Fisch.

Anlagestrategisch heißt das weiterhin: Zinsvermögen ist und bleibt so attraktiv wie Spinat für Kleinkinder. Der Anlagenotstand bleibt ein Treiber der Aktienmärkte. Natürlich kann niemand Krisen oder schwarze Schwäne an den Finanzmärkten ausschließen. Aber die Geldpolitiker werden sie nicht auslösen. Eher vermischen sich Öl und Wasser! Selbst wenn irgendwann der Einstieg in den Ausstieg kommen sollte, wird es kein wirklicher geldpolitischer Umstieg sein. Worte von Notenbankern sind noch keine Taten von Notenbankern. Geldpolitiker sind eben auch nur Politiker.

Diese Notenbankpolitik hat selbstverständlich nichts, aber auch gar nichts mit der guten alten Stabilität einer deutschen Notenbankkultur zu tun. Leider kommt diese auch nicht mehr zurück, sie ist für immer ausgewandert, in der Eurozone hat sie sogar Hausverbot. Dieser Zeit nachzutrauern ist genauso sinnlos wie sich zu wünschen, noch einmal 20 zu sein, wenn man 21 aufwärts alt ist. Man muss sich mit den Tatsachen abfinden, die heute in der Finanzwelt vorherrschen und sich nicht mit jenen beschäftigen, die man gerne hätte. Man muss sich mit ihnen arrangieren, das Beste daraus machen. Das ist persönliche Realpolitik, auf der sich auch eine regelmäßige und nachhaltige Aktienstrategie, z.B. mit regelmäßigen Ansparplänen, gründen sollte.

Konsolidierungen ja, Crash nein. Anstatt über den Crash zu schreiben, sollten es die Crash-Propheten lieber mit Kochbüchern versuchen.

Ein Beitrag von Robert Halver.

Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

 


(13.09.2017)

BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Börsenradio Live-Blick, Do. 25.4.24: DAX clincht mit 18000, Deutsche Bank, Mercedes, Commerzbank, VIG, Palfinger last 5 im TPT




DAX Letzter SK:  0.00 ( -0.27%)


 

Bildnachweis

1. Robert Halver mit Runplugged auf dem Smartphone, im Hintergrund das Parkett der Frankfurter Börse - Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank und Finanz-Meteorologe für die Börsenstimmung. Wöchentlich berichtet er über Entwicklungen an den Finanzmärkten, über Wohl und Wehe von DAX, Zinsen, Euro & Co. Anleger erhalten eine fundierte Einschätzung der marktbewegenden Trends, immer   >> Öffnen auf photaq.com

Aktien auf dem Radar:Addiko Bank, Immofinanz, Marinomed Biotech, Flughafen Wien, Warimpex, EuroTeleSites AG, ATX Prime, ams-Osram, AT&S, Palfinger, RBI, Strabag, Pierer Mobility, UBM, CA Immo, Frequentis, Lenzing, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Wolford, Agrana, Amag, Erste Group, EVN, Kapsch TrafficCom, OMV, Österreichische Post, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger.


Random Partner

Rosinger Group
Die Rosinger Group ist einer der führenden Finanzkonzerne in Mitteleuropa und in den Geschäftsfeldern "Eigene Investments" sowie "hochspezialisierte Beratungsleistungen" aktiv. Mit bisher mehr als sechzig Börsenlistings und IPOs weltweit gehört die Rosinger Group auch an der Wiener Börse zu den maßgeblichen Playern.

>> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


 Latest Blogs

» MMM Matejkas Market Memos #35: Gedanken über Europa, das man besuchen so...

» Börsenradio Live-Blick 25/4: DAX clincht mit 18000, Deutsche Bank, Merce...

» Wiener Börse Party 2024 in the Making, 24. April (Opening Bell)

» Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Infineon, AT&S, Tesla, ESG, Marcel Hirs...

» ATX-Trends: AMAG, Erste Group, RBI, Bawag, Pierer Mobility

» Wiener Börse Party 2024 in the Making, 23. April (#iFG)

» Wiener Börse Party 2024 in the Making, 22. April (#glaubandi)

» BSN Spitout Wiener Börse: Strabag geht über den MA200

» Börse Social Depot Trading Kommentar (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 24.4.: Rosenbauer, CA, Universale, Veitscher & Co. (Bör...


