04.12.2023,
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Wien (OTS) - Ökostrom ist das Fundament einer nachhaltigen
Klimawende. Ohne Ökostrom können weder die industrielle Produktion
noch der Verkehr oder ein anderer Bereich unseres täglichen Lebens
klimaneutral gestaltet werden. Aber damit wird „grüner Strom“ selbst
zu einer sensiblen Ressource. Strom ist leitungsgebunden und kann
nach heutigem Stand der Infrastruktur nicht interkontinental
transportiert werden. Das bedeutet: Ökostrom kann nicht kurzfristig
nach Europa geholt werden, um Engpässe auszugleichen.
Zwtl.: Erzeugungslücke wird rasch größer
Wie groß die Erzeugungslücke bei Ökostrom bereits heute ist, zeigt
eine aktuelle Studie der Kalab Energie-Consulting. Vor allem in den
Wintermonaten gibt es große Erzeugungslücken von bis zu 70 Prozent
des Strombedarfes, die durch Speicherkraftwerke, Gaskraftwerke oder
Stromimporte abgedeckt werden müssen. Auch in den Sommermonaten ist
Österreich auf Pumpspeicher, Erdgas und Stromimporte angewiesen. Bis
2030 wird der jährliche Stromverbrauch auf rund 90 TWh ansteigen, so
die offizielle Annahme, die im Integrierten nationalen Energie- und
Klimaplan für Österreich veröffentlicht wurde. Dafür müssten rund
1.370 zusätzliche Windkraft-Anlagen mit je 3,5 MW an den günstigsten
Standorten errichtet werden, sowie 1,4 Millionen Photovoltaik-Anlagen
mit 10 kW Spitzenleistung und einer Kollektorfläche von 116 Mio. m² –
das entspricht fast der gesamten nutzbaren, nach Süden ausgerichteten
Dachfläche der 2,5 Mio. österreichischen Gebäude (oder einer 1 km
breiten Fläche der Strecke Linz – Neulengbach).
Kommen bis 2030 weitere Verbraucher, etwa zur Dekarbonisierung der
Industrie, des Verkehrs oder neue Wärmepumpen in Privathaushalten
hinzu, wird die Lücke rasch größer. So könnte der zusätzliche
Strombedarf für Raumwärme und Warmwasser bis 2030 auf 2,7 TWh
ansteigen. In der Industrie rechnet man bis 2030 mit einem Mehrbedarf
von etwa 25,5 TWh pro Jahr. Für die Mobilitätswende sind zum heutigen
Stand bis 2040 jährlich rund 30 TWh an zusätzlichem Ökostrom
notwendig. Allein der zusätzliche Strombedarf für den
PKW-Individualverkehr liegt je 1 Mio. Elektroautos bei rund 2 TWh pro
Jahr. Bei einer raschen Durchdringung des Marktes mit 800.000
Elektroautos, 250.000 Plug-in Hybridfahrzeugen und 800.000
Wärmepumpen wird im ZEM-Szenario der zusätzliche Strombedarf 2030 bei
rund 30,4 TWh liegen. Otto Kalab: „Um diese Herkulesaufgabe zu
stemmen sind milliardenschwere Investitionen in Produktionsanlagen,
Netz- und Speicher-Infrastruktur notwendig. Experten rechnen mit bis
zu 65 Mrd. Euro. Bei der flächendeckenden E-Mobilität wird die
Bereitstellung der notwendigen Ladeinfrastruktur eine große
Herausforderung sein, insbesondere in urbanen Gebieten. Unklar ist
auch, wie kurzfristige Leistungsspitzen durch Schnelllader und
Supercharger für in- und ausländische Elektroautos während der
Hauptreisezeiten bewältigt werden können.“
Zwtl.: Ökostrom wird knapp und damit teuer
Im Gegensatz zum rasch ansteigenden Verbrauch schreitet der Ausbau
von Wind- und Wasserkraftwerken nur langsam voran. Bei Photovoltaik
gab es zwar in den letzten beiden Jahren einen Ausbauboom, der mit
den Verwerfungen auf den Energiemärkten und den damit verbundenen
Energiepreissteigerungen erklärt werden kann. Fraglich ist aber, ob
dieser Boom auch in den nächsten Jahren anhält bzw. verstärkt werden
kann. Otto Kalab warnt daher vor einer drohenden Ökostromknappheit:
„Der Plan, die Stromversorgung Österreichs insbesondere auf
Photovoltaik und Wind im Inland zu stützen, hat gleich mehrere
Schwachstellen. So erfordern diese Erzeugungsformen einen verstärkten
