30.04.2024,
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Wien (OTS) - Die EU-Kommission will den Kontinent bis 2050
klimaneutral machen und hat Ende Dezember 2019 mit dem Green Deal
eine nachhaltige Wachstumsstrategie präsentiert. Die "Farm to Fork"-
Strategie und die geplanten Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität
wirken sich dabei direkt auf das Lebensmittelsystem aus. Im Fokus
sind aber auch Verpackungen, die EU-weit bis 2030 zu 100 %
wirtschaftlich recycelt werden sollen. Auf dem Weg zu einem
nachhaltigen Ernährungssystem fehlen allerdings noch einige Bausteine
sowie ein ganzheitlicher Blick, wie Experten in der aktuellen Ausgabe
von ernährung heute, dem Magazin des forum. ernährung heute (f.eh),
betonen. Sie fordern neben einer umfassenden Information der
Konsumenten ein gleichzeitiges und gleichberechtigtes Adressieren
ökologischer, sozialer, ökonomischer, gesundheitlicher und
kultureller Aspekte.
Die EU-Kommission hat sich zum Ziel gesetzt, das Ernährungssystem
fairer, gesünder und umweltfreundlicher zu gestalten. Dabei umfasst
ein Lebensmittelsystem entsprechend der Definition der Ernährungs-
und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)
"sämtliche Akteure und ihre ineinandergreifenden wertschöpfenden
Aktivitäten, die an der Herstellung, der Aggregation, der
Verarbeitung, dem Vertrieb, dem Verbrauch und der Entsorgung von
Lebensmitteln sowie Teile ihrer breiteren wirtschaftlichen,
gesellschaftlichen und natürlichen Umwelt". Für den Wandel des
Systems kommt daher eine Vielzahl an politischen Maßnahmen zum
Einsatz.
Ein solcher Policy-Mix sei eine große Bereicherung für Europa und
eine wichtige Vorgabe für die Mitgliedstaaten, betont Ursula
Trübswasser im Interview mit ernährung heute. Sie ist Erstautorin des
Berichts "Nachhaltige Ernährungspolitik in Österreich – Analyse von
politischen Dokumenten im Hinblick auf Aktivitäten zur Förderung von
nachhaltiger Ernährung", den Wissenschafterinnen der FH St. Pölten
erstellt haben. Aber nicht nur in Österreich, sondern auch bei den
EU-Initiativen fehlt Trübswasser für eine Transformation des
Ernährungssystems die systemische Herangehensweise, die Synergien
ermöglicht und Zielkonflikte lösen kann. Ein Beispiel dafür sind zu
geringe Förderungen für einen vermehrten Verzehr von Gemüse und Obst
sowie für einen schrittweisen verringerten Konsum von Fleisch und
Fleischwaren. Beides wird bisher noch zu sehr auf gesundheitliche
Effekte bezogen, nicht jedoch auf Umweltaspekte.
In punkto Ökologie werden Regionalität und Saisonalität dagegen
häufig ins Treffen geführt. Dabei wiegen die Emissionen von Energie
und Transport weniger als die grundlegende Frage, ob man sich für ein
tierisches oder pflanzliches Lebensmittel entscheidet. Eine Reduktion
sowohl bei der Produktion als auch beim Konsum von Fleisch und
Fleischwaren würde sich auf die Verringerung der Emissionen stärker
auswirken. Eine umfassende Ernährungs- und Verbraucherbildung sowie
Information der Konsumenten sind wichtig, aber eben nur ein Baustein.
Kulturelle Determinanten, soziale Normen und sozioökonomische
Faktoren sind ebenfalls noch vermehrt zu berücksichtigen.
Auch ein Blick auf die Verpackung von Lebensmitteln lohnt sich.
Ein zentraler Aspekt, um Verpackungen nachhaltiger zu gestalten, ist
deren Reduzierung. Bis 2040 soll Verpackungsmüll im Vergleich zu 2018
schrittweise um mindestens 15 % reduziert werden. In der Regel sind
Mehrweggebinde, die nur über kurze Distanzen transportiert werden und
hohe Umlaufzahlen schaffen, ökologisch am günstigsten. PET-Mehrweg
vereint die Vorteile einer Leichtverpackung mit dem positiven Aspekt
des Mehrwegsystems, das 80–90 % weniger Plastikabfall und
Materialverbrauch als PET-Einwegflaschen verursacht. Glas-Mehrweg
wird wegen des höheren Gewichts mit zunehmendem Transportweg
ungünstiger eingestuft. Getränkedosen aus Aluminium haben ein
geringes Transportgewicht, lassen sich besser stapeln als Flaschen
und können relativ energiesparend vollständig recycelt werden.
Verbundmaterialien (z. B. mit Kunststoff beschichteter Karton) sind
leicht und transportfreundlich, das Recycling ist jedoch aufwändig
und ineffizient.
Die aktuelle Ausgabe von ernährung heute wird Medienvertretern auf
Anfrage an [presse@forum-ernaehrung.at]
(
... gerne als pdf-Version zur
Verfügung gestellt.
Weitere Themen im Heft:
Ziele und Aufgaben der Servicestelle für nachhaltige
Lebensmittel- und Ernährungssysteme, die in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) angesiedelt ist und die interministerielle Zusammenarbeit unterstützt.\nDas Tiroler Projekt KIDchen zeigt anhand des Leitfadens kinder.kulinarik.weg.tirol den Weg zu einer gesundheitsförderlichen, g‘schmackigen und gemeinsamen Esskultur.\nNeophobie bezeichnet die Ablehnung unbekannter Lebensmittel. So lehnen Kinder beispielsweise häufig Gemüse ab. Warum das so ist und wieso die Neophobie in der Stadt geringer ausgeprägt ist als am Land, erklärt die Ernährungswissenschafterin und Sensorikerin Eva Derndorfer.\nSie stellt zudem Leinsamen als Alternative zu Chiasamen als heimisches „Superfood“ vor, das von einer der ältesten Kulturpflanzen der Welt stammt.\n
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