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Der Katalonien-Konflikt, der Euro und die Börse (Christoph Scherbaum)

Bild: © www.shutterstock.com, FC Barcelona, Fussball, Natursports / Shutterstock.com, Natursports / Shutterstock.com

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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05.10.2017, 4080 Zeichen

Die Volksabstimmung in Katalonien und die Bilder der Gewalt haben das Thema „Sezession“, also die Abspaltung der autonomen Region Katalonien von Spanien, weltweit ins Bewußtsein gebracht. Die Sorgen sind auch an der Börse in Madrid ersichtlich. Aber wie geht es weiter?

Lossagung von der Zentralregierung. Die Gründe für die Abspaltungsbewegung sind vielfältig. Hauptsächlich geht es um mehr Autonomie und Freiheitsrechte für die Regionalregierung – vor allem auch in Budgetfragen. Großes Vorbild ist dabei Schottland, die es geschafft haben sich ein hohes Maß an Eigenständigkeit zurückzuholen. Auf deutsche Maßstäbe umgemünzt würde dies der weitestgehenden Autonomie eines Bundeslandes vom Rest Deutschlands entsprechen – mit allen finanziellen Konsequenzen. Das Beispiel macht klar, dass eine entsprechende Bewegung auch hierzulande nicht ohne Probleme ablaufen würde.

Neuordnungen fanden bislang immer innerhalb Deutschlands etwa durch die Schaffung des „Südweststaats“ Baden-Württemberg 1952 durch eine Volksabstimmung oder den Anschluss des Saarlands an Deutschland 1957, ebenfalls durch eine Befragung des Volkes statt. Eine Fusion von Berlin und Brandenburg scheiterte 1996 am Willen der Bevölkerung Brandenburgs. Man sieht: territoriale Veränderungen gehen immer nur unter Einbeziehung aller Beteiligten.

Wirtschaftsstarke Region. Um zu verstehen, warum sich viele in Katalonien so sehr eine Abspaltung wünschen, lohnt ein Blick auf die ökonomische Bedeutung. Katalonien ist allein betrachtet ein durchschnittliches Mitglied der Eurozone. Erst durch die armen Regionen im Süden Spaniens wird das Land zu dem „Problemfall“ der EU. Die Lage ist insofern vergleichbar mit der Italiens, wo ebenfalls der Norden den Vergleich mit den prosperierenden Regionen der EU nicht scheuen muss. Doch dort sind entsprechende Bewegungen längst nicht so stark. Am Ende wollen die Katalanen einfach mehr von „ihrem“ Geld.

Infografik: Katalonien näher an der Eurozone als an Spanien | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Abspaltung als Lösung? Man stelle sich nur einmal vor, Bayern würde über die Abspaltung von Deutschland entscheiden und einen eigenen Staat ausrufen. Die Folgen für Deutschland wären verheerend – sowohl ökonomisch, als auch politisch. Doch in Deutschland sind solche Gedanken eher skurrile Gedankenspiele, denn alle Beteiligten reden miteinander und lösen Probleme. In Spanien wurde dies über lange Zeit versäumt. Die Zentralregierung in Madrid hat viele Jahre die Sezessionsbewegung kleingeredet und sich damit des Problems entledigt.

Doch das Gegenteil war der Fall. In Barcelona und im gesamten Katalonien wuchs die Schar der Befürworter weiter. Dies alles gipfelte nun in der Volksabstimmung am Wochenende und den formaljuristisch korrekten, aber dennoch unnötig gewalttätigen Polizeieinsätze dagegen – laut spanischer Verfassung sind solche Abstimmungen nicht möglich. Doch die Bevölkerung sieht das anders. Aber ein Ziel ist überhaupt nicht zu erkennen. Will Katalonien weiter in der EU bleiben, mit dem Euro als Währung? Wie soll das von Statten gehen? Die Diskussion nach dem Brexit und der Rückkehr Schottlands in die EU hat die Probleme bereits angedeutet. Und das noch ohne Euro als Währung.

FAZIT. Alle Beteiligten müssen sich schnellstens unter der Aufsicht der EU an einen Tisch setzen und eine Lösung finden. Am Ende muss ein einiges Spanien, mit mehr Autonomierechten Kataloniens stehen. Der Weg dahin wird steinig. Aber er ist machbar. Doch dazu bedarf es Hilfe von außen. Und damit sind keine militärischen Einheiten gemeint, die die katalonische Polizei entwaffnen. Die Gewalt darf in einem Europa des Jahres 2017 keine Rolle spielen. Ansonsten haben wir innerhalb kürzester Zeit eine neue Euro-Krise. Und die Folgen der letzten sind noch immer spürbar.

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