18.07.2023,
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Leoben (OTS) - Weichenstellung für Österreichs
Mikroelektronikindustrie. Der erfolgreiche „Gipfel“ am Donnerstag im
Bundeskanzleramt zeigte die Entschlossenheit von Politik und
Industrie, Österreich hier stark zu positionieren. Die Zeit drängt.
Im internationalen Vergleich hinkt Europa hinterher. Asiatische und
US-amerikanische Unternehmen dominieren alle Stufen der
Mikrochipherstellung, während Europa nur 10 % der Mikrochips
produziert, jedoch 20 % der weltweiten Produktion kauft. Mit dem
European Chips Act, der dieser Tage im EU-Parlament beschlossenen
wurde, will die Kommission gegensteuern: Bis 2030 soll die EU
mindestens 20 Prozent der weltweit benötigten Mikrochips herstellen.
Österreich kann dabei eine bedeutende Rolle spielen. Bundeskanzler
Karl Nehammer formulierte dazu ein starkes Ziel: „Mikrochips made in
Austria sollen genauso bekannt werden wie Lipizzaner und
Mozartkugeln.“
Um das zu erreichen, ist es im ersten Schritt entscheidend,
strategische Technologielücken in der Lieferkette für zunehmend
komplexe Hochleistungsprozessoren zu schließen. Dabei sind sogenannte
Back-End-Technologien, wie AT&S sie anbietet, von zentraler
Bedeutung, also Verbindungstechnologie und Substrate, die für die
Verarbeitung vom Halbleiter zum fertigen Mikrochip unerlässlich sind.
Das Forschungs- und Produktionszentrum, das AT&S derzeit im Rahmen
von IPCEI Mikroelektronik II realisiert, bringt neueste
Prozess-Technologie nach Österreich und soll für Europa ein
bedeutender Fuß in der Tür zum globalen Markt für energieeffiziente
Mikroelektronik werden.
„Wir bei AT&S bieten mit unserem neuen Forschungs- und
Fertigungszentrum in Leoben ein Best-Practice-Beispiel, in welche
Richtung es für Europas Mikroelektronikindustrie gehen könnte“,
erklärte CEO
Andreas Gerstenmayer beim Besuch von Florian Tursky,
Staatssekretär für Digitalisierung und Telekommunikation, am Dienstag
in Leoben und skizzierte die Lage: „Europa muss wesentliches Know-how
und Kompetenzen aufbauen, um sich aus Abhängigkeiten zu befreien und
Zugriff auf entscheidende Elemente der Lieferkette zu erlangen.“
Staatssekretär Tursky, der bereits einen Blick auf die ersten
Maschinen werfen konnte und Einblick in den Reinraum des neuen
Forschungs- und Fertigungszentrum bekam, betonte: „Im Hinblick auf
ein funktionierendes EU-Chip-Ökosystem und die angestrebte
technologische Souveränität Europas wird Mikroelektronik immer
wichtiger. Nur mit deren Schlüsseltechnologien werden wir den von der
EU angestrebten Weg ins digitale Jahrzehnt erfolgreich beschreiten
können.“
Aufbauend auf bestehenden Programmen wie IPCEI ME II macht das
Bekenntnis der EU zu künftigen Investitionen im Rahmen des Chips Acts
deutlich, dass die Politik die Bedeutung der Mikroelektronik erkannt
hat. Es ist entscheidend, jetzt wettbewerbsfähige Förderbedingungen
zu realisieren – sowohl global, als auch im europäischen Kontext
betrachtet. Andreas Gerstenmayer: „Derzeit besteht die einmalige
Chance, Österreich und Europa auf der Überholspur zu positionieren.
Dafür brauchen wir mehr Forschung und Entwicklung, bessere
Bedingungen für Unternehmen, die bei uns produzieren, und ein
Investitionspaket, das mit den Subventionen für die Chipindustrie in
den USA und China mithält.“
Das europäische Leuchtturmprojekt, das AT&S im Rahmen von IPCEI ME
II an seinem Headquarter in Leoben errichtet, ist ein für Europa und
die westliche Welt einzigartiges Entwicklungs- und Produktionszentrum
für Verbindungstechnologie und Substrate im technologischen
High-End-Bereich für Hochleistungs-Mikroprozessoren. Langfristig kann
dieses neue High-Tech-Zentrum die Etablierung von
Mikroelektronik-Packaging-Technologien in Europa anstoßen.
Es handelt sich dabei um einen Technologiebereich mit erheblichem
Wachstumspotenzial, in dem signifikante Leistungssteigerungen bei
reduziertem Energieverbrauch für zahlreiche High-End-Anwendungen
erwartet werden. Dies gilt insbesondere für komplexe
Prozesstechnologien in Richtung der von der EU angesprochenen
2-Nanometer-Chipprozessoren, bei denen wir zunehmend an die
physikalischen Grenzen der Transistor-Miniaturisierung stoßen, aber
ebenso für Zukunftsfelder wie Künstliche Intelligenz,
Hochleistungsrechner, Edge Computing, IoT, Cloud Computing, 5G/6G,
Server, Netze und vieles mehr.
In diesen zentralen Bereichen, die wesentlich zur Erreichung der
Klimaziele beitragen können, fehlt Europa derzeit die Basis auf der
Hardware-Seite, konkret: das technologische Know-how. Denn Europas
Mikroelektronikindustrie ist vor allem in bestehenden Nischen für den
Automobil- und Industriesektor erfolgreich. AT&S ist hier als
führender Produzent von Mikroelektronik für
High-Performance-Anwendungen in Datenzentren und
Hochleistungscomputern die Ausnahme.
Die Chancen sind da, auch wenn die Zeit drängt. „Die im neuen
AT&S-Forschungs- und Fertigungszentrum produzierten Substrate für
Hochleistungsprozessoren und zukunftsweisende Verbindungstechnologien
können mit klugen Entscheidungen zur Keimzelle eines blühenden
europäischen Mikroelektronik-Ökosystems werden. Angesichts des sich
verstärkenden demografischen Wandels erfordert dies auch eine
gezielte Zuwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften mit
entsprechenden integrativen Rahmenbedingungen“, betonte Andreas
Gerstenmayer und wies im Gespräch mit Staatssekretär Florian Tursky
darauf hin, dass AT&S in Leoben ein europäisches Netzwerk schafft,
das zahlreiche Forschungsinstitutionen, Universitäten und
Industriepartner verbindet und damit die Entwicklung innovativer
Lösungen zur Erreichung der Klimaziele unterstützt.
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