Ich stimme der Verwendung von Cookies zu. Auch wenn ich diese Website weiter nutze, gilt dies als Zustimmung.

Bitte lesen und akzeptieren Sie die Datenschutzinformation und Cookie-Informationen, damit Sie unser Angebot weiter nutzen können. Natürlich können Sie diese Einwilligung jederzeit widerrufen.





Ist die Finanzkrise wirklich vorbei? (Gastautor, Christoph Scherbaum)

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

>> Website


>> zur Startseite mit allen Blogs

29.09.2017, 3762 Zeichen

Die US-Notenbank beginnt ihre Bilanz zu verkleinern, die japanische Zentralbank interveniert immer weniger und die EZB wird wohl demnächst aus QE aussteigen. Ist das endlich das Ende der Krise?

Eines der besten Krisenbarometer überhaupt, die Devisenanlagen der Schweizer Nationalbank, zeigt Entspannung an. Seit dem Frühsommer sinken die Anlagen. In der Spitze erreichten sie 745 Mrd. Franken. Nun sind es immer noch an die 730 Mrd., doch es scheint, als würde die Notenbank seit drei Monaten gar nicht mehr intervenieren (Grafik 1).

Nun kann man einwenden: 15 Mrd. CHF mehr oder weniger machen den Kohl nicht fett. Das ist richtig. Man darf aber nicht vergessen, dass die SNB ihre Bilanzpositionen in Franken umrechnet. Der Franken ist gegenüber anderen Währungen, allen voran dem Euro, schwächer geworden. Zu konstanten Wechselkursen hätten sich die Anlagen wohl um 35 Mrd. reduziert.

Eine Bilanzverkleinerung von 35 Mrd. innerhalb von drei Monaten ist vergleichsweise viel. Münzt man das auf eine Wirtschaft wie die USA um, entspricht das einem Betrag von 950 Mrd. Vergleicht man den Betrag nicht mit der Wirtschaftsleistung, sondern mit der Bilanzsumme, wären es immer noch 200 Mrd. Das ist schon ein Wort.

Man durchaus sagen, dass die Flucht in sichere Häfen wie den Franken erst einmal vorbei ist. Das ist ein klares Entspannungssignal. Die Krise ist damit trotzdem noch nicht abgehakt. Die Probleme, die in Europa zur Krise geführt haben, sind größtenteils nicht behoben. Dazu gehören die überbordenden Schuldenberge, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und schwache Bankbilanzen.

Die offenen Gelschleusen der EZB haben das verdeckt und durch einen schwachen Euro konnten sich so manche Wirtschaften wieder etwas aufrappeln. Bis die Arbeitslosigkeit in diesen Ländern wieder ein Normalmaß erreicht hat, vergehen allerdings noch viele Jahre.

Ein Ende der Geldflut muss nicht automatisch eine neue Krise bedeuten. Das zeigen die USA. Es bedeutet vielmehr, dass sich die Wirtschaft lustlos dahinschleppt. Die Lage kann sich weiter verbessern, aber nur sehr langsam. Die wahren Probleme entstehen dann, wenn der nächste Abschwung kommt.

Davor haben auch Notenbanker Angst. In der Eurozone gibt die EZB bereits Vollgas. Käme währenddessen ein Abschwung, stehen plötzlich alle ratlos da. Wegen der hohen Schuldenlast ist es vollkommen illusorisch anzunehmen, dass Länder wie Spanien ihr jährliches Haushaltsdefizit wieder auf 10 % der Wirtschaftsleistung ausdehnen können. Konjunkturprogramme sind schwer umzusetzen.

Auch das muss keine Katastrophe sein. Anleger haben die Zeit von 2008 bis 2012 vor Augen, wenn sie an Rezession und Krise denken. Was wir damals erlebt haben, war ein Jahrhundertereignis. So schnell wird sich das nicht wiederholen. Trotzdem: um Staaten und Bürger wieder auf ein solides finanzielles Fundament stellen zu können, reicht der aktuelle Aufschwung nicht.

