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Michael Altrichter über die Pläne in seiner neuen Funktion, aufkommende Kritik, Startups und Börse ...

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Startup-Beauftragter der Regierung - Michael Altrichter

Herr Altrichter, Sie haben eigentlich schon im Februar die Funktion des Startup-Beauftragten der Regierung angenommen.  Die Öffentlichkeit weiß das allerdings erst seit Mitte April, als das Corona-Hilfspaket für die Startup-Szene vorgestellt wurde. Wie würden Sie die ersten Wochen ihrer neuen Tätigkeit zusammenfassen? 

Michael Altrichter: Zuallererst möchte ich sagen: Es ist mir wirklich eine große Ehre, dass mir diese Funktion angeboten wurde. Anders als in anderen Ländern handelt es sich um eine ehrenamtliche Tätigkeit und anders als in anderen Ländern ist die Position hier in Österreich nicht mit einem Beamten besetzt worden, sondern mit jemandem, der direkt aus der Szene kommt. 

Die ersten Wochen waren, wie man sich vorstellen kann, sehr intensiv. Wie im echten Leben gibt es auch für diese Funktion kein Drehbuch. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel aus Politik, Startup-Ökosystem, Investoren, der Gesellschaft und der Wirtschaft als Ganzes. 

Im Vorfeld meiner Tätigkeit im Februar habe ich mich mit klassisch organisatorischen Dingen, wie beispielsweise die Zusammenstellung des Komitees, den Blick auf andere Länder, um zu sehen, welche Modelle es dort gibt und mit der Erhebung der Problemstellungen der Szene befasst. Da die Funktion des Startup-Beauftragten der Regierung eine Ministeriums-übergreifende Funktion ist, durfte ich mittlerweile auch viele Gespräche mit Vertretern aus dem Finanz-, Justiz-, Innovations- und natürlich Wirtschaftsministerium sowie dem Bundeskanzleramt führen.

... und dann fiel die Corona-Krise über uns alle herein.  

Die Coronavirus-Ausnahmesituation hat definitiv viele junge Unternehmen in eine unverschuldete Liquiditätskrise gebracht und einige bestehende Probleme beschleunigt. Es gibt Umsatzeinbußen, es gibt abgesagte Finanzierungsrunden etc. Und da viele Startup-Unternehmen nicht für die von der Regierung initiierten Hilfsprogramme in Frage kommen, musste rasch gehandelt werden. In Corona-Zeiten zählt, wer schnell hilft, hilft doppelt. Vor zwei Monaten hat noch niemand geglaubt, dass wir ein Hilfsprogramm für Startups benötigen. Mittlerweile wurden 150 Mio. Euro seitens der Regierung mobilisiert. Mit den Ministerinnen Margarete Schram­böck und Leonore Gewessler, sowie WKÖ-Präsident Harald Mahrer und Markus Gstöttner vom Bundeskanzleramt haben wir treibende Kräfte im Land, die der Startup-Szene aufgrund ihres Innovationspotenzials einen großen Stellenwert beimessen, was enorm förderlich ist.

Es wurde ein tiefgreifendes Maßnahmenpaket geschnürt, bei dem die Regierung Investments von privater Seite verdoppelt sowie auch Garantien gibt. Wird das reichen?

Das Startup-Hilfspaket ist ein Paarlauf aus Staat und privat. Erstens, beim Covid-Startup-Hilfsfonds bekommen Startups einen Zuschuss auf private Investments, die Verwaltung obliegt hier dem aws. Und zweitens, beim privat gemanagten Venture Capital-Fonds ist, zur Mobilisierung von Investoren, eine Kapitalgarantie zur teilweisen Abdeckung von Verlusten vorgesehen. Der Fonds soll ausgewählten Startups in der Wachstumsphase bei Finanzierungsrunden unterstützen, die durch die Krise ins Stocken geraten sind.

Zu ihrer Frage, ob es reichen wird. Kurzfristig wirkt das Hilfspaket in der derzeit kritischen Phase, mittel- und langfristig hoffen wir auf eine Aufstockung der Mittel. Denn damit können wir weiter Innovationen vorantreiben, Jobs schaffen und einen positiven Beitrag für den Wirtschaftsstandort leisten.

