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Rosenbauer: Familienunternehmen und Börse ist kein Widerspruch

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Familiengeführte Unternehmen sind durch generationsübergreifende Nachhaltigkeit gekennzeichnet, meint Gerda Königstorfer, Leitung Unternehmenskommunikation und IR bei dem Feuerwehr-Ausrüster Rosenbauer. Im Interview spricht sie über die Familien-Strategie, die Unternehmens-Strategie und ihren neuen Job.

Rosenbauer zählt zu jenen heimischen Unternehmen, die mehrheitlich in Familien-Besitz stehen und auch Familien-geführt sind. Wie sehr ist die Eigentümerfamilie im Unternehmen aktiv?

Gerda Königstorfer: Rosenbauer ist mit über 150 Jahren ein börsenotiertes Familienunternehmen in der sechsten Generation. Die Familie hält nach wie vor 51 Prozent der Anteile, die in der Beteiligungsgesellschaft gebündelt sind. Mit Dieter Siegel ist ein Familienmitglied im Vorstand, zudem ist ein Familienmitglied im Aufsichtsrat vertreten. Damit werden die Interessen der Familie im Management sowie im Aufsichtsrat durch ein Familienmitglied vertreten. Alle weiteren Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder sind unabhängig. 

Ist die Aktionärsstruktur bei Investoren ein Thema?

In Bezug auf die Aktionärsstruktur gibt es seitens der Investoren keine spezifischen Fragen. Die Beteiligungsholding wurde gegründet, um den mehrheitlichen Anteil der Familie langfristig zu erhalten und um eine nachhaltige Stabilität gewährleisten zu können. Das wurde strategisch ganz bewusst gemacht, insofern gibt es seitens der Investoren keine Anliegen. Ganz im Gegenteil: Laut einer Studie einer Schweizer Bank schneiden Familienunternehmen besser ab als vergleichbare Unternehmen, unabhängig von ihrer Unternehmensgröße. So gibt es auch bei Rosenbauer Investoren, die genau diesen Ansatz verfolgen. 

Diese von Ihnen angesprochenen Investoren haben mit dem neuen ATX Family jetzt sicher Freude. 

Ja, mit dem Family-Index kann man sich durchaus jetzt international eine bessere Sichtbarkeit am Kapitalmarkt erwarten. Familiengeführte Unternehmen sind ja generell durch Stabilität und generationsübergreifende Nachhaltigkeit statt kurzfristiger Gewinnmaximierung gekennzeichnet. Familienunternehmen und Börse ist somit kein Widerspruch. Neben Andritz, Palfinger und Mayr-Melnhof ist Rosenbauer ebenso ein erfolgreiches Beispiel an der Wiener Börse. Viele unserer internationalen Investoren begrüßen stabile Kernaktionäre, die eine langfristige Ausrichtung des Unternehmens mit sich zieht. 

Was Investoren auch wichtig ist, ist ein stabiles Geschäft. Was sind derzeit die größten Herausforderungen für Rosenbauer?

Auch die Feuerwehrbranche hat in den letzten Monaten vom freundlichen wirtschaftlichen Gesamtumfeld profitiert und sich ebenfalls positiv entwickelt. Dennoch gibt es einen intensiven Preiswettbewerb – insbesondere in den entwickelten Märkten. Zudem wollen wir in den lokalen Märkten weiter wachsen. Dabei konzentrieren wir uns auf die Märkte, in denen wir als Qualitätsanbieter punkten können. Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Innovationskraft verschlanken wir derzeit unsere Strukturen, optimieren die Prozesse, von der Logistik bis hin zur Auslieferung, und vernetzen unsere Einheiten noch stärker miteinander. 

Was darf man produktseitig von Rosenbauer in nächster Zeit erwarten?

Rosenbauer beschäftigt sich intensiv mit den Trends der Zukunft und den Auswirkungen auf die Feuerwehren. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums hat Rosenbauer ein völlig neues Feuerwehrfahrzeugkonzept, den Concept Fire Truck (CFT) vorgestellt. Das völlig neuartige und multifunktional ausgestattete Fahrzeug ist eine Antwort auf die gesellschaftlichen und technischen Veränderungen. Stichwort: Demografischer Wandel, Urbanisierung, Digitalisierung, Gender und Umwelt, etc. In den letzten Monaten wurde der CFT verschiedenen Feuerwehrorganisationen in Europa präsentiert und das Feedback war überaus positiv. Man darf also in nächster Zeit gespannt darauf sein, was in der Richtung kommen wird. 

Gibt es neben dem Fahrzeug-Bereich weitere strategische Schwerpunkte?

Rosenbauer will sich auch im Bereich des stationären Brandschutzes stärker positionieren. Im Jahr 2016 haben wir die G&S Brandschutztechnik erworben, die auf dem Gebiet tätig ist und die nötigen Zertifizierungen besitzt. Beim stationären Brandschutz handelt es sich um Löschanlagen, die dort eingesetzt werden, wo rasch Feuer entstehen kann, z.B. in Papierfabriken oder bei Abfallanlagen, aber auch in Wartungshallen von Flugzeugen oder in Tunnels. Hier wollen wir unsere Kompetenz im Bereich Schaumlöschtechnik nutzen und den Vertrieb weiter ausbauen. Zunächst einmal in Europa. Das Umsatzniveau soll sich von den derzeitigen rund 25 Mio. Euro im Zuge der 2020-Strategie verdoppeln. 