Es braucht vor allem Eines: Wachstum. Das ist Mangelware. Das liegt an fehlendem Produktivitätswachstum. Es braucht schon eine neue Erfindung in der Größenordnung der Dampfmaschine, um dieses Problem zu beseitigen. Dieser Innovationsschub wird kommen – irgendwann. Dann kann auch das Wachstum deutlich zulegen und die extremen Schuldenberge können wir hinter uns lassen.

Die akute Krise ist vorerst vorbei. Die Grundprobleme sind jedoch erst beseitigt, wenn wir wieder höhere Wachstumsraten sehen. Bis dahin wird die Wirtschaft im Aufschwung nur wenig wachsen und Rezessionen dauern wohlmöglich länger. Solange es Staaten nicht gelingt aus der Schuldenfalle herauszuwachsen, bleibt die Lage langfristig fragil.

Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

 


(29.09.2017)

BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

Börsepeople im Podcast S22/18: Christian Mattasits




 

Bildnachweis

1. Frage, Warum, Ratlos (Bild: Pixabay/geralt https://pixabay.com/de/fragezeichen-frage-antwort-96287/ )   >> Öffnen auf photaq.com

Aktien auf dem Radar:VIG, Kapsch TrafficCom, UBM, EuroTeleSites AG, Flughafen Wien, Palfinger, ATX, ATX Prime, ATX TR, ATX NTR, Bawag, Andritz, Mayr-Melnhof, Telekom Austria, RBI, voestalpine, SBO, Frequentis, Pierer Mobility, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Warimpex, Amag, EVN, CPI Europe AG, Lenzing, Österreichische Post, RHI Magnesita, Deutsche Telekom, Allianz, Fresenius.


Random Partner

Austriacard Holdings
AUSTRIACARD HOLDINGS AG nutzt über 130 Jahre Erfahrung in den Bereichen Informationsmanagement, Druck und Kommunikation. Das Unternehmen bietet eine umfassende Palette an Produkten und Dienstleistungen, darunter Zahlungslösungen, Identifikationslösungen, Chipkarten, Kartenpersonalisierung, Digitalisierungslösungen und sicheres Datenmanagement.

>> Besuchen Sie 62 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


 Latest Blogs

» Börsepeople im Podcast S22/18: Christian Mattasits

» Börse-Inputs auf Spotify zur Weihnachtssingle für die Kapitalmarktcommun...

» Börsepeople im Podcast S22/17: Thomas Hahn

» Wiener Börse Party #1061: Noch ein ATX-High vor X-Mas, Banken top, Lob f...

» Österreich-Depots: Vorweihnachts-Bilanz (Depot Kommentar)

» Börsegeschichte 23.12: Pierer Mobility (Börse Geschichte) (BörseGeschichte)

» Nachlese: Ritschy Dobetsberger und die IR-Abteilungen von Rheinmetall un...

» PIR-News: Porr, Agrana, Pierer Mobility (Christine Petzwinkler)

» Und hier ist unserer Weihnachtssingle in der Deconstructed Variante (Chr...

» Wiener Börse zu Mittag leichter: Austriacard, Telekom Austria und Flugha...


Useletter

Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

Newsletter abonnieren

Runplugged

Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

per Newsletter erhalten


Meistgelesen
>> mehr





PIR-Zeichnungsprodukte
Newsflow
>> mehr

Börse Social Club Board
>> mehr
    Monkeyboy zu VIG
    #gabb #2007

    Featured Partner Video

    Offline Podcast S1/05: Quiz III zu den 70s, 80s & 90s, dazu Termine im Theater Center Forum und Orpheum (Seltenreich & Peter feat. Drastil)

    Folge 5 des Offline-Podcasts rund um den Buch-Bestseller zu den 70s, 80s & 90s ist wieder ein Offline Quiz, diesmal mit den Kandidaten Norbert Peter und Christian Drastil sowie Quizmaster Marco Sel...

    Books josefchladek.com

    Elizabeth Alderliesten
    Not Shameless
    2025
    Self published

    Dominique Lapierre, Jean-Pierre Pedrazzini, René Ramon
    So lebt man heute in Rußland
    1957
    Blüchert

    Niko Havranek
    Fleisch #74 „Ganz Wien“
    2025
    Self published

    Allied Forces
    Deutsche Konzentrations und Gefangenenlager : was die amerikanischen und britischen Armeen vorfanden, April 1945
    1945
    Selbstverlag

    Sasha & Cami Stone
    Femmes. Collection d'études photographiques du corps humain
    1933
    Arts et Métiers Graphiques


    29.09.2017, 3762 Zeichen

    Die US-Notenbank beginnt ihre Bilanz zu verkleinern, die japanische Zentralbank interveniert immer weniger und die EZB wird wohl demnächst aus QE aussteigen. Ist das endlich das Ende der Krise?

