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Barrick Gold: Überzeugendes Chance/Risiko-Profil der Aktie? (Michael Vaupel, Christoph Scherbaum)

Bild: © finanzmarktfoto.at/Martina Draper, Barrick Gold

Autor:
Christoph Scherbaum

Die Börsenblogger ist das einfache und direkte Sprachrohr von Journalisten und deren Kollegen, die teils schon mit jahrzehntelanger Arbeits- und Börsenerfahrung aufwarten können. Auch als professionelle Marktteilnehmer. Letztlich sind wir alle Börsenfans. Aber wir vertreten in diesem Blog auch eine ganz simple Philosophie: Wir wollen unabhängig von irgendwelchen Analysten, Bankexperten oder Gurus schreiben, was wir zum aktuellen (Börsen-)Geschehen denken, was uns beschäftigt. Das kommt Ihnen, dem Leser, zu Gute.

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03.12.2017, 8059 Zeichen

Während es für marktbreite Blue Chips bisher ein recht gutes Börsenjahr war (gemessen an Dow Jones (WKN: 969420 / ISIN: US2605661048) und DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008)), gilt dies für viele Rohstoff-Aktien keineswegs. Dies gilt auch für den Bergbau-Riesen Barrick Gold (WKN: 870450 / ISIN: CA0679011084). Ende 2016 stand die Aktie im Bereich 14 Dollar und 2017 sah es zwischenzeitlich so aus, als ob es ein gutes Jahr für die Barrick Gold Aktie werden würde. Schließlich wurden Mitte Februar Notierungen im Bereich 20,50 Dollar erreicht. Ein fulminanter Anstieg in wenigen Wochen! Was würde da 2017 noch möglich sein?

Doch die Enttäuschung war groß, als dann der Kurs der Aktie in den folgenden Monaten wieder durchsackte und im November wieder auf dem Niveau von Ende 2016 stand: Im Bereich 14 Dollar bzw. sogar etwas unter dieser Marke. Wie gewonnen, so zerronnen. Doch Value Investoren, für die die Barrick Gold Aktie bei Notierungen über 20 Dollar nicht interessant war, könnten gerade aufgrund des Kursrückgangs nun auf den Titel schauen.

Gibt es hier auf dem aktuellen Niveau „value for money“, sprich ein überzeugendes Chance/Risiko-Profil der Aktie? Aus diesem Grund beschäftigt sich der heutige Beitrag mit der derzeitigen Situation inklusive der aktuellen Zahlen von Barrick Gold.

Barrick Gold ist bekanntlich einer der ganz Großen unter den Goldproduzenten. Zudem produziert Barrick Gold auch noch Gold und Kupfer. Das Unternehmen hat weltweit Vorkommen, hauptsächlich (aber nicht nur) in der westlichen Hemisphäre: Von den USA (Nevada) über die Karibik, Mittel- und Südamerika.

Daneben hat das Unternehmen auch noch Goldminen in Papua-Neuguinea, Australien, und Tansania (das spielt in diesem Beitrag noch eine Rolle). Kupferminen hat das Unternehmen in Sambia (das Land ist bekannt für seinen „copper belt“) und Saudi-Arabien. Vor dem Blick auf die jüngsten Geschäftszahlen von Barrick Gold (= Zahlen zum dritten Quartal) auch hier zunächst der Blick auf den Chart dieser Goldminen-Aktie:

Barrick-Gold-Chart: boerse-frankfurt.de

Barrick Gold: Der Blick auf die Zahlen zum dritten Quartal

Nun der Blick auf die Eckdaten der jüngsten Geschäftszahlen (= Zahlen zu Q3 2017):

