24.04.2024,
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Wien (OTS) - Die österreichische Zementindustrie tüftelt emsig am
Einsatzpotenzial neuer klimafreundlicher Zemente in der Baupraxis.
Erste Praxisbeispiele mit dem CEM II/C zeigen: Er funktioniert,
kostet nicht mehr und reduziert die CO2-Emissionen gewaltig – und die
Bauherren sind begeistert.
Die österreichische wie auch die europäische Zementindustrie haben
sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2050 die Klimaneutralität
entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erreichen. Baustoffe wie
Zement spielen eine Schlüsselrolle für den Klima- und Umweltschutz.
Die Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ,
entwickelte gemeinsam mit den Mitgliedswerken und mit der Smart
Minerals GmbH die klimafitten CEM-II/C-Zemente. Im Zentrum standen
dabei die industrielle Herstellung sowie die praktische Anwendbarkeit
von Zementen mit deutlich geringeren Klinkergehalten. „Mit den
CEM-II/C-Zementen trägt die Zementindustrie entscheidend zur
Dekarbonisierung der gesamten Wertschöpfungskette des Bauens bei“,
ist Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der
Österreichischen Zementindustrie, überzeugt.
Ein wesentlicher Faktor ist die Sicherstellung der
Leistungsfähigkeit der neuen Zemente sowie die Festigkeitsentwicklung
der damit hergestellten Betone. Dabei geht es ebenso um die
Optimierung der Mahlprozesse einzelner Zementbestandteile, die
Verarbeitbarkeit des Frischbetons, das Erstarrungsverhalten wie auch
die Dauerhaftigkeit der Bauwerke. Mit der neuesten Generation
klimafitter CEM-II/C-Zemente rüstet sich die Zementindustrie nun für
den Markt.
Zwtl.: Reduzierter Klinkeranteil
Das Erfolgsgeheimnis hinter den CEM-II/C-Zementen ist die
drastische Reduktion des Klinkeranteils. Alpacem, Baumit, Leube,
Holcim und Rohrdorfer bieten bereits CEM-II/C-Zemente am Markt an. 15
Zemente verfügen über eine Bautechnische Zulassung (BTZ) des
Österreichischen Instituts für Bautechnik (OIB). Für diese
Zulassungen wurden in einem mehrjährigen, seitens der FFG geförderten
Branchenforschungsvorhaben umfangreiche Untersuchungen und Nachweise
mit Schwerpunkt auf die Dauerhaftigkeit durchgeführt.
Roland Wernik, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau, setzte
bereits früh auf zukunftsfitte Lösungen. Da kam dem Bauträger das
Konzept des CEM II/C gerade recht, um den klimafreundlichen Zement in
Kombination mit Recyclingbeton anzuwenden. Die Volksschule Adnet,
eine Sanierung und Erweiterung mit größtmöglichem Bestandserhalt und
in Hybridbauweise, geplant von Huber-Theissl Architekten, ist neben
der Volksschule Anif ein weiteres Erfolgsbeispiel. Prokurist Thomas
Maierhofer von der Salzburg Wohnbau bezeichnet die Anwendung des
Recyclingbetons bereits als Serienprodukt. Die Fertigstellung ist für
2025 geplant. In Adnet ist die Verwendung von CEM II/C ein
wesentlicher Teil des Bauprojekts. In Kombination mit Recyclingbeton
können die CO2-Emissionen beim Bau um rund 35 Tonnen reduziert und
Ressourcen geschont werden. Leube-Geschäftsführer Heimo Berger freut
sich über dieses richtungsweisende Schulprojekt: „Die Nachfrage nach
ökologischen Baustoffen steigt – wir sind stolz, dass wir in
Österreich der erste Zementhersteller sind, der die Zulassung für
einen ‚grünen Zement‘ erhalten hat.“ Deisl-Beton stellt den
Transportbeton in der nahe gelegenen Mischanlage Hallein her, Leube
liefert dafür den „grünen Zement“. Clemens Deisl, Geschäftsführer von
Deisl-Beton, berichtet über seine bisherigen Erfahrungen: „Es ist von
entscheidender Bedeutung, dass die innovativen Betone mit
rezyklierten Gesteinskörnungen und CEM II/C alle Anforderungen und
Kriterien der einschlägigen ÖNORMEN erfüllen und qualitativ
gleichwertig zu den herkömmlichen Betonen sind. Durch Feinabstimmung
der Betonzusammensetzung ließ sich zudem die Verarbeitbarkeit
optimieren, sodass in der praktischen Anwendung der Betoneinbau wie
gewohnt erfolgen konnte.“ Wilfried Steiner von Steiner Bau bestätigt
ebenso die tadellose Qualität des CEM II/C bei der Ausführung; das
Bauunternehmen konnte keine Unterschiede gegenüber konventionellen
Zementen in der Verarbeitung feststellen.
Und wie sieht es mit den Kosten aus? „All unsere Aktivitäten im
Sinne der Kreislaufwirtschaft stehen unter dem Aspekt
Kostenneutralität. Damit liegen wir keinen Cent über den bisherigen,
konventionellen Bauweisen, weder in Anif noch in Adnet“, so
Maierhofer. Beide Schulprojekte sind zentraler Bestandteil des
Forschungsprojekts CICO (Circular Concrete), unterstützt vom Land
Salzburg. Das Forschungsteam besteht aus Salzburg Wohnbau, Leube,
Steiner Bau, Deisl-Beton, BVFS, FH Salzburg und Uni Salzburg. Und
schon ist das nächste Projekt mit Einsatz von CEM II/C im Entstehen:
eine Wohnhausanlage in Golling mit 36 Wohneinheiten.
Zwtl.: Klimafreundliche und nachhaltige Baustandards
Ein weiteres Vorzeigeprojekt wird im Herbst 2024 fertig: Mit dem
klima:aktiv Gold zertifizierten Schulkomplex Reininghaus, einer AHS
mit 38 Klassen sowie einer Volksschule mit 20 Klassen, entsteht in
Graz der größte neu gebaute Schulkomplex seit Jahrzehnten. Die
Volksschule wurde nach den Plänen von 3plus Architekten mit einem CEM
II/C von Holcim gebaut. Dieses Grazer Pilotprojekt in puncto
klimafreundliche und nachhaltige Baustandards wird von der Stadt Graz
als Bauherr errichtet.
Alexander Passer von der TU Graz begleitet das Projekt und
berechnet die CO2-Emissions-Ersparnis durch den Einsatz des Klinker-
und dadurch auch CO2-reduzierten Zements CEM II/C. Das IBO erstellte
die Bauökologieberechnung. „Bereits in der Ausschreibung wurde die
nachhaltige Bauweise verlangt. Die Baufirma Granit war sehr engagiert
und bemüht, die Sichtbetonflächen perfekt herzustellen, es war
allerdings auch für die Ausführenden eine Premiere, mit dem CEM II/C
zu arbeiten“, erklärt Thomas Heil von 3plus Architekten. Insgesamt
wurden 4.500 Kubikmeter Beton verbaut, davon 1.600 Kubikmeter mit CEM
II/C. Geheizt wird mit Fernwärme, die Photovoltaikanlage versorgt die
Schule mit Strom.
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