Gibt es bereits eine Ressonanz auf das Programm seitens der Investoren, der Startups und potenziellen Fondsmanagern des VC-Fonds? 

Ich gehe davon aus, dass sich viele Startups bewerben werden. Es gibt auch schon Anfragen von Banken und Versicherungen und anderen Institutionen, die sich bezüglich VC-Fonds informieren. Das Fondsmanagement wird demnächst ausgeschrieben. Wieviele sich bewerben werden, ist noch unklar, aber es kann durchaus sein, dass es auch eine Konsortium-Lösung geben wird. 

Werden Sie selbst in den VC-Fonds investieren, bzw werden sich Ihre Beteiligungsunternehmen für die Programme bewerben? Und können Sie bei der Auswahl der zu unterstützenden Projekte mitentscheiden?

Normalerweise investiere ich nur in Unternehmen und nicht in Fonds. Dass einzelne meiner Portfolio­unternehmenen sich für die Programme bewerben, ist durchaus möglich, das bestimme aber nicht ich, sondern die Firmen selbst. Und als Regierungsbeauftragter gebe ich Inputs und bin ausschließlich für die Beratung der Regierung zuständig. Ich habe weder Einfluss darauf, in welcher Form die Richtlinien beschlossen werden, noch darauf, welche Unternehmen oder Projekte letztendlich unterstützt werden.

Es wurde auch bereits Kritik laut, wegen Ihrer Aufsichtsrats-Funktion bei startup300 und einem etwaigen Interessenskonflikt.

Grundsätzlich war mir von Anfang an klar, dass man in dieser Funktion ein Reibebaum ist und laufend Kritik ausgesetzt ist. Das muss man aushalten. Bisher ist die Kritik aber eher emotional und weniger rational. Wir haben das rechtlich abklären lassen und die Bestätigung erhalten, dass meine ehrenamtliche Tätigkeit in keinem Wiederspruch zu der Aufsichtsrat-Funktion steht.  Auch wenn der Großteil der Startups ein Börsenlisting noch nicht im Mindset hat, so ist es mir weiterhin ein Anliegen aufzuzeigen, dass man auch als Startup an der Börse notiert sein kann. Deshalb habe ich mich auch bei startup300 engagiert.

Können Sie sich vorstellen, die Aufsichtsrat-Funktion aufgrund etwaiger Interessenskonflikte niederzulegen?

Die Frage habe ich mir noch nicht gestellt. Aber sollte ich das in Erwägung ziehen, dann ausschließlich aus Zeitgründen. Wie man sich denken kann, nimmt meine neue Funktion in der aktuellen Phase viele Ressourcen in Anspruch.

Wie wird die heimische Startup-Szene Ihrer Meinung nach nach der Covid 19-Krise aussehen?

Es wird sicherlich eine Bereinigung geben. Aber wir sehen jetzt schon, dass die besonders kreativen Köpfe selbst in der Corona-Zeit Agilität zeigen. Viele haben sich auf den Online-Verkauf konzentriert, andere ihre Produkte weiterentwickelt. Man merkt sofort, wo die Leute sind, die kreative Ideen haben und flexibel sind.  

Komitee

Im offenen und ehrenamtlichen Komitee des Startup-Regierungsbeauftragten finden sich Persönlichkeiten, die ein breites Spektrum des Startup-Ökosystems abdecken. Lisa Maria Fassl ist Gründungsmitglied von Female Founders und kennt die Anliegen der weiblichen Gründer. Werner Wutschers Background:  Großkonzern, Politik und seit einigen Jahren ist er selbst als Business Angel aktiv. Markus Raunig von Austrian Startups ist erste Anlaufstelle für alle, die an eine Unternehmensgründung denken und Stefan Haubner ist im Vorstand der AVCO und Gründer von Apex Ventures und kennt daher die Investoren-Seite.

Interview: Christine Petzwinkler 

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(April 2020)





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