Eckdaten Q3-Zahlen Barrick Gold

  • Die Umsätze lagen im zweiten Quartal bei 1,933 Mrd. Dollar. Gegenüber dem Vorquartal (Vorquartal, nicht Vorjahresquartal) bedeutete das einen Rückgang, denn da wurden Umsätze von 2,16 Mrd. Dollar erzielt.
  • Der operative Cash Flow erreichte 532 Mio. Dollar. Das ist ein schöner Anstieg gegenüber dem Wert des Vorquartals (448 Mio. Dollar). Allerdings hatte dieser Wert im dritten Quartal 2016 bei 951 Mio. Dollar gelegen.
  • Die Goldproduktion lag bei 1,243 Mio. Feinunzen. Die Produktionskosten lagen gemessen an den AISC („all-in-sustaining costs“) bei lediglich 772 Dollar je Feinunze. Das ist allerdings ein Anstieg gegenüber dem Wert des zweiten Quartals, als diese Kennzahl bei 710 Dollar/Feinunze lag. Der Anstieg ist zu einem bedeutenden Teil den Goldminen Barrick Nevada and Veladero zu „verdanken“, so Barrick Gold.
  • Das Netto-Ergebnis (adjusted net earnings) erreichte hingegen „nur“ 186 Mio. Dollar bzw. 0,16 Dollar je Aktie, nach 0,22 Dollar im Vorquartal. Ohne die Anpassungen („adjusted“) stand unter dem Strich sogar ein Verlust: Netto-Verlust von 11 Mio. Dollar bzw. 1 Cent je Aktie.
  • Die Schuldenlast wurde seit Jahresbeginn um insgesamt rund 1,5 Mrd. Dollar per 30.9.2017 verringert. Damit ist laut Barrick Gold das Jahresziel bereits zum Ende des dritten Quartals überschritten.
  • Im Bereich Kupfer entwickelten sich die Produktionskosten (AISC) so: Sie stiegen von 2,02 Dollar je lb. Im dritten Quartal 2016 auf 2,24 Dollar je lb. Es handelt sich bei „lb.“ Um die Gewichtseinheit „pounds“, die nicht ganz unserer Gewichtseinheit „Pfund“ entspricht – stattdessen hat ein lb. hat rund 0,45 Kilogramm.

Quelle: Barrick Reports Third Quarter 2017 Results

Rückgang beim freien Cash Flow im Blick

Wieso dieses schlechte Ergebnis beim Nettoergebnis? Trotz relativ niedriger Produktionskosten unter dem Strich ein Minus, wie kann das sein? Erst einmal Entwarnung: Im operativen Geschäft wurde auch weiterhin im dritten Quartal Geld verdient (kein Wunder bei den relativ niedrigen Produktionskosten). Das zeigt der operative Cash Flow, der eine gute halbe Milliarde (532 Mio. Dollar) erreichte.

Auch der freie Cash Flow konnte sich mit 225 Mio. Dollar sehen lassen. Allerdings: Im dritten Quartal 2016 lag der freie Cash Flow sogar bei 674 Mio. Dollar. Hier zeigt sich allerdings eine Problematik bei dem, was ich „Quartalszahlen-Denke“ nenne. Natürlich muss auch in Goldminen investiert werden. Und im dritten Quartal 2017 gab es höhere Ausgaben für diese Investitionen als im dritten Quartal 2016. Das als „schlecht, da Rückgang beim freien Cash Flow“ zu bezeichnen finde ich nicht passend.

Warum ein Minus beim Nettoergebnis?

Doch zurück zum Nettoergebnis. Wieso das Minus? Da nennt Barrick Gold einige Punkte, darunter ein Brocken von 172 Mio. Dollar Rückstellung für mögliche Steuernachzahlungen für die Acacia Mine in Tansania. Denn ja, die dortige Tochter (an der börsennotierten Acacia hält Barrick Gold laut eigenen Angaben 63,9%) ist von einem Exportstopp der zuständigen Behörden Tansanias betroffen. Der Vorwurf der Behörden in Tansania lautet sinngemäß, dass Acacia die Exporte nicht korrekt deklariert habe. Dadurch seien dem Staat Tansania hohe Einnahmen entgangen. Ob das stimmt? Das weiß ich natürlich nicht. Was ich aber weiß:

Der Exportstopp trifft zwei Minen von Acacia (und damit indirekt von Barrick Gold), mit den schönen Namen Bulyanhulu and Buzwagi. Kann das Problem gelöst werden? Barrick Gold nannte zur Lösung des Problems einen Betrag von 300 Mio. Dollar, der an Tansania gezahlt werden könnte, aus dem laufenden Cash Flow von Acacia (ist das eine Art Schuldeingeständnis? Bin kein Jurist!). Zudem soll Tansania stärker an den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolgen von Acacia profitieren, was ich auch angemessen finde.

