27.05.2024,
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Graz (OTS) - Die landwirtschaftlichen Betriebe sind offen für neue
Technologien, sehr weit fortgeschritten ist die Digitalisierung und
Automatisierung in der Milchviehhaltung. “Der Einsatz von digitalen
Technologien im Kuhstall hat zuletzt einen deutlichen Schub erfahren
und schafft neben der Arbeitserleichterung für die Bäuerinnen und
Bauern vor allem mehr Tierwohl und Tiergesundheit sowie eine höhere
Qualität bei den Milchprodukten“, unterstreicht
Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Melkroboter
sowie Fütterungsroboter, Sensor-Techniken zur Gesundheitsüberwachung,
aber auch automatische Futterschieber, Einstreusysteme, elektrische
Bürsten und Kuhduschen für mehr Tierwohl halten Einzug in die
Kuhställe. “Diese modernen Technologien unterstützen die Milchbauern
bei der schweren körperlichen Arbeit, die die volle
Einsatzbereitschaft 365 Tage im Jahr ohne Sonn- und Feiertage sowie
auf Abruf 24 Stunden am Tag erfordert. Die persönliche, tägliche
Betreuung und der sorgsame sowie verantwortungsvolle Umgang mit den
Tieren ist durch die Technik aber nicht ersetzbar“, unterstreicht der
Kammerpräsident.
Zwtl.: Pragmatisch und offen für neue Technologien
Die heimischen Bäuerinnen und Bauern haben grundsätzlich einen
pragmatischen Zugang zu neuen Technologien. Um die Betriebe
zukunftsfit zu halten und weil immer weniger Arbeitskräfte im Voll-
und Nebenerwerb bereitstehen, müssen immer mehr Betriebe moderne
Techniken verwenden. Titschenbacher: “Moderne Technologien im
Kuhstall müssen nützlich und passend für den Betrieb sein - auch in
betriebswirtschaftlicher Hinsicht, weil damit sehr hohe Investitionen
verbunden sind, die für die Milchbauern sehr herausfordernd sind“.
Eine Befragung von keyQuest Marktforschung zum Thema
Technologisierung & Digitalisierung in der Landwirtschaft (2021)
zeigt, dass weitere 17% der Milchbauern vorhaben, einen Melkroboter
anzuschaffen. Weitere 25% wollen in Sensoren zur Überwachung der
Tiergesundheit und 12% wollen in automatische Fütterungssysteme
investieren.
Zwtl.: Milchwirtschaft ist eine sehr herausfordernde Branche
Die heimischen Milchbäuerinnen und Milchbauern müssen sich
trotz ihrer Kleinheit und erschwerten Arbeitsbedingungen auf den
steilen Hängen im alpinen Raum auf dem harten europäischen Markt
behaupten. “Insbesondere in den vergangenen Jahren haben viele kleine
Betriebe im Berggebiet ihre Ställe umgebaut und ein besonderes
Augenmerk auf mehr Platz und noch mehr Tierwohl, Tierkomfort und
Wohlbefinden gelegt“, betont der Kammerpräsident. Es wurde kräftig,
Schätzungen zufolge jenseits von 100 Mio. Euro, investiert. Diese
sehr hohen Standards werden aber von den Konsumenten zu wenig
wertgeschätzt. “Leider stehen im Regal immer mehr No-Name Milch- und
Milchprodukte, diese verstärken den Druck auf die Milchbauern
erheblich“, sagt der Kammerpräsident. Konkret ist der Anteil der
No-Name-Milchprodukte im Handel in den vergangenen Jahren auf 53%
gestiegen. Im Schnitt betreuen die steirischen Milchbäuerinnen und
Milchbauern 25 Milchkühe, in Deutschland sind es 94, in Dänemark sind
es sogar 248. Leider haben seit 2010 mehr als ein Drittel der
heimischen Milchviehbetriebe die Stalltüren geschlossen, heute gibt
es in der Steiermark aktuell 3.631 Milchviehbetriebe.
Zwtl.: Mit Handy: Melkroboter und Fütterungsroboter steuern
Das Smart-Phone ist für die Bäuerinnen und Bauern ein wichtiges
Steuerungsinstrument für neue Technologien. “Alle entscheidenden
Daten, die der Melkroboter beispielsweise über die Qualität der Milch
oder die Tiergesundheit liefert, sind sofort über eine App am Handy
verfügbar“, sagt Titschenbacher. Neben der gewonnenen Flexibilität
und der Arbeitserleichterung ist mit den gelieferten Daten eine
rasche Früherkennung von Problemen möglich. “Das schafft noch mehr
Tierwohl, sichert die Tiergesundheit und eine noch bessere
Produktqualität“, sagt Titschenbacher. In der Steiermark sind aktuell
bereits 291 Melkroboter im Einsatz, die 8% der Betriebe verwenden.
Auch die Fütterungstechnik erleichtert die schwere körperliche Arbeit
erheblich und ermöglicht, dass die Rinder ihrem Biorhythmus gemäß
ständig frisches Futter vorgelegt bekommen. Durch diese dem Tier
angepasste Fütterung - Rinder wollen den ganzen Tag gleichmäßig
Futter zu sich nehmen - verbessert sich wiederum die Tiergesundheit.
