13.02.2020, 3462 Zeichen
FX/Zinsen: "Aus, stop, retour - wo ist mein Fallschirm nur"? Besser als Johann Hölzl aka Falco es 1982 vermochte, kann man die Kehrtwende der Märkte seit gestern kaum beschreiben. Die Veröffentlichung der extrem gestiegenen Ansteckungs- und Opferziffern in China versetzten den Märkten einen veritablen Schock. Aber brennt die Maschine wirklich, um bei Falco zu bleiben? Die Tatsache, dass die Berechnungsmethode geändert wurde hilft nur wenig, denn sie erklärt die sich verdoppelt habenden Todesopfer nur unzureichend. Es bleibt das Unbehagen, dass die Dunkelziffer viel höher als bisher vermutet sein könnte, die Auswirkungen auf die Wirtschaft somit nachhaltiger sein werden und damit ist die erneute Risk-Off-Haltung der Märkte durchaus gerechtfertigt. Schweizer Franken und Japanischer Yen bleiben fest, die Geduld der SNB wird bei 1,0630 für EUR/CHF auf eine ernsthafte Bewährungsprobe gestellt. Die Konstante bildet derzeit der Euro, denn egal ob "Risk-Off" oder "Risk-On" - der Euro geht derzeit schwächer, die gestrigen Ziffern zur Industrieproduktion (- 2,1 % im Monatsabstand!) verstärkten den Trend nur noch. Wen wundert's, dass EUR/USD gestern die 1,0900 nachhaltig durchbrechen und bis unter 1,0870 absinken konnte? Knapp darüber wird heute gestartet, ich werde nicht müde, anzumerken, dass es nun nur mehr eine Bigfigure ist, die das "Gap der guten Hoffnung" (vom April 2017), wie mein Kollege es ob meiner gebetsmühlenartigen Erwähnungen zu nennen beliebte, geschlossen wäre. Techniker also vor! Dass die herrschende Gemengelage vor allem die "Sorgenkinder" bestraft, beweist der Ungarische Forint derzeit perfekt, 340,00 gegen den Euro, der (ja nicht gerade "fest" notiert) wäre vor wenigen Monaten noch unvorstellbar gewesen. Auch die Konsolidierung der skandinavischen Währungen erleidet aktuell einen herben Rückschlag.
Aktien/Commodities: Wen interessieren schon die Nachrichten von gestern? DAX + 0,9 % oder 122 Punkte, der Rest Europas ebenfalls in "Happy Green", also im Schnitt 0,75 %. Die Wall Street mit 2 All-time-Highs (DowJones und Nasdaq) und fast 1 % im Plus, wow. Das Heute sieht wieder ganz anders aus. Asien in Rot, zumindest gegen Ende wurde aber noch ein Katastrophentag abgewendet - und Europa stimmt in den Klagechor ein. Noch ist die Bilanz zu gestern bei den meisten positiv, aber London liegt mit gut 1 % Tagesverlust bereits weit zurück. Es dürfte ein sehr schwieriger Börsentag werden, positive Nachrichten, auch von Unternehmensseite sind derzeit eben sehr dünn gesät. Commodities bilden analog zu den anderen Assetklassen das neue Bild korrekt ab, Rohöl hat die Konsolidierung nicht geschafft und sinkt bereits wieder (Brent 55 USD/Barrel), die Edelmetalle legen leicht zu - ein wenig wirkt das ganze wie auf der Piratenschaukel im Wiener Prater. Starke Nerven und ein guter Magen bleiben gefragt...
Allgemein: Dass jede Krise auch eine Chance in sich birgt, und sei es, sie für eine Ausrede zu verbiegen, beweist wieder einmal unser Nachbar im Süden. Italiens Vizefinanzminister Antonio Misiani meinte gestern, er sähe durch die vom Coronavirus ausgelösten Rezessionsrisiken das italienische Wachstumsziel von + 0,6 % für 2020 gefährdet. Keine Rede davon, dass dieses Wachstumsziel vielleicht ein wenig zu "ambitioniert" eingemeldet worden war, um die Staatsschulden zu rechtfertigen. Aber vielleicht ist die Vernetzung der italienischen Wirtschaft mit der Chinas auch viel stärker als ich bisher angenommen hatte....
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