Ausbau der Pumpspeicher zum Ausgleich zwischen Tag und Nacht und von
Saisonspeichern und Elektrolyse-Anlagen zum Ausgleich zwischen
Sommer und Winter. Diese Anlagen sind besonders langfristig
kostenintensiv.“ Hinzu komme die zeitliche Komponente: Der massive
Ausbau der Erneuerbaren samt Netz- und Speicherinfrastruktur stößt
auf gesellschaftliche und politische Widerstände. Kalab: „Nach dem
heutigen Stand ist es unwahrscheinlich, dass es bis 2030 ausreichend
neue Anlagen zur Ökostromerzeugung, zur Speicherung und zur
Wasserstofferzeugung geben wird.“
All diese Faktoren sowie die durch Wind und Sonne volatile
Energieerzeugung werden in Zukunft einen massiven Einfluss auf die
Preisgestaltung haben. Kalab: „Schon jetzt schwanken die Strompreise
je nach Wind und PV-Angebot stark. So treten – etwa bei einem
Überangebot an Wochenenden im Sommer – vereinzelt negative
Strompreise auf, während diese bei Strom-Engpässen in lichte Höhen
klettern. Die Kosten für den „gesicherten“ Strombezug werden aufgrund
der enormen Investitionserfordernisse bei allen Kundengruppen
deutlich ansteigen.“
Zwtl.: Nachhaltiger Energiemix ist dringend notwendig
Der Energieexperte empfiehlt daher einen nachhaltigen Energiemix,
der nicht nur Ökostrom, sondern auch erneuerbare Energieträger wie
eFuels beinhaltet: „Ökostromanlagen sollten – abhängig von der
Netzsituation – an den für die jeweilige Technologie günstigsten
Standorten errichtet werden. Vor allem für die Versorgungssicherheit
ist es wichtig, dass wir darüber nachdenken, wie wir nachhaltige
Energie nach Österreich bringen können. eFuels können hier eine
wichtige Funktion als Speichermedium übernehmen. Außerdem ist es
notwendig, dass auch Standorte außerhalb Österreichs für die
Ökostromquote angerechnet werden.“
Stephan Schwarzer, Geschäftsführer der eFuel Alliance:
„Klimaneutrale flüssige und gasförmige Energieträger sind ein
Eckpfeiler der Klimawende. Sie lösen gleich mehrere Probleme auf
verschiedenen Ebenen: Sie sind das perfekte Speichermedium, um
„grüne“ Energie nach Europa und nach Österreich zu bringen. Sie
sorgen dafür, dass der Individualverkehr rasch klimaneutral wird,
indem auch Bestandsfahrzeuge mit Verbrennungsmotor klimaneutral
betrieben werden können. Sie reduzieren die Abhängigkeit von
Atomstrom, da eFuels an zahlreichen Standorten weltweit produziert
und problemlos über weite Strecken transportiert werden können. Sie
sind kostenschonend, da bestehende Infrastruktur auch in Zukunft
weiterverwendet werden kann. Damit tragen sie auch wesentlich dazu
bei, dass Energie und Mobilität für alle leistbar bleiben.“
Zwtl.: Studiendesign und Datenbasis
Für die aktuelle Studie im Auftrag der eFuel Alliance, wurden
ausgehend vom Ist-Stand des österreichischen Stromsystems mögliche
Entwicklungsszenarien bis 2030 analysiert. Zur Berechnung wurde auf
die Markttransparenz-Datenbank der Austrian Power Grid (APG)
zurückgegriffen. Darauf aufbauend wurden die Auswirkungen der
Substitution fossiler Stromerzeugung, der geplanten Mobilitäts- und
Wärmewende sowie der Dekarbonisierung der Industrie unter
Berücksichtigung von Wasserstoff untersucht und eine Abschätzung des
Importbedarfes und des Engpassrisikos vorgenommen. Für die
dynamischen Last- und Erzeugungsprognosen wurden der Lastgang und die
Erzeugungsdaten 2022 herangezogen. Die Annahmen zur Entwicklung des
Stromverbrauches basieren auf aktuellen Studien und Szenarien zur
Dekarbonisierung der industriellen Produktion, zur Entwicklung der
E-Mobilität und zum Einsatz von Wärmepumpen für die Raumheizung.
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