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29.12.2025, 7192 Zeichen

Für die Glücksspielbranche in Großbritannien wird 2026 ein teures Jahr. Das Finanzministerium plant beinahe eine Steuerverdopplung, die Zahlungen sollen von aktuell 21 Prozent auf 40 Prozent steigen. Für die Betreiber von Glücksspieleinrichtungen aber auch von Online-Angeboten ein herber Schlag, denn damit sinkt die Wirtschaftlichkeit deutlich.

Auf der anderen Seite profitiert der Staat von den deutlichen Mehreinnahmen massiv. Man rechnet mit einem Anstieg von rund vier Milliarden britischen Pfund. Damit würden die Steuereinnahmen verglichen mit dem Vorjahr um 9,8 Prozent ansteigen.

2027 soll das prognostizierte Wachstum noch stärker ausfallen, hier rechnet man mit Steuereinnahmen in Höhe von fünf Milliarden britischen Pfund. Jedes Jahr geht die Regierung bis 2030 von einem weiteren Zuwachs von bis zu 1,1 Milliarden britischen Pfund aus. Wäre dieses steuerlich gewinnbringende Modell auch eine Option für Deutschland?

Besteuerung in Deutschland und aktueller Status Quo

Auch in Deutschland müssen Glücksspielanbieter Steuern bezahlen. Im Onlinebereich und in Spielotheken und Wettbüros vor Ort liegt der Steuersatz bei 5,3 Prozent. Eine Besonderheit in Deutschland ist die Art der Besteuerung. Während man in Großbritannien und vielen anderen Ländern die Bruttoumsätze besteuert, wird die deutsche Steuer auf den Spieleinsatz erhoben. Da aus einem Einsatz auch ein Gewinn resultieren kann, ist diese Form der Besteuerung ein Risiko für die Anbieter.

Hier sind alle Online Casinos ohne OASIS im Vorteil, weil sie meist in ihrem Lizenzland besteuert werden und das ist in vielen Fällen Malta. Die Art der Besteuerung wird in Deutschland schon seit Bekanntgabe mit dem Glücksspielstaatsvertrag kritisiert. Es wird von Einschränkungen gesprochen, die Wirtschaftlichkeit der Betreiber sei eingeschränkt.

Das bekommen auch Spieler praktisch zu spüren, in Form von niedrigeren RTP-Quoten (Return to Player), weil das Risiko für die Betreiber zu hoch ist. Wenn ein Spieler aus eine Einsatz von 100 Euro einen Gewinn von 1.000 Euro macht, verliert der Anbieter doppelt. Er muss sowohl den Einsatz versteuern als auch den Gewinn auszahlen.

Würde die Steuer jetzt noch wie in Großbritannien erhöht, wäre dies das Aus für viele Betreiber in Städten, aber auch im Internet. Auf der anderen Seite könnte die Staatskasse davon profitieren, aber zu welchem Preis?

Welche Folgen könnten die Steuererhöhungen für den britischen Markt haben?

Schon 2026 sind die Anbieter von Automatenspielen betroffen, während Online-Sportwetten noch aufatmen können. Für sie wird es ab 2027 teurer, die Sportwettensteuer beträgt dann 25 Prozent. Der stationäre Steuersatz bleibt bei 15 Prozent. Bekannte Unternehmen wie Flutter und Entain warnen bereits vor der Abwanderung nach Gibraltar oder Malta, denn dort sind die Steuern niedriger, was auch Spieler zu spüren bekommen.

Eine der größten Gefahren könnte sein (englische Quelle), dass die Spieler abwandern und sich dem Schwarzmarkt zuwenden. Für Glücksspielbetreiber gibt es faktisch keine andere Möglichkeit, als die Steuererhöhung an Kunden weiterzugeben. Es wird ähnlich wie in Deutschland laufen, indem der RTP einzelner Spielautomaten verschlechtert wird, bei Sportwetten werden es die Quoten sein.

Auch Bonuszahlungen könnten zugunsten der eigenen Wirtschaftlichkeit eingeschränkt werden. Für die Betreiber die einzige Möglichkeit, sich irgendwie am wirtschaftlichen Leben zu halten, für Spieler ein eindeutiger Nachteil. Solange seriöse Anbieter mit Lizenzen aus Malta und Gibraltar und auch der Karibik bereitstehen, gibt es aus Spielersicht keinen Grund, den Nachteil in Kauf zu nehmen. Die Abwanderung zum Schwarzmarkt hätte dann aber zufolge, dass die Wirtschaftlichkeit noch stärker eingeschränkt wird und die errechneten Steuereinnahmen nicht generiert werden können.

