15.08.2018, 4544 Zeichen
Das Schadensersatzurteil gegen Monsanto hat dem neuen Eigentümer Bayer einen massiven Einbruch an der Börse beschert. Investoren sind verunsichert, wie teuer der Streit um Glyphosat werden könnte.
Das Urteil fiel überraschend scharf aus: Umgerechnet ca. EUR 250 Mio. Schadensersatz soll Bayer-Tochter Monsanto an einen Hausmeister zahlen. Dieser macht den regelmäßigen Umgang mit dem Pflanzenschutzmittel Glyphosat für seine Krebserkrankung verantwortlich und hatte geklagt. So hoch die Summen zunächst erscheinen mag, im Vergleich zu ihrem Effekt auf die Bewertung des Bayer-Konzerns wirkt sie sich eher gering aus: Rund EUR 10 Mrd. an Börsenwert büßte das Leverkusener Unternehmen am Montag in Reaktion auf das Urteil ein. Am 7. Juni 2018 hatte Bayer Monsanto für umgerechnet ca. EUR 54 Mrd. übernommen und ist mit dem Deal zum global führenden Agrochemiekonzern aufgestiegen.
Experten sehen jedoch mögliche Rechts- und Reputationsrisiken als die größten Herausforderungen für Bayer an. Das Urteil schürt somit die Sorgen, das sich Bayer mit Monsanto eine große und teure Klagewelle in den USA eingekauft hat. Denn gemäß der letzten Veröffentlichung von Monsanto bestanden bis Ende Februar 2018 bereits 5200 Klagen, die im Zusammenhang mit Glyphosat standen. Es ist anzunehmen, dass die Zahl seither weiter gewachsen ist. Die Rückstellungen des US-Konzerns für Prozesse und Rechtsstreitfälle lagen zuletzt nur bei USD 254 Mio. Die meisten Analysten und Anleger hatten offensichtlich im Vorfeld mit einer Entscheidung zugunsten von Bayer gerechnet. Dementsprechend überrascht zeigten sie sich von der Heftigkeit der Börsenreaktion.
Analysten betrachten Kursverfall als überzogen
Schadensersatzprozesse in den USA sind grundsätzlich schwer einzuschätzen. Jedoch zeigte sich vor allem in der Pharmabranche, dass die Unternehmen viele dieser Klagewellen, auch im Falle von negativen Urteilen, relativ gut abwehren können. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen bewerten auch Analysten den Kursverfall als übertrieben. So verweist Markus Mayer von der Baader Bank darauf, dass die Unbedenklichkeit des Produkts bereits durch zahlreiche, auch jüngere Studien abgesichert sei. Ulrich Huwald vom Bankhaus Warburg sieht insbesondere die Unsicherheit über die möglichen Gesamtkosten aus dem Glyphosat-Verfahren als Hauptbelastungsfaktor für das Papier von Bayer.
Bei Bayer haben sich in den letzten Jahren eine Reihe von Schwachstellen und Problemen akkumuliert. Dazu gehörten beispielsweise Probleme im US-Geschäft mit freiverkäuflichen Arzneien (Consumer Health). In der heimischen Pharmaproduktion muss Bayer unterdessen mit einem Millionenaufwand einige Qualitätsmängel beseitigen, die die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA bemängelte.
Für Monsanto ist das Gylphosat-Geschäft bisher ein wichtiger Umsatzträger. Die Pflanzenschutzsparte, die überwiegend auf Glyphosat entfällt, generierte im vergangenen Jahr USD 3,7 Mrd. Umsatz und einen Betriebsgewinn von USD 353 Mio. Das Kerngeschäftsfeld des US-Konzerns besteht aus Saatgut. Insbesondere genmodifizierte Mais- und Sojasorten, die Glyhposat resistent sind, haben den Aufstieg des Konzerns begründet.
Die Aktie im Überblick
Die Bayer Aktie wird aktuell bei EUR 83,84 (14.08.2018) gehandelt. Das Jahreshoch lag bei EUR 118,04 (16.10.2017), das Jahrestief bei EUR 80,37 (13.08.2018). Bei Bloomberg setzen 18 Analysten die Aktie auf Kaufen, 12 auf Halten und ein Analyst auf Verkaufen. Bloomberg Analysten setzen aktuell ein zwölf-Monats-Kursziel von EUR 113,05.
Da der weitere Kursverlauf der Aktien von einer Vielzahl konzernpolitischen, branchenspezifischen und ökonomischen Faktoren abhängig ist, sollten Anleger das Risiko bei ihren Investmententscheidungen berücksichtigen. Entwicklungen können jederzeit anders verlaufen, als Anleger es erwarten, wodurch Verluste entstehen können.
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Im Original hier erschienen: Pharmakonzern Bayer verliert nach Monsanto-Urteil EUR 10 Mrd. an Börsenwert
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