09.08.2016, 4074 Zeichen
Mit Spannung wurden an den europäischen Kapitalmärkten die Ergebnisse des Bankenstresstests erwartet, den die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) bei 51 EU-Banken durchgeführt haben. Die Erleichterung nach der Veröffentlichung der Ergebnisse währte nur kurz. Es kam zu neuen Kursstürzen im Sektor.
Als es am 1. August um 22 Uhr – also nach US-Börsenschluss – soweit war, atmeten die Börsianer zunächst auf. Denn im Stress-Szenario würde sich die harte Kernkapitalquote (CET1), eine wichtige Kennzahl für Banken, bis 2018 auf 9,1 Prozent belaufen (gegenüber 13,2 Prozent im Basisszenario). „Verglichen mit den schlechten Ergebnissen während der Finanzkrise kann sich dieses Resultat sehen lassen“, erklären die Experten von Vontobel Asset Management. Der Kapitalbedarf beläuft sich insgesamt auf weniger als 6 Mrd. Euro.
Am kritischsten war die Lage, wie schon vermutet, bei der italienischen Monte dei Paschi di Siena (MPS) mit einer CET1-Quote von minus 2,2 Prozent. Die spanische Banco Popular Espanol, die italienische UniCredit, die britische Barclays, die beiden deutschen Institute Commerzbank (WKN: CBK100 / ISIN: DE000CBK1001) und Deutsche Bank (WKN: 514000 / ISIN: DE0005140008) sowie die Raiffeisen-Gruppe (WKN: A0D9SU / ISIN: AT0000606306) und die Erste Group (WKN: 909943 / ISIN: AT0000652011) schnitten ebenfalls unterdurchschnittlich ab. Die Erste erreichte eine CET1-Quote von 8,2 Prozent, die Raiffeisen Zentralbank (RZB) sogar nur von 6,1 Prozent. Das Institut landete damit auf dem drittletzten Platz. Während RZB-Chef Walter Rothensteiner Anleger schon im Vorfeld auf das schlechte Abschneiden seiner Bank vorbereitet hatte, zeigte sich Erste-Chef Hannes Treichl erfreut, „dass dieser Stresstest die Stärke der Kapitalbasis und des Geschäftsmodells der Erste Group unterstreicht.“
Das Testszenario geht für die Jahre 2016 bis 2018 von einem durchschnittlichen BIP-Rückgang in der Eurozone von 6,8 Prozentpunkten aus. Dabei wurde für das erste Jahr ein stärkerer Einbruch als während der letzten Finanzkrise (sprich für 2008) und für die beiden darauffolgenden Jahre ein schwächerer Rückgang angenommen. Zudem ging man für Ende 2018 von einer Arbeitslosenrate von 12,4 Prozent aus (Basisszenario: 10,1 Prozent). Bei den Preisen für Wohn- und Gewerbeimmobilien wurde ein Rückgang um 20,2 bzw. 20,4 Prozentpunkten veranschlagt. Einige Experten haben diese Annahmen als zu milde kritisiert.
Damit nicht genug: „Der Stresstest hat die Folgen der Niedrigzinsen ausgeblendet, die für Banken sehr gefährlich sind“, sagte Martin Hellmich, Bankenprofessor an der Frankfurt School of Finance. So könnten Banken Einlagen nicht mehr rentierlich anlegen und zahlten für geparkte Gelder bei der EZB gar Strafzinsen. Und im Kreditgeschäft sänken die Zinsmargen. „Niedrigzinsen sind ein substanzielles Risiko für die Geschäftsmodelle der Banken.“ Wer weiß, wie die Ergebnisse unter einem solchen Szenario ausgesehen hätten.
Entsprechend kam es an den Börsen nur zu einem kurzen Aufatmen. Nachdem die Aktienkurse der EU-Banken kurzzeitig stark angezogen hatten, fielen sie wieder in den Keller. Die Anteilscheine der Deutschen Bank und der Commerzbank markierten sogar neue Allzeittiefs. Zwar dürfte durch den jüngsten Kurssturz nun noch einiges an Negativnachrichten im Sektor eingepreist sein. Anleger sollten weiterhin dennoch nur mit einem Sicherheitspuffer investieren. Dazu bietet sich ein Capped Bonus-Zertifikat auf den Stoxx Banken von der Commerzbank an (WKN: CD4Gh6 / ISIN DE000CD4Gh64).
Ein Beitrag von Christian Scheid. Er ist Chefredakteur von Zertifikate // Austria und freier Wirtschafts- und Finanzjournalist. Er schreibt für mehrere österreichische und deutsche Fachmagazine und -zeitungen. Sein Gratis-Newsletter ZERTIFIKATE // AUSTRIA ist mehr als lesenswert. Hier geht es zur Anmeldung.
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