15.06.2018, 7973 Zeichen
Porr-HV Teil 1. Das ausgehändigte "Informationsblatt Aktionärsdaten" sorgt für Stirnrunzeln. Insbesondere, dass Porr Ausweiskopien, Unterschriftenprobe, Foto jedes einzelnen Aktionärs speichern will, laut Informationsblatt, und das bis zu 30 Jahre, kann ich nicht nachvollziehen. Es wird sich wohl eh nur um sogenannten "Datenmüll" handeln, man sammelt und sammelt halt, und 99,99% werden nie wieder angeschaut, aber gefallen tut mir das trotzdem nicht. Es werden sich noch weniger Aktionäre zu Hauptversammlungen anmelden, wenn sie auch hier noch so viele Daten abgeben müssen, wir sind doch eh schon unzählige Male in Dateien erfasst. "Die Aktionäre sind keiner ausschließlich auf einer automatisierten Verarbeitung - einschließlich Profiling - beruhenden Entscheidung unterworfen, die ihnen gegenüber rechtliche Wirkung entfaltet oder sie in ähnlicher Weise erheblich beeinträchtigt." Hört sich jetzt wie ein bißerl Entwarnung an, aber auch wenn man nicht automatisch profilt wird, sondern nur händisch, kann das nicht gefallen. Vielleicht sollte nächstes Mal jeder Aktionär einen Anwalt mitbringen, der ihn aufklärt, was der Aktionär bedenkenlos akzeptieren kann, und wo er sich weigern sollte. Die Aktionäre hätten "das Recht, die Löschung der sie betreffenden personenbezogenen Daten zu verlangen, wenn die Verarbeitung in Verletzung der DSGVO erfolgt." Wo wir wieder einen Anwalt mit Fachgebiet DSGVO brauchen, denn ich als Laie kann schwer feststellen, ob die DSGVO verletzt wird. Ob sich die Schöpfer der DSGVO das so vorgestellt haben? Dass unsere Daten jetzt erst recht verarbeitet werden, obwohl sie nicht nötig sind, und als Zustimmung reichen drei Blatt Papier, die der eine ausgehändigt bekommt, der andere nicht, die aber kaum von der überwiegenden Zahl der Aktionäre so aufmerksam durchgelesen werden, dass sie jeden Satz verstehen? Die Adresse der Beschwerdestelle steht auch gleich dabei, die wird sich in nächster Zeit sicher nicht über zu wenig Arbeit beklagen können.
Die HV selbst war weniger aufregend, man verkehrte ruhig und sachlich miteinander. Dr. Knap fragte, worin die Firmenwerte der neu übernommenen Gesellschaften bestehen, die Firmenwerte seien von 14% des Eigenkapitals im vorigen Jahr auf 23% gestiegen, was er noch akzeptabel findet, er fragte weiters, ob die "Zuordnung der Firmenwerte zu den zahlungsmittelgenerierenden Einheiten" schon erfolgt ist. Wir erfuhren, dass die Firmenwerte nicht mitgekauft worden seien, sondern dass sie beim Kauf entstanden seien, die Zuordnung sei bereits erfolgt. Wegen der Mehrkosten für Logistik aufgrund des Embargos gegen Katar würden wir verhandeln und seien zuversichtlich, dass wir das nach Übergabe der Metro in einem Gesamtpaket abgegolten bekommen. Die ganzen Tunnelbaumaschinen seien bereits zurückgekommen. Wir würden in Katar bleiben, hätten uns aber eine klare Umsatzgrenze von 200 bis maximal 300 Mio. Euro pro Jahr gesetzt. Fürs Coverage würden wir nur an SRC-Research ein paar Tausend Euro zahlen, einen niedrigen Betrag, die anderen fünf Analysten würden das gratis machen. Knap erinnerte daran, dass nach dem Verkauf von Aktien seitens Mag. Maier ein Kurssturz eingesetzt habe, weil die Anleger gleich etwas Schlimmes befürchten würden, wenn ein Vorstandsmitglied verkauft. Zu den 250.000 Euro "für besondere Leistungen bei Finanzmarktaktivitäten" an Maier erfuhren wir, dass er sich diese wirklich verdient habe. Laut Strauss "waren wir immer zufrieden, aber alles hat seine Zeit". Die Akquisitionen seien das eine gewesen, jetzt aber sei die Zeit gekommen, sich mehr dem internen Controlling zuzuwenden, und das sei nicht so sehr seine Stärke gewesen. Ein Nachfolger sei so rasch gefunden worden, daher habe sich das "zack-zack" ergeben. In der UBM (Anmerkung: dort im Aufsichtsrat) sei er nach wie vor.