Zwtl.: Sensoren helfen, dass Tiere gesund bleiben
Algorithmen kommen auch durch Sensoren, die sich beispielsweise
an einem Halsband, an den Ohren oder als Bolus im Pansen finden,
vermehrt in den heimischen Rinderställen zum Einsatz. Alleine
Veränderungen des Fressverhaltens, der Körpertemperatur und des
Bewegungsverhaltens lässt Rückschlüsse auf eine sich anbahnende
Krankheit ziehen. “Solche Warnsignale sind bereits nach zwei Stunden
am Handy und ermöglichen, dass damit eine mögliche Krankheit gar
nicht erst zum Ausbruch kommt. Diese Sensoren helfen mit, dass die
Tiere gesund bleiben“, sagt Titschenbacher. Und weiter: “Alle
Sensoren und Daten unterstützen immer die Arbeit der Milchbäuerinnen
und Milchbauern - ersetzen können sie den Menschen nicht. Denn
letztlich ist das Wissen, das geschulte Auge und die Fürsorge der
Milchbäuerinnen und Milchbauern ausschlaggebend, weil sie die
Entscheidungen treffen und handeln.“
Zwtl.: Praxis trifft Forschung: Nächster Schritt -
Datenverschneidungen
Aktuell arbeitet die gesamte österreichische Rinderwirtschaft
gemeinsam mit Forschern der Universität für Bodenkultur, der
Veterinärmedizinischen Universität und diversen Unternehmen an
Datenverschneidungen, um bessere Entscheidungsgrundlagen hinsichtlich
Fütterung, Gesundheit der Tiere, Zucht und Management auf den
Milchviehbetrieben zu erhalten. Relevante, für die Praxis brauchbare,
Ergebnisse werden in den nächsten ein bis zwei Jahren erwartet.
Zwtl.: Digitalisierung ist in der Steiermark bereits gelebte
Praxis in der Ausbildung und am Betrieb
Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer erklärt: “Innovation und
Digitalisierung spielen in der landwirtschaftlichen Ausbildung schon
eine große Rolle. An unseren Fachschulen haben die Schülerinnen und
Schüler die Möglichkeit, neue Technologien kennenzulernen und dieses
Wissen dann hinaus in die Betriebe zu tragen. Konkret gibt es etwa an
den Fachschulen Hatzendorf, Grabnerhof und Grottenhof bereits
Smaxtec-Technologie - eine steirische Innovation, die mittels
modernster Technologie und künstlicher Intelligenz umfassende Daten
zu den Kühen liefert. Das verbessert die Tiergesundheit, erhöht die
Leistung, spart Medikamente und Futtermittel und nimmt den Bäuerinnen
und Bauern Arbeit ab. Die Schülerinnen und Schüler lernen an der
Schule den Umgang mit diesem digitalen Werkzeug und sie lernen die
Vorteile dieser Innovation kennen. Wenn sie dann in den Betrieb
kommen, dann wissen sie bereits, dass man damit Antibiotika spart und
die Fütterung optimieren kann, um Zeit und Geld zu sparen. Auch
Krankheiten oder Schwangerschaften werden so frühzeitig erkannt.
Digitalisierung ist niemals ein Selbstzweck - der Nutzen für die
Bäuerinnen und Bauern steht immer im Mittelpunkt.“
Sophia Spath (29), Hofübernehmerin, führt in Hitzendorf gemeinsam
mit Freund David einen Milchviehbetrieb - Melkroboter melkt 60 Kühe
und Sensortechnik verbessert die Gesundheit der Milchkühe: “Als wir
2021 den Betrieb übernommen haben, beschlossen wir in ein
automatisches Melksystem zu investieren. Hohe Anschaffungskosten,
sowie laufende Betriebsmittel- und Energiekosten, machten uns diese
Entscheidung nicht einfach. Dennoch sahen wir einen klaren Vorteil in
der Arbeitserleichterung: man bekommt dadurch mehr Flexibilität und
Lebensqualität, Vorteile zeigen sich aber vor allem auch in den
Bereichen Tierwohl und Tiergesundheit. Mit den dazugehörigen
Halsbändern, werden Fressminuten, Wiederkauaktivität und die
Brunsterkennung registriert. Weitere Vitalparameter, welche über die
Milch gemessen werden sind: Zellzahl, Leitfähigkeit, Farbe und
Temperatur. Dieses Zusammenspiel unterschiedlicher Technologien
ermöglicht eine frühzeitige Erkennung etwaiger Abweichungen und
verbessert dadurch die Qualität der Milch.“
Wertvolle natürliche Milch veredeln die heimischen Molkereien
zu vielfältigen Milch- und Käsespezialitäten. Zuletzt gab es viele
Innovationen und nationale sowie internationale Auszeichnungen.