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
AT0000A2QS86
AT0000A38NH3
AT0000A2C5J0
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    Star der Stunde: Frequentis 1.14%, Rutsch der Stunde: Warimpex -3.6%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 11-12: Kontron(1), Palfinger(1)
    Star der Stunde: AT&S 1.69%, Rutsch der Stunde: Warimpex -3.6%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 10-11: Österreichische Post(1)
    Star der Stunde: Agrana 1.87%, Rutsch der Stunde: Andritz -4.34%
    wikifolio-Trades Austro-Aktien 9-10: Kontron(2), Uniqa(1), Andritz(1)
    Smeilinho zu Palfinger
    Star der Stunde: Pierer Mobility 1.69%, Rutsch der Stunde: Warimpex -3.6%
    BSN MA-Event Symrise

    Featured Partner Video

    Wiener Börse Party #621: Voll Komplexes bei der RBI, ziemlich Komplexes bei der Addiko Bank und Verbund unter Druck

    Die Wiener Börse Party ist ein Podcastprojekt für Audio-CD.at von Christian Drastil Comm.. Unter dem Motto „Market & Me“ berichtet Christian Drastil über das Tagesgeschehen an der Wiener Börse....

    Books josefchladek.com

    Christian Reister
    Driftwood 15 | New York
    2023
    Self published

    Jerker Andersson
    Found Diary
    2024
    Self published

    Vladyslav Krasnoshchok
    Bolnichka (Владислава Краснощока
    2023
    Moksop

    Sebastián Bruno
    Duelos y Quebrantos
    2018
    ediciones anómalas

    Cristina de Middel
    Gentlemen's Club
    2023
    This Book is True


    13.09.2017, 6950 Zeichen

    Der deutsche Sommer war nicht schön, auch nicht in puncto Aktien. Die Risiken gewannen die Oberhand. So konnten sich die Vorschusslorbeeren des Trumpschen Konjunkturwunders mit weltwirtschaftlicher Streuwirkung nicht ansatzweise materialisieren. Daneben nagte der starke Euro am Selbstverständnis deutscher Exportwerte. Hinzu kam richtig schlechte geopolitische Stimmung: Kim Jong-un versuchte sich vom Lord Helmchen zum Darth Vader weiterzuentwickeln. Vor allem aber wurden ausgerechnet die geldpolitischen Sondereinsatzkommandos, die bislang jede Krise zum Wohle der Aktienmärkte besänftigten, mit einer ungewohnt falkenhaften Rhetorik zu Spielverderbern.

    Angesichts dieses ernüchternden Hintergrunds verlor der DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) im Sommer-Blues zwischen Ende Juni und Ende August über 900 Punkte. Für viele Crash-Propheten scheint dies aber nur die Ouvertüre zu einem von ihnen fast schon sehnsüchtig erwarteten Aktienzusammenbruch zu sein. Sie argumentieren nicht zuletzt damit, dass sich die Aktienmärkte finanzhistorisch in einer übertriebenen, ungewöhnlich langen, mittlerweile neunjährigen Happy Hour befinden. Und auch Hokuspokus kommt nicht zu kurz: 2017 sei ein Siebener-Jahr, das vermeintlich als Aktien-Krisenjahr gilt.

    Doch Totgesagte leben offensichtlich länger. Seit seinem Tiefpunkt liegt der deutsche Leitindex  wieder deutlich über 12.000 Punkten. Und auch der VDAX-New Volatility Index, der die Schwankungsbreite des DAX für die nächsten 30 Handelstage misst, zeigt Entspannung, ja, eine völlige Unaufgeregtheit. Trotz vermeintlicher Krisen verläuft der VDAX mit einem aktuellen Wert von unter 20 auf vergleichsweise bemerkenswert niedrigem Niveau. Bei der Asien-Krise Ende der 90er Jahre, den Terroranschlägen in New York 2001, der Pleite der Lehman Bank 2008 oder während der Euro-Schuldenkrise waren Volatilitätszahlen von 40, 60, sogar 80 inklusive massiver Kurseinbrüche der Regelfall.

    Haben wir Aktionäre uns aufgrund der Inflation an Krisen mittlerweile viel Hornhaut zugelegt? Halten wir auch zukünftig die heißesten Krisen aus, sind wir hitzeunempfindlich, sozusagen cool? Dies erinnert mich an meine Großmutter, die auch die heißesten Kochtöpfe ohne Probleme anfassen konnte. Haben sich also die heiß gelaufenen Aktienmärkte nach dem heftigen reinigenden Sommergewitter wieder abgekühlt?

    Oder muss in der nahenden Lebkuchen-Zeit doch noch mit Wiederaufnahme der schlechten Aktienstimmung gerechnet werden? Könnte die niedrige Volatilität sogar ein verdeckter Kontra-Indikator sein, ein Menetekel für einen zu heißen Aktien-Herbst? Bekommen die Crash-Propheten dennoch Recht? 

