15.12.2023,
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Wien (OTS) - Südwind liegen Informationen über Lohnschulden in Höhe
von rund 5.5 Millionen Euro vor, die in Zusammenhang mit dem Chef des
Textilunternehmens Huber Holding AG mit Sitz in Österreich stehen.
Eine aktuelle Recherche des Worker Rights Consortium (WRC), einer
unabhängigen Arbeitsrechteorganisation, mit der Südwind im Austausch
steht, dokumentiert schwerwiegende Verstöße gegen die Rechte von rund
900 Arbeiter:innen sowie gegen das thailändische Arbeitsrecht bei der
Firma Body Fashion (Thailand) Ltd.
Body Fashion ist Teil des Textilimperiums von Unternehmer Robert
Ng – auch bekannt unter dem Namen Ng Man Choong – und belieferte
Huber. Seit 2017 ist Ng zudem Vorstandsvorsitzender der Huber Holding
AG. Seit 2010 ist das Vorarlberger Traditionsunternehmen im
alleinigen Eigentum der Hongkonger Benger Brands Ltd. und gehört
damit zum Firmenimperium von Robert Ng. Unter dem Dach der Huber
Holding AG finden sich die Marken Huber Bodywear, Skiny, Hanro und
HOM. Auch Marken wie Victoria’s Secret, Lane Bryant und die Triumph
AG ließen bei Body Fashion produzieren.
„Auch österreichische Konsument:innen, die in den letzten Jahren
bei Huber-Marken gekauft haben, können nicht sicher sein, ob die
Arbeiter:innen dafür bezahlt wurden“, sagt Gertrude Klaffenböck,
Südwind-Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne in Österreich. Denn
laut dem Bericht des WRC hat Body Fashion bei seiner Schließung im
Jahr 2020 die gesetzlichen Abfindungen und auch vertraglich
festgeschriebene Boni für Dezember 2019 und für März 2020 nicht
bezahlt. Außerdem stellte Body Fashion die Arbeiter:innen während der
Pandemie vor der Schließung der Fabrik frei und enthielt ihnen die
Löhne vor, die ihnen während der Freistellung gesetzlich zustehen.
Trotz mehrerer Gerichtsurteile zugunsten der Arbeiter:innen aus
dem Jahr 2022 wurden die Schulden in Höhe von 5.5 Millionen Euro bis
dato nicht beglichen. Und das, obwohl der Unternehmenskomplex von
Robert Ng laut WRC über ausreichende finanzielle Ressourcen verfügt,
um die Arbeiter:innen von Body Fashion vollständig zu entschädigen.
Zwtl.: Südwind: „Wir sprechen hier klar von Lohndiebstahl!“
„Bei dieser Sachlage sprechen wir ganz klar von Lohndiebstahl!“,
sagt Gertrude Klaffenböck, von Südwind. „Die Pandemiejahre waren für
alle eine schwere Zeit, aber das rechtfertigt nicht, dass ein
Unternehmen seine Schulden auf dem Rücken der Arbeiter:innen ablädt.
Wir fordern Herrn Ng auf, sich an die Gesetze zu halten und den
Arbeiter:innen umgehend zu bezahlen, was ihnen zusteht“, so
Klaffenböck. Südwind appelliert auch an die heimische Politik:
„Österreichs Arbeitsminister Martin Kocher muss die Vorarlberger
Huber Holding AG auffordern, sich für die Rückzahlung der
Lohnschulden bei den Arbeiter:innen einzusetzen. Auch Huber muss
Verantwortung für seine Lieferkette übernehmen.“ Zudem ist die
österreichische Regierung, als Vertragsstaat des internationalen
Pakts über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte in
der Pflicht Menschenrechte auch im internationalen Zusammenhang zu
schützen.
