26.05.2013, 5702 Zeichen
(Von: Tim Schaefer )
Haben Sie an der Börse einen Schuss Skepsis. Es gibt viele Märchenerzähler, die an Ihr Geld wollen. Gerade jetzt in dem aktuellen Börsenboom haben die Schwindler Hochkonjunktur.
Wenn jemand prahlt, wie reich er/sie geworden ist mit einem heißen Tradingsystem, seien Sie skeptisch. In London sammelte ein 24 Jahre alter Trader von gutgläubigen Anlegern Geld ein. Sein Name Alex Hope. Er machte Schlagzeilen, weil er auf großem Fuß lebte. Er schmiss Champagnerpartys für hunderttausende Dollar. Am Ende landete er im Knast. Das Geld der Anleger ist weg.
Einer der „cleversten“ Schwindler war Bernie Madoff. Jahrzehntelang hielt er sein Schneeballsystem am Laufen, lebte in Saus und Braus. Er versprach seinen Anlegern ein Prozent Rendite pro Monat, ca. zwölf Prozent pro Jahr. Das mag auf den ersten Blick nicht sonderlich aufregend klingen, aber diese extreme Stetigkeit hätte seine Fans und die Börsenaufsicht stutzig machen müssen. Es ist geradezu unnatürlich, Anlagegelder wie auf einer Perlenschnur hochzuziehen und zu vermehren. Erstaunlich an dem Madoff-Betrug ist ja: Gerade Reiche, erfahrene Anleger gingen ihm auf dem Leim. Namhafte Banker ließen sich für eine Erfolgsprovision einspannen, Geld einzuwerben. JP Morgan Chase stellte Madoff die Konten für sein Betrugssystem zur Verfügung.
Mit der Brechstange schnell reich zu werden, mit wilden Handelsstrategien oder hochspekulativen Produkten, das ist ein Traum für Millionen von Menschen. Es ist ziemlich unrealistisch. Setzen Sie immer Ihren gesunden Menschenverstand ein. Dann laufen Sie nicht in die Falle.
Mir hatte kürzlich ein Freund von einer Mitgliedschaft bei einem Stromhändler in den USA erzählt. Die haben Seminare und man müsse als Neumitglied eine Handvoll neue Kunden werben, dafür fließe eine Provision... ich dachte nur: "Was für ein Schneeballbetrug."
Auf absurde Geldvermehrungsträume fallen leider Menschen massenhaft herein. Es findet in allen nur möglichen Sektoren statt. Im Internet, an der Börse, im Vertrieb... Ohne Arbeit schnell reich zu werden, das ist so faszinierend. Mit teuren Autos, blonden Girls am Pool, lachenden Leuten mit Cocktails in der Hand kriegt man Menschen an den Angelhaken.
Die Amis nennen solche Wunderwelten „Werde Schnell Reich Betrug“, Get Rich Quick Scheme.
Zur Zeit befinden wir uns nach einer vierjährigen Börsenrallye in einer verdammt guten Verfassung. Je besser die Stimmung, desto mehr Scharlatane werden aufkreuzen. Es gibt Anbieter spezieller Handelssysteme oder Newsletter, die Ihnen versprechen werden, Ihren Einsatz in sechs Monaten zu verdoppeln, zu verdreifachen, zu verzehnfachen.
Das ist natürlich Quatsch. Das funktioniert so gut wie nie. In New York setze ich mich jedes Jahr in reißerische Tradingseminare, um mir anzuschauen, mit welchen psychologischen Kniffen die arbeiten. Es treten plötzlich erfolgreiche Teilnehmer aus den Vorjahren auf die Bühne, die von ihrem Erfolg erzählen. „Ich habe in kurzer Zeit 10.000 Dollar verdient. Es war unglaublich, wie das System funktioniert hat.“ Oh, ja. Wer es glaubt, wird selig. Unglaublich, wie schnell sich Menschen blenden lassen.
Überall, wo sich rein theoretisch schnell viel Geld verdienen lässt (Minen, Aktien, Glücksspiel...), kommen die Schwindler wie Motten ans Licht. In der Bergbaubranche gibt es seit Jahrhunderten üble Tricks. Bei dem kanadischen Bergbauer Bre-X hatten die Mitarbeiter Bohrproben nachträglich mit Gold „eingepudert“, „gesalzen“. Das ist eine alte Methode. So gewinnt man Vertrauen, sehen doch alle das Gold mit eigenen Augen.
Eine andere Masche: Schlawiner ließen im Vorfeld heimlich an einer angeblichen Lagerstätte einfach ein paar Gold- oder Silberbrocken fallen, damit diese dann überraschend gefunden werden konnten.
Vor über 100 Jahren war ein Trick, den Gewehrlauf still und heimlich mit etwas Goldpuder zu füllen. Anschließend schossen sie auf ein Felsstück, um das angeblich tolle, reine Gold dem staunenden Betrachter zeigen zu können.
Der Traum vom schnellen Reichtum ist eine Illusion. Einen soliden Vermögensstock kann man in der Regel nur langsam aufbauen. Es ist ein zäher, mühsamer Weg. Es bedeutet im Grunde genommen, unterhalb der eigenen Einkommensverhältnisse leben zu müssen. Es bedeutet Verzicht. Es ist kontinuierliches Sparen nötig, um finanziell unabhängig zu werden.
Zahlen Sie Ihre Schulden zurück. Kaufen Sie Dividendenpapiere oder Indexfonds. Werden Sie nicht übermütig oder gierig. Das Depot wird auf lange Sicht langsam wachsen, so wie eine Schildkröte. Passen Sie auf, wenn Sie ein Haus oder Appartement kaufen, nicht zu viel dafür zu bezahlen. Kaufen Sie sich niemals ein größeres Asset auf Pump, das Sie sich nicht leisten können. Immer ausreichend Eigenkapital einbringen. 20 bis 30 Prozent halte ich für ein Minimum bei Immobilien. Die Erwerbsnebenkosten sollten Sie ebenfalls Cash bezahlen können.
Für die Börse gilt: Je weiter wir in diese hohen Bewertungen hineinkommen, desto mehr macht es Sinn, Neuinvestments zurückzustellen. Die Rallye kann noch ein Jahr, vielleicht zwei Jahre laufen. Keiner weiß das. Ich fange jetzt an, ein Cashpolster anzusparen, um für den nächsten Crash gewappnet zu sein. Der nächste Absturz kommt bestimmt.
Blasen sind etwas natürliches, sie gehören zur Börse. Die Technologieblase (1999), die Immobilienblase (2006 USA, 2013 Deutschland), Anleihenblase (2013)... Eigentlich ist es einfach die Blasen zu erkennen. Nur gegen sie zu wetten ist verdammt schwierig. Denn Sie wissen nie, wie lange sich Übertreibungen aufplustern, bevor sie platzen.
Mit meinem Depot bleibe ich jedenfalls extrem langfristig investiert. Meine Aktien bleiben unverändert liegen. So wie ein alter Schinken, wie ein guter alter Wein, wie ein Cognac.
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