    Stinkend langweilig, aber wahr: Geldpolitik ist nicht alles, aber ohne Geldpolitik ist alles nichts 

    Bislang haben die Notenbanken wie im Schnellkochtopf den Druck der Krisen erfolgreich mit ihrem Gegendruck kompensiert. Der Innendruck mag noch so hoch sein, doch solange der Deckel obendrauf dicht hält, ist für die Finanzmärkte wenig zu befürchten. Bleibt es denn bei diesem Gegendruck?

    Bei der Fed und ihrer Präsidentin Janet Yellen ist man über die konjunkturelle Entwicklung der USA desillusioniert. Der über den grünen Klee gelobte US-Arbeitsmarkt glänzt bei näherem Hinschauen nur durch die glanzlose Zahl neugeschaffener Billigjobs. Und die Suche nach der Inflation entspricht der Suche nach dem Bernstein-Zimmer. Trump liefert immer noch genauso wenig wie ein Pizzabote, der keinen Sprit in seiner Vespa hat. Auch die Hurrikans Harvey und Irma werden Wachstum kosten. Und wenn man sich gleichzeitig vor Augen führt, dass Studenten-, Auto-, Hypotheken- und Wertpapierkredite sowie Kreditkartenverbindlichkeiten entweder schon neue Rekorde erklommen haben oder nicht mehr weit davon entfernt sind, wird die US-Notenbank den Teufel tun und weitere Zinserhöhungen vornehmen. Mit diesem Fehler hat die Fed schon einmal eine Schuldenkrise losgetreten. Damals war dieser wegen Unkenntnis der Folgen noch verständlich, heute wäre er dämlich.

    Die Fed-Präsidentin – eine sowieso im Fell gefärbte geldpolitische Super-Taube – wird keine schlafenden Rezessions- und Kredit-Hunde wecken. Die geldpolitischen Schlafmittel der gleichzeitig weißhaarigen und weisen Dr. Yellen werden die Aktienmärkte beruhigen.

    Verdirbt Draghi den Appetit auf Aktien? 

    Auch die Eurozone ist kein Schulden-Waisenkind. Die überbordende Staatsverschuldung z.B. in Italien kann EZB-Präsident Mario Draghi ebenso wenig übersehen wie unsereins derzeit die Wahlplakate auf dem Weg zur Arbeit. Soll er etwa den italienischen Stiefel sehenden Auges zuerst in den Finanz- und dann in den Sozial-Kollaps führen? Nein, er wird weiter den geldpolitischen Stiefelknecht spielen.

    Überhaupt befindet sich die Exportwelt in einem Währungsabwertungswettlauf. Draghi wird den Exportkonkurrenzländern durch einseitige geldpolitische Restriktion – die Fed hält sich ja zurück – und damit Aufwertung der Gemeinschaftswährung nicht den Außenhandels-Weg frei machen. Darüber werden sich deutsche Exportwerte ähnlich freuen wie meine Katzen über ihr Dosenfutter mit Fisch.

    Anlagestrategisch heißt das weiterhin: Zinsvermögen ist und bleibt so attraktiv wie Spinat für Kleinkinder. Der Anlagenotstand bleibt ein Treiber der Aktienmärkte. Natürlich kann niemand Krisen oder schwarze Schwäne an den Finanzmärkten ausschließen. Aber die Geldpolitiker werden sie nicht auslösen. Eher vermischen sich Öl und Wasser! Selbst wenn irgendwann der Einstieg in den Ausstieg kommen sollte, wird es kein wirklicher geldpolitischer Umstieg sein. Worte von Notenbankern sind noch keine Taten von Notenbankern. Geldpolitiker sind eben auch nur Politiker.

    Diese Notenbankpolitik hat selbstverständlich nichts, aber auch gar nichts mit der guten alten Stabilität einer deutschen Notenbankkultur zu tun. Leider kommt diese auch nicht mehr zurück, sie ist für immer ausgewandert, in der Eurozone hat sie sogar Hausverbot. Dieser Zeit nachzutrauern ist genauso sinnlos wie sich zu wünschen, noch einmal 20 zu sein, wenn man 21 aufwärts alt ist. Man muss sich mit den Tatsachen abfinden, die heute in der Finanzwelt vorherrschen und sich nicht mit jenen beschäftigen, die man gerne hätte. Man muss sich mit ihnen arrangieren, das Beste daraus machen. Das ist persönliche Realpolitik, auf der sich auch eine regelmäßige und nachhaltige Aktienstrategie, z.B. mit regelmäßigen Ansparplänen, gründen sollte.

    Konsolidierungen ja, Crash nein. Anstatt über den Crash zu schreiben, sollten es die Crash-Propheten lieber mit Kochbüchern versuchen.

    Ein Beitrag von Robert Halver.

