03.11.2023,
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Wien (OTS) - Die erste Evaluierungsstudie von Höffinger Solutions zu
den Folgewirkungen der Einstellung innerösterreichischer
Anbindungsflüge zum Flughafen Wien zeigt, dass sich die Hoffnung auf
eine positive Klimawirkung nicht erfüllt hat. Denn statt auf die Bahn
umzusteigen, reisen die meisten Passagiere etwa aus Salzburg, wo es
das Verbot der Inlandsflüge bereits gibt, nun - wenig klimafreundlich
- mit dem Privatauto zum Flughafen München. Vor allem für
Geschäftsreisende oder auch Familien mit Kindern ergeben sich klare
Nachteile, was sich negativ auf den Wirtschaftsstandort auswirkt.
Deutlich dürfte das dann auch in der Steiermark zu sehen sein.
Dort ist die geplante Einstellung der Flugkurzstrecke Graz-Wien an
die Fertigstellung des Semmeringbasistunnels gekoppelt, wenn die
Bahnfahrt zwischen Graz und Wien weniger als drei Stunden dauert. Nur
dort, wo es ein den Reisebedürfnissen entsprechendes Bahnangebot
gibt, wie etwa von Linz nach Wien, funktioniert das Umsteigen. Flug
und Bahn ergänzen sich im Idealfall. Die Bahn kann aber die
Fluganbindung der Regionen an das Drehkreuz Wien nicht bedarfsgerecht
ersetzen.
Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler hat für das
AUA-Rettungspaket zu Beginn der Coronakrise 2020 zur Bedingung
gemacht, dass alle Inlandsflüge auf Strecken, die mit der Bahn
„deutlich“ unter drei Stunden zurückgelegt werden können, eingestellt
werden. Die nun vorliegende Evaluierungsstudie von Höffinger
Solutions untersucht, ob die damals erwarteten und in der
Luftfahrtstrategie 2040+ des Klimaschutzministeriums formulierten
Lenkungseffekte eingetroffen sind und ein „signifikanter“ Anteil der
rund 120.000 Passagiere, die 2019 mit dem Flugzeug von Salzburg zum
Weiterflug über Wien reisten, auf den Zug nach Wien umgestiegen sind.
Die Antwort fällt klar negativ aus. Der weitaus größte Teil fährt mit
dem Auto zum Flughafen München oder fliegt zu anderen
Umsteigeflughäfen.
Zwtl.: Flughafen Salzburg: Nachhaltige Schädigung des regionalen
Standorts
„Ein Lenkungseffekt ist eingetreten, aber nicht im Sinne der
Erfinderin“, sagt Pressesprecher Alexander Klaus vom Flughafen
Salzburg. „Mehr als 90 % der ehemals bis zu 120.000 Passagiere pro
Jahr auf der Flugstrecke Salzburg-Wien nutzten die Flugverbindung, um
vom Flughafen Wien weiter in die Welt zu fliegen. Rund 10 % dieser
Passagiere – vorwiegend Menschen die direkt aus der Stadt Salzburg
und dem Nahbereich kamen - waren Point to Point Fluggäste und sind
auf die Schiene umgestiegen. Der überwiegende Anteil der restlichen
ca. 90 % Passagiere ist entweder auf das Auto in Richtung Flughafen
München umgestiegen oder erreicht über andere Drehkreuze im Ausland,
Frankfurt, Istanbul, Düsseldorf, Dubai, Amsterdam das gewünschte
Ziel.“ Das Drehkreuz Wien habe vor allem für die ländlichen
Salzburger Bezirke und die vielen Geschäftsreisenden aus dem
Grenzbereich Deutschland an Bedeutung verloren. „Die Flugverbindung
von Salzburg nach Wien bestand 60 Jahre. Die Einstellung stellt eine
nachhaltige Schädigung des Wirtschafts- und Industriestandortes
Salzburg dar. Sie erfolgte nicht aus Klimagründen, siehe
Emissionsverlagerung auf die Straße, sondern aus reinem Dogmatismus“,
so Klaus.
