09.02.2021, 5391 Zeichen
Florian Koschat, CEO von Pallas Capital, ist einer der wortgewandtesten Börse-Player. Seine Antworten hier bestätigen das. Fragen: Christian Drastil, Foto: Martin Miskic
Ich freue mich, Herr Koschat, dass wir mal ein Interview machen können. Sie posten ja auf LinkedIn immer so spannende Sachen a la „Was würdet Ihr wählen: 100.000 Euro oder ein Jahr Coaching durch mich?“ Nun: Ich bezweifle nicht, dass zweiteres einen größeren Wert hat, aber ich würde es Ihnen einfach machen und das Geld nehmen. Okay?
Florian Koschat: Grundsätzlich kein Problem. Sie können das Geld nehmen und sich damit einen Sportwagen kaufen. Ich möchte jedoch Menschen beim Vermögensaufbau unterstützen. Also könnten sie die 100.000 auch selbständig investieren. Und nehmen wir jetzt mal an, dass sie durch einen Fehler zB einer falschen Analyse ihr Investment halbieren, weil sie mich ja nicht um Rat gefragt haben. Was dann? Es ist eine Möglichkeit. Aber wäre es nicht besser, wenn ich ihnen vorher alle notwendigen Tools lerne, damit sie langfristig und nachhaltig Renditen erzielen können? Wäre es nicht besser, wenn wir zuerst gemeinsam Investments tätigen, damit sie direkt lernen und von meiner Erfahrung profitieren können um im Ergebnis ihr eigenes Geld vervielfachen zu können? Also, denken sie vielleicht nocheinmal darüber nach.
Gut, die Frage war ja auch im Konjunktiv gestellt. Jetzt stelle ich eine Entscheidungsfrage: Derzeit ist ja die Stimmung am Markt geteilt. Es gibt Analysten, die einen zweiten Einbruch am Aktienmarkt vorhersagen und welche, die behaupten, dass die Rally weitergeht. Wie sehen Sie das? Geht‘s rauf oder runter?
Nachdem die Märkte bereits die Zukunft nach Corona einpreisen und massiv Liquidität durch die Notenbanken bereitgestellt wurde, sehe ich persönlich kurzfristig keinen starken Einbruch kommen. Korrekturen kann und wird es immer geben. Dass die die Rally in dem Tempo so weitergeht, ist aber zu bezweifeln. Bei vielen Wachstumswerten sind die Bewertungen schon sehr ausgereizt und es ist fraglich, ob die operativen Ergebnisse mit den in den Kursen abgebildeten Erwartungen Schritt halten können. Spannend wird der Februar, wenn die großen Tech Konzerne ihre Quartalszahlen Q4 2020 präsentieren. Mittlerweile zeichnet sich auch eine Tendenz ab, dass die klassischen Value Werte wieder an Dynamik gewinnen.
Worauf sollte man bei Investments in 2021 achten?
Ich würde abraten, überstürzt jetzt gehypte Aktien mit einem KGV im dreistelligen Bereich zu kaufen, weil bereits viel Phantasie in diesen Werten eingepreist ist. Diversifikation ist sicher notwendig, um auch für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Es gibt immer wieder Unternehmen, die attraktiv bewertet sind und Wachstum bieten, dazu muss man nicht immer in die USA oder nach China gehen. Man findet diese Opportunität auch in Europa bzw. in Österreich.
Ist Cash noch immer King?
Definitiv nein. Wir haben schon letztes Jahr erlebt, dass durch die negativen Zinsen Geld am Konto von einem Asset zu einer Liability wird. Neben den negativen Zinsen ist in den kommenden Jahren mit einer stärkeren Inflation zu rechnen. Daher ist es zwingend notwendig, das Geld vernünftig zu investieren. Wenn man bedenkt, dass die Mehrheit der Europäer immer noch Sparen als Wertanlage versteht, dann gibt es noch viel Aufklärungsbedarf.
Worauf setzen Sie bei Pallas Capital?
Wir setzen auf lokale Firmenbeteiligungen. Wie schon oben erwähnt, kann man mittelständische Unternehmen zu vernünftigen Bewertungen kaufen und das Geschäftsmodell weiterentwickeln. Weiters sind wir überzeugt davon, dass auch andere Sachwerte, wie Immobilien weiterhin attraktiv bleiben. Vor allem Wohnimmobilien und gut positionierte Gewerbeimmobilien haben Zukunft. Wir sind mit unserem Fonds für Mezzaninkapital auch hier sehr gut aufgestellt und unterstützen Projektentwickler, die in den oben genannten Bereichen arbeiten. All dies bietet auch unseren Anlegern die Möglichkeit, ihr Geld sinnvoll zu investieren, frei nach dem Motto, besser lokal investieren als internationalen zu spekulieren. Das schafft Arbeitsplätze und stärkt die lokale Wirtschaft.
Alle reden von unserem technologischen Rückstand gegenüber USA und China. Hat Europa überhaupt noch Chancen?
Definitiv hat Europa Chancen. Es gibt einen sehr sehr starken Mittelstand mit herausragenden Technologien und Produkten. In den Bereichen Maschinenbau, bei Luxusgütern und Umwelttechnologie ist man weiterhin Weltmarktführer. Beispiele wie aktuell Biontech oder Spotify zeigen auch, dass es selbst in klassischen Hightech Bereichen Chance gibt ganz vorne mitzuspielen. Wir denken, dass Europa unterschätzt wird und es genau deshalb Chancen für Investoren gibt, sich antizyklisch zu positionieren. Dass man mit seinem Geld und Investments zugleich die lokale Wirtschaft und Gesellschaft unterstützt, ist ein schöner Nebeneffekt.
Welche Renditen kann man erwarten?
International wird sich zeigen, inwiefern die Überbewertung an den Anleihen- und Aktienmärkten auch zukünftig noch satte Renditen bringen kann. Die Zielrenditen für unsere Investoren liegen zwischen 8 und 10 Prozent. Das kann man in der DACH Region gut erwirtschaften. Dies bietet nicht nur Schutz vor Inflation und Negativzinsen sondern ist auch ein nachhaltiges Investment mit Fokus auf die lokale Wirtschaft.
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