06.12.2017, 5681 Zeichen
An den europäischen Aktienmärkten wechselten die Anleger am Dienstag aus zyklischen Aktien in so genannte defensive Werte. Konjunkturunabhängige Branchen wie Versorger, Nahrungsmittel-Aktien oder auch die Hersteller von Gütern des täglichen Bedarfs schlossen leicht im Plus, ebenso die zurückgebliebenen Einzelhandelswerte. Dagegen wurden die konjunkturabhängigen Rohstoffaktien verkauft und auch die Bankenwerte. Die Technologieaktien konnten sich erholen, Händler sehen aber besonders hier nach wie vor Risiken für weitere Gewinnmitnahmen. Der Hedgefonds Elliott ist bei der Eon-Tochter Uniper eingestiegen, für die der finnische Fortum-Konzern 22 Euro je Aktie geboten hat. Damit verstärken sich die Erwartungen, dass Fortum das Angebot deutlich nachbessert. Uniper gewannen 3,9 Prozent auf 25,88 Euro. Eon stiegen um 1 Prozent. Fortum gaben dagegen um 0,7 Prozent nach. Fest tendierten die britischen Einzelhändler. Goldman Sachs sieht einen Silberstreif am Horizont für die Branche. Tesco wurden von Goldman Sachs um zwei Stufen auf "Kaufen" angehoben. Der Kurs stieg um 4,3 Prozent. Zudem wurde Morrison auf "Neutral" nach "Verkaufen" erhöht. Hier ging es um 3,0 Prozent nach oben. Sainsbury stiegen ebenfalls um 4,0 Prozent. Im Fahrwasser zogen Metro um 3,4 Prozent an. In Wien verlor der ATX 0,7%, verkauft wurden SBO (-2,3%), Lenzing (-2,2%) und Zumtobel nach den Ergebnissen (-2,2%).
Die Abwärtsbewegung aus dem späten Vortagesgeschäft setzte sich in den USA fort. Die zuletzt unterdurchschnittlich laufenden Technologiewerte stabilisierten sich aber etwas; die Sektorrotation zu Lasten der Technologiewerte lasse sich bereits seit geraumer Zeit beobachten, hieß es dazu. Nachdem die Fortschritte bei der US-Steuerreform bereits am Vortag nur temporär gefeiert worden waren, kehrte nun regelrechte Ernüchterung ein mit der Frage, wie sie eine bereits boomende Konjunktur noch weiter anschieben solle. Amazon kletterten um 0,7 Prozent. Der Online-Einzelhändler vertreibt sein Sortiment nun auch komplett in Australien. Collegium Pharmaceutical stiegen um 4,7 Prozent, nachdem das Unternehmen eine Vertriebsvereinbarung mit Depomed mitgeteilt hatte. Depomed gewannen 9,9 Prozent. JP Morgan und Bank of America leiden nach eigenen Aussagen unter rückläufigen Handelsumsätzen. Die Kurse gaben um 1,2 bzw. 0,4 Prozent nach. Sehr schwach präsentierten sich Hausbauaktien, nachdem Toll Brothers mit schwachen Geschäftszahlen negativ überrascht hatte. Die Aktie brach um 7,4 Prozent ein. Mastercard stiegen um 1,2 Prozent, der Kreditkartenanbieter erfreut die Anleger mit einem Aktienrückkauf und einer verbesserten Dividende.Mit den im Verlauf gefallenen Aktienkursen und eher mau ausgefallenen US-Konjunkturdaten drehten die US-Renten ins Plus. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sank um 2 Basispunkte auf 2,35 Prozent.
Dollar baute seine jüngsten Gewinne mit Blick auf die erwartete US-Steuerreform und die anrollende US-Zinserhöhung aus. Gestützt habe angesichts des gestiegenen Handelsbilanzdefizits die Spekulation auf protektionistische Schritte von Präsident Trump, hieß es. Der Euro notierte im späten Handel bei 1,1826 Dollar nach Wechselkursen knapp unter 1,1880 im Tageshoch. Das britische Pfund fiel mit den stockenden Brexit-Gesprächen auf ein Einwochentief, erholte sich dann aber wieder etwas. Die britische Ministerpräsidentin Theresa May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hatten sich bei wichtigen Fragen nicht einigen können. Im asiatisch dominierten Geschäft am Mittwoch legt der als sichere Hafen geltende Yen zum Dollar deutlich zu. Der Austral-Dollar gibt derweil zum US-Dollar nach, belastet von einem schwächer als erwartet ausgefallenen BIP-Wachstum. Der Fokus der Anleger liege nun nicht mehr auf der Förderbegrenzung des Erdölkartells Opec im Verbund mit Nichtmitgliedern, sondern auf der US-Förderung, so ein Teilnehmer mit BLick auf die Ölpreise. "Die Verlängerung der Begrenzung der Fördermenge war komplett eingepreist", so Rohstoffstratege Ole Hansen von der Saxo Bank. So rücken nun die wöchentlichen US-Produktionsdaten am Mittwoch in den Blick. WTI verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 57,62 Dollar, Brent um 0,7 Prozent auf 62,86 Dollar. Spät am Abend hatte das private American Petroleum Institute laut Kreisen mitgeteilt, dass die US-Rohölvorräte auf Wochensicht um 5,5 Millionen Barrel sanken, während die Benzinlager einen überraschenden Sprung um 9,2 Millionen Fass nach oben machten. In der Folge tendieren die Ölpreise leicht nach unten.
Vorbörslich sind die europ. Börsen negativ indiziert. Die asiatischen Börsen schließen mehrheitlich im Minus. Von der Makroseite werden diverse Daten aus den USA gemeldet. Von der Unternehmensseite berichtete Wolford heute Früh Ergebnisse.
UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
Zumtobel
Im zweiten Quartal gab es operativ (EBIT) mit 1,04 Millionen Euro sowie unter dem Strich einen Gewinn. Dadurch fiel der Halbjahresverlust sowohl operativ als auch insgesamt niedriger aus, als in der Vorjahresperiode, teilte der Vorarlberger Strumpfhersteller Wolford am Mittwoch mit. Der Umsatz stieg um 3,7 Prozent auf 70,15 Millionen Euro.
Wolford hat die Personalkosten um etwa zehn Prozent (3,66 Millionen Euro) gesenkt. Die durchschnittliche Mitarbeiterzahl sank um 82 auf 1.476 Vollzeitstellen. Online verbuchte Wolford um ein Drittel mehr Geschäft. Dazu hätten neue Marketingkampagnen und die "wieder gute Produktverfügbarkeit" beigetragen. Rege war die Nachfrage in Italien, Österreich und Spanien, wo es Umsatzzuwächse um die acht Prozent gab. In Osteuropa betrug das Plus sogar 36,6 Prozent. In Großbritannien führten hingegen Pfund-Abwertung und bevorstehender Brexit zu einem Rückgang von 5,5 Prozent.
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