    Robert Halver ist Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. Das Haus mit Sitz in Unterschleißheim bei München ist eine der führenden Investmentbanken in Deutschland und Marktführer im Handel von Finanzinstrumenten. Halver beschäftigt sich seit 1990 mit Wertpapieren und Anlagestrategien.

    Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG: http://www.bondboard.de/main/pages/index/p/128.

     


    (13.09.2017)

    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    Börsenradio Live-Blick, Do. 25.4.24: DAX clincht mit 18000, Deutsche Bank, Mercedes, Commerzbank, VIG, Palfinger last 5 im TPT




    DAX Letzter SK:  0.00 ( -0.27%)


     

    Bildnachweis

    1. Robert Halver mit Runplugged auf dem Smartphone, im Hintergrund das Parkett der Frankfurter Börse - Halver ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank und Finanz-Meteorologe für die Börsenstimmung. Wöchentlich berichtet er über Entwicklungen an den Finanzmärkten, über Wohl und Wehe von DAX, Zinsen, Euro & Co. Anleger erhalten eine fundierte Einschätzung der marktbewegenden Trends, immer   >> Öffnen auf photaq.com

    Aktien auf dem Radar:Addiko Bank, Immofinanz, Marinomed Biotech, Flughafen Wien, Warimpex, EuroTeleSites AG, ATX Prime, ams-Osram, AT&S, Palfinger, RBI, Strabag, Pierer Mobility, UBM, CA Immo, Frequentis, Lenzing, SW Umwelttechnik, Oberbank AG Stamm, Wolford, Agrana, Amag, Erste Group, EVN, Kapsch TrafficCom, OMV, Österreichische Post, Telekom Austria, Uniqa, VIG, Wienerberger.


    Random Partner

    Rosinger Group
    Die Rosinger Group ist einer der führenden Finanzkonzerne in Mitteleuropa und in den Geschäftsfeldern "Eigene Investments" sowie "hochspezialisierte Beratungsleistungen" aktiv. Mit bisher mehr als sechzig Börsenlistings und IPOs weltweit gehört die Rosinger Group auch an der Wiener Börse zu den maßgeblichen Playern.

    >> Besuchen Sie 68 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


     Latest Blogs

    » MMM Matejkas Market Memos #35: Gedanken über Europa, das man besuchen so...

    » Börsenradio Live-Blick 25/4: DAX clincht mit 18000, Deutsche Bank, Merce...

    » Wiener Börse Party 2024 in the Making, 24. April (Opening Bell)

    » Börse-Inputs auf Spotify zu u.a. Infineon, AT&S, Tesla, ESG, Marcel Hirs...

    » ATX-Trends: AMAG, Erste Group, RBI, Bawag, Pierer Mobility

    » Wiener Börse Party 2024 in the Making, 23. April (#iFG)

    » Wiener Börse Party 2024 in the Making, 22. April (#glaubandi)

    » BSN Spitout Wiener Börse: Strabag geht über den MA200

    » Börse Social Depot Trading Kommentar (Depot Kommentar)

    » Börsegeschichte 24.4.: Rosenbauer, CA, Universale, Veitscher & Co. (Bör...


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    AT0000A2QS86
    AT0000A38NH3
    AT0000A2C5J0
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      Star der Stunde: Frequentis 1.14%, Rutsch der Stunde: Warimpex -3.6%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 11-12: Kontron(1), Palfinger(1)
      Star der Stunde: AT&S 1.69%, Rutsch der Stunde: Warimpex -3.6%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 10-11: Österreichische Post(1)
      Star der Stunde: Agrana 1.87%, Rutsch der Stunde: Andritz -4.34%
      wikifolio-Trades Austro-Aktien 9-10: Kontron(2), Uniqa(1), Andritz(1)
      Smeilinho zu Palfinger
      Star der Stunde: Pierer Mobility 1.69%, Rutsch der Stunde: Warimpex -3.6%
      BSN MA-Event Symrise

      Featured Partner Video

      Wiener Börse Party #621: Voll Komplexes bei der RBI, ziemlich Komplexes bei der Addiko Bank und Verbund unter Druck

      Die Wiener Börse Party ist ein Podcastprojekt für Audio-CD.at von Christian Drastil Comm.. Unter dem Motto „Market & Me“ berichtet Christian Drastil über das Tagesgeschehen an der Wiener Börse....

      Books josefchladek.com

      Igor Chekachkov
      NA4JOPM8
      2021
      ist publishing

      Helen Levitt
      A Way of Seeing
      1965
      The Viking Press

      Martin Frey & Philipp Graf
      Spurensuche 2023
      2023
      Self published

      Andreas Gehrke
      Flughafen Berlin-Tegel
      2023
      Drittel Books

      Horst Pannwitz
      Berlin. Symphonie einer Weltstadt
      1959
      Ernst Staneck Verlag