Die Bürger des Landes, in dem die Rohstoffe vorkommen, sollten davon schließlich auch etwas haben, nicht nur der internationale Konzern, der sie abbaut. Mal sehen, ob das so alles in trockene Tücher gebracht wird. Denn es geht um einiges: Im dritten Quartal 2017 machte die Goldproduktion von Acacia rund 10% der gesamten Gold-Produktion von Barrick Gold aus.

Mein Fazit: Gemischte Zahlen und Acacia-Risiko

Barrick Gold hat mit den jüngsten Quartalszahlen zwar im Hinblick auf die weiter recht niedrigen Produktionskosten überzeugen können. Günstig finde ich auch die Tatsache, dass der sprudelnde freie Cash Flow in die Schuldenrückzahlung gesteckt wurde. So wurde diese Last weiter gesenkt und das Unternehmen damit etwas solider aufgestellt. Als Ziel wurde eine Senkung der Schuldenlast auf 5 Mrd. Dollar bis 2018 genannt (die Schulden sind also noch keineswegs „niedrig“). Höhere Investitionen haben den freien Cash Flow gesenkt – so ist das eben, aber Investitionen von heute sichern Umsätze von morgen. Doch 10% der Goldproduktion liefert Acacia und da gibt es die geschilderte Unsicherheit. Zudem fällt auch auf, dass die Produktionskosten zwar weiter im Branchenvergleich durchaus gut sind – aber im dritten Quartal deutlich angestiegen sind. Per saldo ist es deshalb nachvollziehbar, dass die Aktie nicht mehr bei 20 Dollar notiert. Aber eine richtig deutliche Übertreibung nach unten sehe ich angesichts der geschilderten Situation auch nicht.

Ein Beitrag von Michael Vaupel

Michael Vaupel, diplomierter Volkswirt und Historiker (M.A.), Vollblut-Börsianer. Nach dem Studium Volontariat und Leitender Redakteur und Analyst diverser Börsenbriefe (Emerging Markets, Internet, Derivate, Rohstoffe). Er ist gefragter Interview- und Chatpartner (N24, CortalConsors). Ethisch korrektes Investieren ist ihm wichtig. Seine kostenlosen Newsletter können Sie hier abonnieren. Weitere Informationen unter: www.vaupels-boersenwelt.de

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die CASMOS Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.


(03.12.2017)

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    Doch die Enttäuschung war groß, als dann der Kurs der Aktie in den folgenden Monaten wieder durchsackte und im November wieder auf dem Niveau von Ende 2016 stand: Im Bereich 14 Dollar bzw. sogar etwas unter dieser Marke. Wie gewonnen, so zerronnen. Doch Value Investoren, für die die Barrick Gold Aktie bei Notierungen über 20 Dollar nicht interessant war, könnten gerade aufgrund des Kursrückgangs nun auf den Titel schauen.

    Gibt es hier auf dem aktuellen Niveau „value for money“, sprich ein überzeugendes Chance/Risiko-Profil der Aktie? Aus diesem Grund beschäftigt sich der heutige Beitrag mit der derzeitigen Situation inklusive der aktuellen Zahlen von Barrick Gold.

    Barrick Gold ist bekanntlich einer der ganz Großen unter den Goldproduzenten. Zudem produziert Barrick Gold auch noch Gold und Kupfer. Das Unternehmen hat weltweit Vorkommen, hauptsächlich (aber nicht nur) in der westlichen Hemisphäre: Von den USA (Nevada) über die Karibik, Mittel- und Südamerika.