Franz Spath, Steirermilch: "Milch ist ein besonderer, durch nichts
ersetzbarer Rohstoff, den die Berglandmilch zu innovativen
Milchprodukten veredelt. Milch zu Pulver oder Industriekäse zu
verarbeiten ist für die Berglandmilch keine Option, um langfristig
erfolgreich zu sein und sich von den internationalen Mitbewerbern
abzuheben“, betont Franz Spath, Vorstand der Steirermilch. Und
weiter: „Die Berglandmilch als Österreichs größter Milchverarbeiter
setzt daher stark auf Premiumkonzepte wie nachhaltige
Mehrwegglas-Verpackungen und auf Produkt- und
Verpackungsinnovationen. So lancierten wir heuer gemeinsam mit der
Firma Meinl einen neuen “Coffee-to-Go“, weiters den ersten
Frucht-Kefir in 100% Recycling-PET, einen Grießpudding in
nachhaltiger Glasverpackung oder einen neuen Brat-und Pfannenkäse für
die Grillsaison. Neue Produktsegmente wie Schärdinger Mozzarella, der
Schärdinger Rahmemmentaler oder geriebener Pasta-Käse erfreuen sich
steigender Beliebtheit. Und ungebrochen ist die Nachfrage nach
hochwertigen Klassikern wie die Stainzer Sonntagsbutter, Stainzer
Trinkmilch oder Schärdinger Käsescheiben.“
Andreas Radlingmaier, Aufsichtsratsvorsitzender Landgenossenschaft
Ennstal: Fuß auf England-Markt gesetzt. Innovationstreiber bei
Weichkäse: “Unsere international gefragten aseptischen
Milchmischgetränke können dank einzigartiger UHT-Technologie sogar
bis zu zwölf Monate ohne Kühlung mit höchster Qualität angeboten
werden.“ Nicht zuletzt deshalb gelang es der Ennstalmilch kürzlich
sogar diese aseptischen proteinreichen Milchgetränke in der
umweltfreundlichen Kartondose erfolgreich auf dem England-Markt
einzuführen. Radlingmaier: “Vier Sorten, besonders eiweißreicher
Kaffee- und Kakaogetränke hat eine führende britische Supermarktkette
exklusiv gelistet. Und weiter: „Als Innovationstreiber bei
Weichkäse-Spezialitäten wurden wir 2023 beim World Cheese Award in
Trondheim, Norwegen für unseren Bio-Ennstaler-Blauschimmelkäse mit
Gold ausgezeichnet. Mit unserem Schärdinger-Rahm-Camembert sind wir
2023 wieder österreichischer Käsekaiser geworden.“
Obmann Jakob Karner, Obersteirische Molkerei: “Moderne Systeme
unterstützen die Arbeit, ersetzen sie aber nicht. Auch die
Obersteirische Molkerei setzt Robotik und Digitalisierung ein, um
Arbeitszeiten zu reduzieren. Trotzdem bedarf es auch hier eines
geschulten Käsemeisters, um hochwertigen Käse erzeugen zu können -
Käse ist ein lebendiges Produkt, das eine individuelle Betreuung
benötigt“, betont Karner. Und weiter: “Alle diese Techniken sind
kapitalintensiv. Die Entscheidung verlangt im Vorfeld sehr exakte
Wirtschaftlichkeitsrechnungen.“
Zwtl.: Milch kann von Natur aus mehr
Das Lebensmittel Milch ist von Natur aus reich an Nährstoffen,
die in die einzigartige Milch-Matrix eingebettet sind. Das bedeutet,
ihre Bestandteile interagieren in komplexer und gleichsam genialer
Weise miteinander. Die einzelnen Nährstoffe erfüllen nicht nur
jeweils ihre eigenen Aufgaben, sondern beeinflussen sich gegenseitig
bei Aufnahme und Verwertung im Körper positiv.
Milch liefert hochwertiges Eiweiß, das dem Körper zu einem
großen Teil für seine eigenen Zwecke zur Verfügung steht, denn
tierisches Eiweiß kann auf Grund seiner Aminosäurezusammensetzung
besser in körpereigenes Eiweiß umgewandelt werden als pflanzliches.
Milch ist ein wertvolles Lebensmittel für alle Altersgruppen:
vom Aufbau der Knochenmasse durch eine optimale Kalziumversorgung in
der Kindheit bis zum Erhalt der Muskulatur durch eine adäquate
Eiweißbereitstellung im Alter. Darüber hinaus leisten weitere
milchtypische Inhaltsstoffe wie leichtverdauliches Fett, Jod sowie
die Vitamine B2, B12 oder D einen wichtigen Beitrag zur
Gesunderhaltung der Menschen. (Schluss)
BSN Podcasts
Christian Drastil: Wiener Börse Plausch
Börsenradio Live-Blick, Mo.17.6.24: Live-Blick ohne Live-Blick, Week 25 startet nach schwächsten 2 Tagen in DAX und ATX, Gold rauf
Aktien auf dem Radar:FACC, Pierer Mobility, Rosenbauer, Austriacard Holdings AG, EuroTeleSites AG, Flughafen Wien, Telekom Austria, Immofinanz, CA Immo, OMV, EVN, Semperit, voestalpine, Wienerberger, AT&S, Agrana, Amag, Erste Group, Mayr-Melnhof, Österreichische Post, Uniqa, VIG.
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