30.01.2017, 4195 Zeichen
Jetzt ist die Katze aus dem Sack! Beziehungsweise der Trump aus dem Tower. Vergessen Sie alles, was wir neulich noch über den Begriff „postfaktisch“ und über den Hang zu Lug und Trug in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geschrieben haben. Die neue Wahrheit ist: es gibt keine! Oder besser noch: suchen Sie sich doch einfach die aus, die Ihnen am besten gefällt! Apropos gefällt – was haben Pippi Langstrumpf und Donald J. Trump gemeinsam? Richtig, beide machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt. Während das bei Astrid Lindgrens Romanheldin allerdings noch kindlich-naiv und irgendwie sympathisch daherkommt, wird es beim frisch inaugurierten US-Präsidenten allerdings grenzwertig. Denn dessen „alternative Fakten“ sind nichts anderes als eine kreative Umschreibung für den Begriff Lüge. Oder Unwahrheit. Na und? Der Schwur „die Wahrheit und nichts als die Wahrheit…“ lässt sich nunmehr um den Zusatz „…und ein paar alternative Fakten“ ergänzen, und schwupps, ist man aus dem Schneider. Hätte das Herr Dr. Martin Winterkorn doch bloß vergangene Woche schon gewusst, dann wäre sein Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss sicherlich überzeugender verlaufen. Das jedoch nur nebenbei, uns stellt sich nun vor allem die Frage, wie man mit dieser neuen Faktenlage (sic!) umgeht. Unsere Antwort darauf lautet:
Rekordflut
Wir bleiben bei der Wahrheit. Und zwar der einen. Die ist nämlich auch ohne Alternativen schon spannend genug, nehmen wir zum Beispiel die Entwicklung an den Aktienmärkten in dieser Woche. Da ist nach einem schwachen Start doch tatsächlich der Deckel abgeflogen und die Indizes schraubten sich gleich reihenweise auf neue Allzeit- bzw. Jahreshochs. Ganz besonders eindrucksvoll war dabei der Sprung des Dow Jones über die 20.000er-Schallmauer, der am Mittwoch von der Wall Street frenetisch gefeiert wurde. Ist ja auch ein Ding, sind schließlich 18 lange Jahre ins Land gegangen, seitdem der US-Leitindex die 10.000er-Marke überschritten hat. Im DAX reichte es immerhin zu frischen Jahreshochs, die deutschen Blue Chips schoben die Messlatte deutlich über die 11.800er-Marke bis auf ein neues Top bei 11.893,08 Punkten. Von der Zurückhaltung aus den Vorwochen war zunächst – den heutigen schwächeren Tag nehmen wir da einfach einmal aus, Gewinnmitnahmen sind schließlich grundsätzlich erlaubt – nichts mehr zu spüren, es wurde gekauft, was der Markt hergibt. Und das ist offenbar eine ganze Menge:
1:0 für die Zykliker
Besonders gefragt waren zur Abwechslung mal wieder die Banktitel, gefolgt von den Autobauern. Die Deutsche Bank legte auf Wochensicht sogar zwischenzeitlich zweistellig zu und hat sich damit bis an die 20-Euro-Marke zurückkämpfen können. Dort notierte die Aktie des Geldhauses zuletzt – man mag es kaum glauben, doch ist es die Wahrheit – vor über einem Jahr, genau am 15. Januar 2016. Damit hat die Deutsche Bank ungefähr die Hälfte der Strecke zurück vom 2015er-Absturz geschafft, und verblüffend ähnlich sieht der Chart bei Volkswagen aus, einem weiteren Gewinner dieser Handelswoche. Die Wolfsburger sind ebenfalls auf einem guten Weg, den Kurssturz aus dem Herbst 2015 auszubügeln. Allerdings, und das mahnt ein wenig zur Vorsicht, wie es der Kollege Hoffmann formulieren würde, sind dies vor allem die zyklischen Werte, die das aktuelle Kursfeuerwerk abbrennen. Die defensiven Titel hängen im Augenblick eher hinterher, und das deutet auf eine hohe Risikobereitschaft der Käufer hin. Schnelle Spekulationsgewinne, bevor die Party wieder crasht? Sieht ganz danach aus, aber warten wir es doch einfach mal ab. Immerhin hat sich an den Märkten nach Wochen der Langeweile wieder etwas bewegt, und das sind Fakten, die zum Glück weder strittig, noch alternativ sind!
Ein Beitrag von Sebastian Jonkisch von Prime Quants
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Deutsche Bank
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Volkswagen
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