    Daneben hat das Unternehmen auch noch Goldminen in Papua-Neuguinea, Australien, und Tansania (das spielt in diesem Beitrag noch eine Rolle). Kupferminen hat das Unternehmen in Sambia (das Land ist bekannt für seinen „copper belt“) und Saudi-Arabien. Vor dem Blick auf die jüngsten Geschäftszahlen von Barrick Gold (= Zahlen zum dritten Quartal) auch hier zunächst der Blick auf den Chart dieser Goldminen-Aktie:

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    • Der operative Cash Flow erreichte 532 Mio. Dollar. Das ist ein schöner Anstieg gegenüber dem Wert des Vorquartals (448 Mio. Dollar). Allerdings hatte dieser Wert im dritten Quartal 2016 bei 951 Mio. Dollar gelegen.
    • Die Goldproduktion lag bei 1,243 Mio. Feinunzen. Die Produktionskosten lagen gemessen an den AISC („all-in-sustaining costs“) bei lediglich 772 Dollar je Feinunze. Das ist allerdings ein Anstieg gegenüber dem Wert des zweiten Quartals, als diese Kennzahl bei 710 Dollar/Feinunze lag. Der Anstieg ist zu einem bedeutenden Teil den Goldminen Barrick Nevada and Veladero zu „verdanken“, so Barrick Gold.
    • Das Netto-Ergebnis (adjusted net earnings) erreichte hingegen „nur“ 186 Mio. Dollar bzw. 0,16 Dollar je Aktie, nach 0,22 Dollar im Vorquartal. Ohne die Anpassungen („adjusted“) stand unter dem Strich sogar ein Verlust: Netto-Verlust von 11 Mio. Dollar bzw. 1 Cent je Aktie.
    • Die Schuldenlast wurde seit Jahresbeginn um insgesamt rund 1,5 Mrd. Dollar per 30.9.2017 verringert. Damit ist laut Barrick Gold das Jahresziel bereits zum Ende des dritten Quartals überschritten.
    • Im Bereich Kupfer entwickelten sich die Produktionskosten (AISC) so: Sie stiegen von 2,02 Dollar je lb. Im dritten Quartal 2016 auf 2,24 Dollar je lb. Es handelt sich bei „lb.“ Um die Gewichtseinheit „pounds“, die nicht ganz unserer Gewichtseinheit „Pfund“ entspricht – stattdessen hat ein lb. hat rund 0,45 Kilogramm.

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    Die Bürger des Landes, in dem die Rohstoffe vorkommen, sollten davon schließlich auch etwas haben, nicht nur der internationale Konzern, der sie abbaut. Mal sehen, ob das so alles in trockene Tücher gebracht wird. Denn es geht um einiges: Im dritten Quartal 2017 machte die Goldproduktion von Acacia rund 10% der gesamten Gold-Produktion von Barrick Gold aus.

    Mein Fazit: Gemischte Zahlen und Acacia-Risiko

    Barrick Gold hat mit den jüngsten Quartalszahlen zwar im Hinblick auf die weiter recht niedrigen Produktionskosten überzeugen können. Günstig finde ich auch die Tatsache, dass der sprudelnde freie Cash Flow in die Schuldenrückzahlung gesteckt wurde. So wurde diese Last weiter gesenkt und das Unternehmen damit etwas solider aufgestellt. Als Ziel wurde eine Senkung der Schuldenlast auf 5 Mrd. Dollar bis 2018 genannt (die Schulden sind also noch keineswegs „niedrig“). Höhere Investitionen haben den freien Cash Flow gesenkt – so ist das eben, aber Investitionen von heute sichern Umsätze von morgen. Doch 10% der Goldproduktion liefert Acacia und da gibt es die geschilderte Unsicherheit. Zudem fällt auch auf, dass die Produktionskosten zwar weiter im Branchenvergleich durchaus gut sind – aber im dritten Quartal deutlich angestiegen sind. Per saldo ist es deshalb nachvollziehbar, dass die Aktie nicht mehr bei 20 Dollar notiert. Aber eine richtig deutliche Übertreibung nach unten sehe ich angesichts der geschilderten Situation auch nicht.

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