Zwtl.: Die Causa Body Fashion in Thailand im Detail
Während der Pandemie im Juli 2020 kündigte Body Fashion rund 800
Arbeiter:innen, ohne jegliche vorherige Benachrichtigung. Kurze Zeit
später wurde auch den restlichen rund 100 Arbeiter:innen gekündigt
und es wurde die dauerhafte Schließung bekannt gegeben. Ehemalige
Arbeiter:innen von Body Fashion erwirkten im Februar 2022 erfolgreich
ein Gerichtsurteil wegen Nichtzahlung von Boni und ein separates
Urteil im April 2022 wegen Nichtzahlung von Abfindungen. Die Zinsen,
die anfallen, weil nicht bezahlt wurde, ist man den Arbeiter:innen
ebenfalls schuldig. Auch bezüglich nicht bezahlter Löhne während
Freistellungen in der Pandemiezeit gibt es ein Urteil zugunsten der
Arbeiter:innen von Anfang 2022.
Nachdem Body Fashion den Urteilen nicht nachgekommen war, suchten
die ehemaligen Arbeiter:innen Hilfe beim Solidarity Center, der
größten US-amerikanischen internationalen Organisation für
Arbeiterrechte und beim Worker Rights Consortium. Auch das WRC
stellte bei der Untersuchung der Fabrikschließung fest, dass Body
Fashion die Rechte seiner Arbeiter:innen verletzt hatte und gegen
Verhaltenskodizes der Marken verstieß, in dem Body Fashion diesen die
Löhne während Freistellungen vorenthielt und durch die
unangekündigten Kündigungen ohne Bezahlung der gesetzlich
vorgeschriebenen Abfindungen und Boni und der Zinsen.
Die betroffenen Arbeiter:innen berichten von Schwierigkeiten, die
grundlegenden Ausgaben für sich und ihre Familien zu decken. Sie
seien gezwungen, erhebliche Schulden anzuhäufen und seien von der
Zwangsversteigerung ihrer Häuser betroffen. Wie eine interviewte
Arbeiterin sagte: "Wir waren Stützen unserer Familien, aber jetzt
sind wir zur Last geworden."
Zwtl.: Keine Unternehmens-Reaktion nach Konfrontation
Bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts hat Body
Fashion die Lohnschulden gegenüber seinen ehemaligen Arbeiter:innen
nicht beglichen. Trotz mehrfacher Kontaktaufnahme durch das WRC seit
dem Sommer 2023 und auch durch Südwind seit September 2023 kam weder
von Robert Ng noch von Vertreter:innen der Huber Holding AG eine
Antwort. Die Aufforderungen, die Schulden bei den Arbeiter:innen zu
bezahlen wurden ignoriert.
„Der Fall zeigt, dass es höchste Zeit für gesetzliche Regeln ist,
Unternehmen zu mehr Sorgfalt auch in ihren internationalen
Geschäftstätigkeiten zu verpflichten. Es muss Schluss damit sein,
dass Unternehmer mit eindeutigen Gesetzesbrüchen davonkommen“, so
Gertrude Klaffenböck von Südwind.
Zwtl.: Pressematerial
Der WRC-Bericht ist ab Freitag, 15.12.23, freigeschaltet:
https://www.workersrights.org/factory-investigation/body-fas...
(
https://www.workersrights.org/factory-investigation/body-fas...
Hier finden sie außerdem [Hintergrundinformationen zum Fall und
Video-Statements]
(
https://nextcloud.suedwind.at/index.php/s/ByJHmG5YCFG3P75) von
ehemaligen Body Fashion-Arbeiter:innen (engl. Untertitel)
Schriftliche Zitate und Fotos von ehemaligen Arbeiter:innen auf
Anfrage
Für Interviewmöglichkeiten mit ehemaligen Arbeiter:innen von Body
Fashion wenden Sie sich bitte entweder an das Südwind-Presseteam oder
direkt auf Englisch an Dave Welsh, Country Director des Solidarity
Center in Thailand unter [dwelsh@solidaritycenter.org]
(
...
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