    Eines der besten Krisenbarometer überhaupt, die Devisenanlagen der Schweizer Nationalbank, zeigt Entspannung an. Seit dem Frühsommer sinken die Anlagen. In der Spitze erreichten sie 745 Mrd. Franken. Nun sind es immer noch an die 730 Mrd., doch es scheint, als würde die Notenbank seit drei Monaten gar nicht mehr intervenieren (Grafik 1).

    Nun kann man einwenden: 15 Mrd. CHF mehr oder weniger machen den Kohl nicht fett. Das ist richtig. Man darf aber nicht vergessen, dass die SNB ihre Bilanzpositionen in Franken umrechnet. Der Franken ist gegenüber anderen Währungen, allen voran dem Euro, schwächer geworden. Zu konstanten Wechselkursen hätten sich die Anlagen wohl um 35 Mrd. reduziert.

    Eine Bilanzverkleinerung von 35 Mrd. innerhalb von drei Monaten ist vergleichsweise viel. Münzt man das auf eine Wirtschaft wie die USA um, entspricht das einem Betrag von 950 Mrd. Vergleicht man den Betrag nicht mit der Wirtschaftsleistung, sondern mit der Bilanzsumme, wären es immer noch 200 Mrd. Das ist schon ein Wort.

    Man durchaus sagen, dass die Flucht in sichere Häfen wie den Franken erst einmal vorbei ist. Das ist ein klares Entspannungssignal. Die Krise ist damit trotzdem noch nicht abgehakt. Die Probleme, die in Europa zur Krise geführt haben, sind größtenteils nicht behoben. Dazu gehören die überbordenden Schuldenberge, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit und schwache Bankbilanzen.

    Die offenen Gelschleusen der EZB haben das verdeckt und durch einen schwachen Euro konnten sich so manche Wirtschaften wieder etwas aufrappeln. Bis die Arbeitslosigkeit in diesen Ländern wieder ein Normalmaß erreicht hat, vergehen allerdings noch viele Jahre.

    Ein Ende der Geldflut muss nicht automatisch eine neue Krise bedeuten. Das zeigen die USA. Es bedeutet vielmehr, dass sich die Wirtschaft lustlos dahinschleppt. Die Lage kann sich weiter verbessern, aber nur sehr langsam. Die wahren Probleme entstehen dann, wenn der nächste Abschwung kommt.

    Davor haben auch Notenbanker Angst. In der Eurozone gibt die EZB bereits Vollgas. Käme währenddessen ein Abschwung, stehen plötzlich alle ratlos da. Wegen der hohen Schuldenlast ist es vollkommen illusorisch anzunehmen, dass Länder wie Spanien ihr jährliches Haushaltsdefizit wieder auf 10 % der Wirtschaftsleistung ausdehnen können. Konjunkturprogramme sind schwer umzusetzen.

    Auch das muss keine Katastrophe sein. Anleger haben die Zeit von 2008 bis 2012 vor Augen, wenn sie an Rezession und Krise denken. Was wir damals erlebt haben, war ein Jahrhundertereignis. So schnell wird sich das nicht wiederholen. Trotzdem: um Staaten und Bürger wieder auf ein solides finanzielles Fundament stellen zu können, reicht der aktuelle Aufschwung nicht.

    Es braucht vor allem Eines: Wachstum. Das ist Mangelware. Das liegt an fehlendem Produktivitätswachstum. Es braucht schon eine neue Erfindung in der Größenordnung der Dampfmaschine, um dieses Problem zu beseitigen. Dieser Innovationsschub wird kommen – irgendwann. Dann kann auch das Wachstum deutlich zulegen und die extremen Schuldenberge können wir hinter uns lassen.