In Serbien sei das Hauptaugenmerk die Einbringung von Forderungen. Dort sei es so, dass wir als privater Abfallentsorger (wir hätten dort 2 Deponien) direkt an die Bürger fakturieren müssten, also Rechnungen von 12 Euro oder so einbringlich machen. Wir hätten die Forderungen um 8% senken können, das Wesentliche sei, dass die laufenden Forderungen bedient werden. Als Baufirma seien wir nicht mehr in Serbien und würden dort auch nicht mehr reingehen. Laut Strauss hätten wir ein wertvolles Unternehmen für Tunnelausstattung übernommen. Das sei jemand gewesen, der Beleuchtung (?) für die Strabag aufgebaut habe, der sich dann selbständig gemacht habe, dann aber vor allem für uns gearbeitet habe, beim Tunnelbau. Vorerst sei es Partnerschaft gewesen, im März 2018 habe Strauss ihn überreden können, er wäre doch im Konzern besser aufgehoben, aus 1,5 Mio. Euro Umsatz seien bei uns 6 Mio. Euro geworden, ein Start-Up, minimaler Kaufpreis. Zum Projekt Brenner-Basistunnel erfuhren wir, dass wir dort einen italienischen Partner hätten, der Probleme hat, für uns sei das kein Nachteil, so bekämen wir mehr (mehr Anteil?). Die ersten beiden Klagen hätte Strauss verstanden, wir hätten das genauso gemacht, die dritte Klage verstünde er nicht. Die TT erklärt hier.
Aktionär Berger erwähnte einen vergessenen Ordner, der vor Jahren zu argen Unannehmlichkeiten geführt habe, Strauss präzisierte, dass es sich nicht um einen vergessenen Ortner, sondern einen vergessenen Ordner gehandelt habe, was im Publikum zu einem Lachsturm führte. Für die darauf folgenden Untersuchungen bei 20 Baufirmen sei "unpräjudizell" in der Bilanz eine Rückstellung gebildet worden. Anmerkung: Möglicherweise geht es um diese Vergabeverfahren.Laut Strauss würde so etwas jetzt nicht mehr passieren, wir hätten strengste Compliance-Regeln. Weiters fragte Berger, ob sich Porr für eine insolvente Metallfirma interessiere. Laut Strauss habe diese mit Alu-Sommer zusammengearbeitet, eine tüchtige Familie, die aber bei Projekten in Polen viel verloren habe, sie hätte gut zu Alu-Sommer gepasst, aus heutiger Sicht sei das aber abgeschlossen. Zur Linzer Schlackenaufbereitung erfuhren wir, dass diese Schlacke nicht für hochrangige Strassen verwendet werden dürfe und daher zu entsorgen sei, in Österreich und Tschechien seien wir die Entsorger. Zum Problem der Abschiebung von Migranten, die als Lehrlinge ausgebildet werden, erwähnte Strauss, dass es eine "Lobby 16" (https://www.lobby16.org/) gebe, "die auch Spenden benötigen würden, Herr Berger", vor allem in der Steiermark würde man zusammenarbeiten, wo diese Organisation genau dort sei, wo wir ein Lehrlingsheim haben, die Leute würden nach einem Jahr bestes steirisches Deutsch sprechen. "Wenn die voll integriert sind, gibt´s keine Abschiebung.", so Strauss.
Mit Apple gebe es eine Vereinbarung, aufgrund dieser wir alle zwei Jahre die Geräte auswechseln könnten, wie bekämen einen substantiellen Betrag dafür, wir würden schon vorher einen ansehnlichen Rabatt bekommen, es seien jetzt 50.000 (?) Geräte, mit allen möglichen Apps, die benötigt würden, das sei "kein Luxus mehr". Künstliche Intelligenz mache die besten Auswertungen, z.B. mit welcher Wahrscheinlichkeit die Walze kaputt gehen wird, man greife dann (bei einem Projekt mit hohen Kosten bei Stillstand?) zu der Walze mit 10% Wahrscheinlichkeit, nicht zu der mit 80%. Alles bis zur letzten Schraube sei in diesem System, man habe sich in 2 Jahren 170.000 Blatt Papier erspart. Berger wollte weiters wissen, ob das Wasser (Grundwasser?) in Dubai (Doha?) einfach ins Meer geleitet würde, da ja Wasser dort wertvoll sei, es sei ja Regenwasser. Laut Strauss sei das sinnvoll, das Wasser könne verunreinigt sein. Wir hätten jetzt noch 4.000 Leute in Katar, die U-Bahn sei fertig. Auf Bergers Frage, ob diese Asiaten, vor allem aus Nepal, in der Personalanzahl von 17.000 enthalten sind, erfuhren wir, dass das Joint Ventures seien. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind in den 4.000 nur 250 eigene Leute enthalten. Eine Aktionärsvertreterin (offenbar, da sie mehrere Stimmkarten hatte, auch eine Gruppenkarte) wollte Berger lautstark zum Schweigen bringen, doch Berger liess sich nicht beirren.
Börsepeople im Podcast S22/17: Thomas Hahn
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PORR-HV 29.5.18
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