24.05.2018, 2822 Zeichen
Ich habe das lange Wochenende genutzt, um über verschiedene Dinge nachzudenken. Zum Beispiel darüber, welche bahnbrechenden Erfindungen ich (als ich persönlich) zu meinen Lebzeiten schon gemacht habe. Leider ist mir nichts eingefallen.
Mein iPhone wurde von Apple erfunden. Instagram und Facebook, wo ich mich ständig herumtreibe, sind Mark Zuckerbergs Firma zuzuschreiben. Die U-Bahn mit der ich fast täglich fahre, wurde von Siemens gebaut. Frustrierend. Da hab ich mir ganz einfach ein Eis gegönnt. Das stammt von Unilever. Verdammt.
Der Aha-Moment
All diese Dinge hab leider nicht ich erfunden. Ich weiß nicht, ob es am Zuckergehalt meines Jolly (seit Kindheitstagen mein Lieblingseis) lag, aber plötzlich, war meine Stimmung viel besser. Warum? Weil mir eingefallen ist, dass ich – obwohl ich all diese Dinge nicht erfunden habe – an jedem einzelnen verkauften Stück mitverdiene. Also an jedem verkauften iPhone, an jeder geschalteten Facebook-Werbung und an jedem verkauften und ständig gewarteten Wiener U-Bahn-Wagon.
Ich gehe sogar soweit, dass ich voller Selbstvertrauen sage, dass ich an jedem geputzten Zahn, jedem gefahrenen Kilometer, jeder angezogenen Hose, jedem Hamburger, jeder telefonierten Minute, jeder gestreamten Serie, jedem verkauften Finanzprodukt, jedem versicherten Mobiltelefon und jedem Schluck Cola etc. mitverdienen will.
Überhaupt: Ich gehe sogar soweit, dass ich voller Selbstvertrauen sage, dass ich an jedem geputzten Zahn, jedem gefahrenen Kilometer (egal ob mit Strom, Wasserstoff, Benzin oder Diesel angetrieben), jeder angezogenen Hose, jedem Hamburger, jeder telefonierten Minute, jeder gestreamten Serie, jedem verkauften Finanzprodukt, jedem versicherten Mobiltelefon und jedem Schluck Cola (egal welchen Herstellers) etc. mitverdienen will.
Nix erfunden? Macht nix!
All diese Produkte werden von börsennotierten Unternehmen hergestellt und verkauft. Das führt im Idealfall dazu, dass Gewinne gemacht werden, die dann bei den Eigentümern (Aktionären!) landen. Und ja, es fühlt sich verdammt gut an zu wissen, dass Milliarden von Menschen rund um die Uhr ihr Geld für „meine“ Produkte ausgeben. Und das, obwohl ich sie gar nicht erfunden habe.
Ich gebe zu, die letzten Zeilen lesen sich fast schon „turbokapitalistisch“. Die Frage ist jedoch, wie kapitalistisch man tickt, wenn man freiwillig auf Konsum verzichtet (unter den eigenen Verhältnissen lebt), um die Mittel aufbringen zu können, sich an Unternehmen zu beteiligen. Oder anders gesagt: Wie kapitalistisch ist der, der nicht sein komplettes Geld (oder noch mehr) für Konsum ausgibt?
Ich habe die Frage für mich eindeutig beantwortet. Ich lebe gerne unter meinen Verhältnissen. Was mir bleibt, lasse ich für mich arbeiten. So einfach ist das. Ganz ohne eine Turbokapitalist zu sein…
Im Original hier erschienen: Mein Stück vom Kuchen
SportWoche Podcast #106: Persönliches Fail-Fazit VCM und Staatsmeisterin Carola Bendl-Tschiedel über Rekordlerin Julia Mayer
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