    Die akute Krise ist vorerst vorbei. Die Grundprobleme sind jedoch erst beseitigt, wenn wir wieder höhere Wachstumsraten sehen. Bis dahin wird die Wirtschaft im Aufschwung nur wenig wachsen und Rezessionen dauern wohlmöglich länger. Solange es Staaten nicht gelingt aus der Schuldenfalle herauszuwachsen, bleibt die Lage langfristig fragil.

    Autor: Clemens Schmale, Finanzmarktanalyst bei GodmodeTrader.de

    Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

     


    (29.09.2017)

    BSN Podcasts
    Christian Drastil: Wiener Börse Plausch

    Börsepeople im Podcast S22/18: Christian Mattasits




     

    Bildnachweis

    1. Frage, Warum, Ratlos (Bild: Pixabay/geralt https://pixabay.com/de/fragezeichen-frage-antwort-96287/ )   >> Öffnen auf photaq.com

    Aktien auf dem Radar:VIG, Kapsch TrafficCom, UBM, EuroTeleSites AG, Flughafen Wien, Palfinger, ATX, ATX Prime, ATX TR, ATX NTR, Bawag, Andritz, Mayr-Melnhof, Telekom Austria, RBI, voestalpine, SBO, Frequentis, Pierer Mobility, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Warimpex, Amag, EVN, CPI Europe AG, Lenzing, Österreichische Post, RHI Magnesita, Deutsche Telekom, Allianz, Fresenius.


    Random Partner

    Austriacard Holdings
    AUSTRIACARD HOLDINGS AG nutzt über 130 Jahre Erfahrung in den Bereichen Informationsmanagement, Druck und Kommunikation. Das Unternehmen bietet eine umfassende Palette an Produkten und Dienstleistungen, darunter Zahlungslösungen, Identifikationslösungen, Chipkarten, Kartenpersonalisierung, Digitalisierungslösungen und sicheres Datenmanagement.

    >> Besuchen Sie 62 weitere Partner auf boerse-social.com/partner


     Latest Blogs

    » Börsepeople im Podcast S22/18: Christian Mattasits

    » Börse-Inputs auf Spotify zur Weihnachtssingle für die Kapitalmarktcommun...

    » Börsepeople im Podcast S22/17: Thomas Hahn

    » Wiener Börse Party #1061: Noch ein ATX-High vor X-Mas, Banken top, Lob f...

    » Österreich-Depots: Vorweihnachts-Bilanz (Depot Kommentar)

    » Börsegeschichte 23.12: Pierer Mobility (Börse Geschichte) (BörseGeschichte)

    » Nachlese: Ritschy Dobetsberger und die IR-Abteilungen von Rheinmetall un...

    » PIR-News: Porr, Agrana, Pierer Mobility (Christine Petzwinkler)

    » Und hier ist unserer Weihnachtssingle in der Deconstructed Variante (Chr...

    » Wiener Börse zu Mittag leichter: Austriacard, Telekom Austria und Flugha...


    Useletter

    Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab. Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.

    Newsletter abonnieren

    Runplugged

    Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
    (kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)

    per Newsletter erhalten


    Meistgelesen
    >> mehr





    PIR-Zeichnungsprodukte
    Newsflow
    >> mehr

    Börse Social Club Board
    >> mehr
      Monkeyboy zu VIG
      #gabb #2007

      Featured Partner Video

      Offline Podcast S1/05: Quiz III zu den 70s, 80s & 90s, dazu Termine im Theater Center Forum und Orpheum (Seltenreich & Peter feat. Drastil)

      Folge 5 des Offline-Podcasts rund um den Buch-Bestseller zu den 70s, 80s & 90s ist wieder ein Offline Quiz, diesmal mit den Kandidaten Norbert Peter und Christian Drastil sowie Quizmaster Marco Sel...

      Books josefchladek.com

      Oliver Gerhartz
      The waning season
      2025
      Nearest Truth

      Adriano Zanni
      Sequenze di Fabbrica
      2025
      Boring Machines

      Konrad Werner Schulze
      Der Stahlskelettbau
      1928
      Wissenschaftl. Verlag Dr. Zaugg & Co.

      Niko Havranek
      Fleisch #74 „Ganz Wien“
      2025
      Self published

      Jan Holkup
      Posedy / Hunting Stands
      2025
      PositiF