20.09.2017, 2997 Zeichen
In Bezug auf das Unternehmen Bayer (WKN: BAY001 / ISIN: DE000BAY0017) habe ich durchaus widersprüchliche Emotionen (soviel zum rein rationalen „homo oeconomicus“).
Forschungserfolge im medizinischen Bereich finde ich klasse. So teilte Bayer vor kurzem mit, dass man die US-Zulassung für Copanlisib erhalten habe. Laut Bayer bezieht sich die „auf die Behandlung von erwachsenen Patienten mit wiederkehrendem follikulärem Lymphom, die zuvor mit zwei systemischen Therapien behandelt worden waren.“ Falls dies so zutrifft, klingt das für die Betroffenen nach einer wirklichen Erleichterung. Soviel zu den positiven Emotionen.
Bayer: Yin und Yang
Was mir hingegen gar nicht gefällt (im kleineren Kreis würde ich es noch anders formulieren), ist diese aktuelle Meldung von Bayer, ich zitiere: „Insgesamt gehen wir für das Jahr 2018 von einem erneuten Wachstum in Brasilien aus“. Das klingt ja gut und klar Wachstum in Brasilien, warum nicht? Doch es gilt hier zu bedenken, dass es um Herbizide und Fungizide geht, und bereits jetzt soll der Verbrauch von Herbiziden in Brasilien bei umgerechnet „7,3 Litern je brasilianischem Bürger“ liegen, so Verena Glass auf der diesjährigen Hauptversammlung der Bayer AG. Das hat dann laut ihr so „schöne“ Folgen wie „Rückstände von Agrargiften wie DDE, Endosulfan, Deltamethrin und DDT“ in der Muttermilch und steigenden Zahlen von Krebserkrankungen bei Kindern. Na schönen Dank.
Mehr Informationen dazu liefert der von mir sehr geschätzte „Dachverband Kritische Aktionäre“ – wie gewohnt kritisch und kein Blatt vor den Mund nehmend (hier dessen Angaben zu Bayer)
Aber nun wieder Wachstum bei der Verwendung von Bayer Herbiziden und Fungiziden in Brasilien. Vor dem Hintergrund kann ich mich darüber nicht freuen. Das ist noch nicht alles – Bayer verweist explizit darauf, dass „die geplante Übernahme von Monsanto (WKN: 578919 / ISIN: US61166W1018) eine große Chance biete, die Zukunft der Landwirtschaft positiv mitzugestalten“.
Im Hinblick auf Brasilien und die Belastungen der Menschen durch die Rückstände und die Geschichte von Monsanto finde ich das eine geradezu orwellsche Sprechweise. Falls ich falsch liege und die Lage viel besser ist als oben geschildert, würde mich das freuen. Als reiner homo oeconomicus müsste ich die Klappe halten. Bin ich zum Glück nicht.
Ein Beitrag von Michael Vaupel
Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig.
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