Zwtl.: Flughafen Graz: Ähnliches Szenario erwartet
„98 % der Passagiere nach Wien sind Umsteigepassagiere“,
befürchtet Wolfgang Grimus, Geschäftsführer des Flughafen Graz
ähnliche Auswirkungen für seinen Flughafen, sobald Flüge nach Wien
verboten sind. „Entweder werden die Passagiere von Graz aus auf
andere Drehkreuze wie Frankfurt, München oder Amsterdam ausweichen
oder direkt von Alternativflughäfen wie Laibach abfliegen. In jedem
Fall wird ein Großteil der Wertschöpfung ins Ausland verlagert,
sollte die Flugstrecke zwischen Wien und Graz eingestellt werden
müssen,“ bekräftigt Grimus.
„Erschwerend kommt dazu, dass gerade die für Geschäftsreisende
wichtigen Tagesrandverbindungen von Wien aus nicht mehr für
Umsteigepassagiere von den Bundesländerflughäfen erreichbar sind oder
sich die Heimreise in die Bundesländer an einem Tag nicht mehr
ausgeht“, stellt Peter Malanik, Geschäftsführer der AviationIndustry
Austria fest. „Ergo werden vor allem Geschäftsreisende ausländische
Drehkreuze nutzen, was oft einen Umweg bedeutet. Weniger wird also
nicht geflogen“, so Malanik, „Genauso wie es ökologisch sinnlos ist
Flüge zu verbieten, ist es auch ökonomisch widersinnig, die
Durchführung von Flügen staatlich zu verordnen.“
Zwtl.: Verlust an Konnektivität
Für WKÖ-Luftfahrtobmann
Günther Ofner steht damit fest: „Die
erwarteten positiven Effekte auf die CO2-Emissionen in Österreich
sind nicht eingetroffen.“ Ofner merkt in diesem Zusammenhang an, dass
die Luftfahrt laut IEA und Umweltbundesamt in Österreich einen Anteil
von weniger als 0,2 % an den gesamten CO2-Emissionen hat. Europaweit
ist der Anteil bei etwas mehr als 0,5 % und weltweit bei 2,7 %.
„Nichtsdestotrotz hat sich die Luftfahrt weltweit zum Ziel gesetzt,
bis 2050 CO2-neutral zu sein. Für die Erreichung dieses Ziels leistet
die Behinderung der innerösterreichischen Anbindung keinen relevanten
Beitrag. Entscheidend ist vielmehr der rasche Einsatz von
CO2-neutralen alternativen Flugzeugtreibstoffen. Das bringt
unmittelbar messbare CO2-Einsparungen. Zur Beschleunigung des
Einsatzes sind entsprechend den EU-Empfehlungen auch Fördermittel
notwendig“, so Ofner.“
Zusätzlich hat die Maßnahme negative Auswirkungen auf den
Standort, wie Studienautor Stefan Höffinger abschließend
zusammenfasst: „Eine Einschränkung inländischer Flugstrecken führt
vor allem zu einem Verlust an Konnektivität, welcher sich wiederum
negativ auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandort Österreich
auswirkt. Das heißt, es treten nicht nur die erwarteten Effekte für
den Klimaschutz nicht ein, sondern durch das Ausweichen auf
ausländische Drehkreuze geht zusätzlich innerösterreichische
Wertschöpfung verloren.“ Ein Verbot von inländischen Flügen sei daher
nicht zielführend. (PWK383/pat)
Link zum Download der Studie von Höffinger Solutions:
„Strategische Studie über die Auswirkungen des Endes von
innerösterreichischen Flugstrecken“
[https://www.wko.at/oe/transport-verkehr/luftfahrt/studie-inneroester
reichischer-flugstrecken.pdf]
(https://www.wko.at/oe/transport-verkehr/luftfahrt/studie-inneroester
reichischer-flugstrecken.pdf)
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