Sie haben zuletzt einen starken Auftragseingang bekanntgegeben. Woher kommen die meisten Aufträge und welche Produkte werden am stärksten nachgefragt?

Im Jahr 2017 haben wir einen Rekordauftragseingang von 970 Mio. Euro erreicht. Den größten Beitrag zum Wachstum leistete die Vertriebsregion NISA mit erfreulichen Aufträgen aus den Niederlanden, Großbritannien aber auch aus Afrika. Mit einem Plus von 10 Prozent zeigte auch die Nachfrage nach US-Fahrzeugen einen positiven Trend. 

Produktseitig ist das Flughafenlöschfahrzeug Panther positiv hervorzuheben. Wir haben hier 2017 das neue 8x8-Model vorgestellt und bereits von renommierten Flughäfen zahlreiche Auftragseingänge erhalten – Amsterdam, Wien, Dubai, Paris und viele mehr. Aber auch die beiden Baureihen AT und ET zeigen derzeit eine hohe Nachfrage. So haben wir einen Auftrag zur Lieferung von 108 Fahrzeugen für den Katastrophenschutz in Deutschland erhalten. 

Sie haben bereits erwähnt, dass der CFT in Sachen Technik alle Stücke spielt.  Welchen Stellenwert haben neue Technologien für einen Feuerwehr-Ausrüster?

Auf der einen Seite arbeiten wir produktionstechnisch, aber auch produktseitig mit den neuesten Technologien. Moderne Informationssysteme unterstützen die Feuerwehren im Einsatz, indem sie eine einheitliche Führungs- und Lageübersicht für alle beteiligten Kräfte zur Verfügung stellen. Feuerwehrfahrzeuge zeichnen Telemetrie-, Betriebs- und Positionsdaten auf, die ebenfalls zur Einsatzführung, aber auch für das After-Sales-Service genutzt werden. Als Feuerwehrausstatter mit industrieller Fertigung nutzen wir digitale Prozesse bei der Steuerung unserer Wertschöpfungsketten. Zum Beispiel werden Montage-Cockpits in der Fertigung eingesetzt, um den Mitarbeitern auftragsbezogene und produktionsrelevante Daten für den jeweiligen Arbeitsplatz zur Verfügung zu stellen. Im Werk II in Leonding fertigen wir beispielsweise bereits papierlos. Weiters setzen wir am Standort Karlsruhe Roboter zur Fertigung des Leitersatzes ein. Nichtsdestotrotz werden am Ende des Tages Feuerwehrfahrzeuge bei Rosenbauer aufgrund der hohen Einzelfertigung immer von Menschen gemacht.  

Und zum Schluss noch die Frage, die sein muss: Es wurde bereits kommuniziert, dass Sie Rosenbauer mit Ende März in Richtung AT&S verlassen werden. Ihr Resümee bzw. Ihre Erwartungen?

Seit knapp 25 Jahren war ich bei Rosenbauer und es war eine sehr spannende Zeit, mit viel Aufbauarbeit in Sachen Kapitalmarkt- und Unternehmenskommunikation sowie Imagearbeit. Ich konnte das Unternehmen bei seinen großen Wachstumsschritten begleiten und dabei viele maßgebliche Projekte umsetzen. Als ich begonnen habe, lag das Umsatzniveau bei 125 Mio. Euro und jetzt immerhin bei ca. 850 Mio. Euro. Rosenbauer ist heute ein sehr bekanntes und transparentes Unternehmen, und es erfüllt mich mit Stolz, dazu einen Beitrag geleistet zu haben. Die Öffnung in Richtung Kapitalmarkt und Öffentlichkeit sowie die Entwicklung zu einem österreichischen Vorzeigeunternehmen konnte ich in vielen Aktivitäten kommunikativ mitgestalten – wie beispielsweise der Auftritt in den Sozialen Medien, wo wir heute bei Facebook rund 150.000 Fans haben, oder auch die langfristige Begleitung und Betreuung der Kapitalmarktteilnehmer.

Jetzt geht es für mich von den großen Löschfahrzeugen hin zur Mikrotechnik – ein Sprung, auf den ich mich schon sehr freue, weil er neue Herausforderungen bringt. AT&S ist ein sehr renommiertes Unternehmen in Österreich und weltweit einer der führenden Hersteller von hochwertigen Leiterplatten. Speziell im High-Tech-Bereich bewegt sich sehr viel sehr schnell, was auch seine Auswirkungen auf den Kapitalmarkt und Kommunikation hat. Insofern erwartet mich auch bei AT&S eine intensive und spannende Arbeit. Mich freut es auch, in ein Unternehmen zu kommen, dass in den vergangenen Jahren kommunikationsseitig sehr gut geführt und ausgezeichnet aufgestellt ist. 

Text: Christine Petzwinkler  
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(Februar 2018)





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