23.06.2015, 3935 Zeichen
Die Umlaufrendite spiegelt das Zinsniveau des Kapitalmarktes wider. Sie hat sich in Deutschland in den letzten Wochen von 0,05 auf 0,60 Prozent erhöht. Offiziell ließ EZB-Präsident Mario Draghi verlauten, man müsse eben mit mehr Volatilität rechnen, aber es ist ein offenes Geheimnis: Sämtliche Taschenspielertricks und kreativen Aktionen der EZB in den letzten Jahren wollten genau dies verhindern. Höhere Zinsen bedeuten eine höhere Zahllast für alle Staaten. Gerade die Länder der südlichen Eurozone stehen immer noch knietief im Schuldenmorast. Höhere Zinsen kommen da ungefähr so gelegen wie Pest und Cholera.
Wir können uns keine höheren Zinsen leisten
In einer wirtschaftlich stabilen Situation wäre selbst ein Zinsniveau von rund 3 Prozent für den Aktienmarkt unschädlich. Allerdings fallen uns für das aktuelle Umfeld viele Beschreibungen ein, „stabil“ gehört sicher nicht dazu. Die Liste der am höchsten verschuldeten Länder wird angeführt von Japan, die USA auf Platz 13 und Deutschland auf Platz 33 bekleckern sich ebenfalls nicht mit Ruhm. Im Klartext: Ihre üppigen Staatsausgaben zu finanzieren, könnte für Europa und die USA deutlich teurer werden.
Ein Beispiel aus dem Alltag
Die Preise von Ackerland haben sich mancherorts verdreifacht in den letzten zehn Jahren. Käufer waren keine Landwirte, sondern Investoren, die das Land weiterverpachtet haben. Leidtragende sind die Bauern, denn im gleichen Zeitraum hat sich der Preis für z.B. Weizen halbiert. Wie ist das möglich? Es geht nur noch um den Werterhalt. Solvente Käufer können Fremdkapital zu deutlich unter einem Prozent Zinsen aufnehmen, da stört es kaum, wenn mit der Pacht nur wenig mehr verdient wird. Im Vordergrund steht die Flucht in einen Sachwert. Ein Einzelfall? Keineswegs - die aktuelle Umsatzrendite unseres Vorzeigeautobauers VW lag im Jahr 2014 bei 2,5 Prozent. Mit anderen Worten, von 100 Euro Gewinn bleiben nach Abzug von Zinsen und Steuern 2,50 Euro übrig. Sie können sich ausmalen, wie sich solche Aktien oder der Preis für einen Hektar Land entwickeln, wenn risikolose Anlagen wieder Zinsen abwerfen. Hier droht eine Implosion im großen Stil! Allerdings rechnen wir kurz- und mittelfristig nicht damit.
Wer zahlt denn die Zeche?
Es kann nicht sein was nicht sein darf. Jedem von uns fällt es extrem schwer, sich eine Situation vorzustellen, in der er nie gewesen ist. Keine Sorge, eine Wirtschaftskrise wirft uns nicht in die Steinzeit zurück und Sie brauchen auch keine Fackeln zu horten, aber sollte das Experiment der Notenbank scheitern, dann brauchen Sie zumindest starke Nerven. Zahlmeister werden all diejenigen sein, bei denen der Staat etwas einzutreiben hat oder die er unterstützt. Sozialhilfe- und Hartz IV-Empfängern wird ein rauer Wind ins Gesicht blasen, Steuerzahler und Immobilienbesitzer werden gemolken. Dieser Automatismus hatte noch in jeder Krise seine Gültigkeit gehabt. Zumindest den Rentnern können wir etwas Hoffnung machen, dass die Rasur nicht zu scharf ausfällt, denn als größte Wählergruppe kann sie sich der Gunst beinahe aller Parteien relativ sicher sein. Vor einer Inflation sind natürlich auch ihre Geldvermögen nicht geschützt.
Fazit
Mit der großen Zinswende ist nicht zu rechnen. Damit die US-Notenbank sich nicht vollständig in der Unglaubwürdigkeit verliert, mag es einen Zinsschritt um ein viertel oder halbes Prozent geben, aber damit hat es sich dann auch. Wenn überhaupt! Das übergeordnete Motto der Notenbanken wird weiterhin lauten: Probleme werden mit Geld gelöst, große Probleme werden mit mehr Geld gelöst. Deshalb empfehlen die Rendite-Spezialisten: Setzen Sie auf Sachwerte, insbesondere Aktien. Gold wird ebenfalls noch eine gewichtige Rolle in unserem Depot spielen. Solange die Chance besteht, müssen wir von diesem Wahnsinn profitieren!
Für Fragen stehen die Rendite-Spezialisten Lars Erichsen, Stefan Böhm und Dr. Detlef Rettinger jederzeit zur Verfügung!
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