Wie würde das britische Modell auf den deutschen Markt wirken?

Wenn sich Deutschland zu einem Modell wie Großbritannien durchringen würde, hätte es Vor- und Nachteile für die Betreiber. Einerseits wäre der Ersatz der bisherigen Spieleinsatzsteuer wünschenswert, denn die Betreiber könnten dann mit stabilen Einnahmen unabhängig von der Auszahlungshöhe rechnen. Das wiederum würde eine Korrektur der RTPs an Spielautomaten auf branchenübliche 95 Prozent ermöglichen.

Im Zusammenspiel mit den aktuell in Deutschland herrschenden Einschränkungen (OASIS, 1.000 Euro Limit) könnte der Markt dann aber endgültig kollabieren und der Schwarzmarkt als Gewinner hervorgehen. Schon jetzt ist der Kampf gegen den illegalen Markt herausfordernd, wenn die Schwierigkeiten für legale Betreiber weiter zunehmen, könnte das ernsthafte Folgen haben.

Profiteure dieser Situation wären vor allem Offshore-Anbieter mit MGA-Lizenzen, die bereits jetzt von strengen Regulierungen und unwirtschaftlichen Steuersystemen profitieren. Auch wenn Deutschland theoretisch die Einnahmen für die Staatskassen steigern könnte, wären die langfristigen Auswirkungen vermutlich fatal. Eine Kanalisierung bei unter 20 Prozent, analog zu den Niederlanden, wäre denkbar.

Die größte Kritik am aktuellen deutschen Modell

Die Spieleinsatzsteuer unterliegt ständiger Kritik, denn bei Verlusten zahlt der Anbieter trotzdem. Slots und Online-Poker sind dadurch unrentabel für Betreiber. Im Gegensatz zu Spielbanken, die 20 bis 80 Prozent auf GGR bezahlen oder Lotterien mit 20 Prozent auf den Losanteil, fehlt die Einheitlichkeit. Hinzu kommen kommunale Vergnügungssteuern, was die Aussichten für landbasierte Spielotheken weiter erschwert.

Der Schwarzmarkt boomt. Rund 60 bis 80 Prozent der Slots laufen Schätzungen zufolge offshore, wobei vor allem Schätzungen der Industrie zugrunde liegen. Die Evaluierung bis zum Ende 2026 könnte zwar Reformen bringen, die Art der Besteuerung bleibt aber ein Kritikpunkt.

Ein Wechsel aufs britische Modell wäre daher erstmal ein Gewinn, wenngleich man sich überlegen muss, ob 40 Prozent Steuern angemessen erscheinen. Moderatere Steuerlösungen aus anderen Ländern (bis zu 25 Prozent) könnten einerseits die Kanalisierung unterstützen und andererseits trotzdem mehr Geld in die Kassen spülen.

Steuer vs. Wirtschaftlichkeit - die große Balance für Länder

Zu den Kernherausforderungen eines jeden Landes gehört der Spagat zwischen finanziellen Zielen und marktwirtschaftlicher Rentabilität. Zu hohe Abgaben schrumpfen den Kuchen, anstatt ihn zu vergrößern. Großbritanniens Sprung auf 40 Prozent macht das Land zu einem der teuersten Märkte (die Niederlande liegen mit 34 Prozent noch darunter). Infolgedessen kann das Wachstum stagnieren, was illegalen Anbietern zugutekommt.

Deutschland kennt das Phänomen bereits, denn trotz Regulierung fielen die Steuereinnahmen seit 2022 beinahe um die Hälfte. Betreiber ziehen sich vom Markt zurück und Spieler orientieren sich am Schwarzmarkt. Vorbildhafte Beispiele finden sich beispielsweise in der Schweiz. Hier wird progressiv zwischen 15 und 40 Prozent mit klarer Zweckbindung besteuert.

Das System verbindet Stabilität mit Attraktivität. Um ein solches Beispiel nachzuahmen wäre es nötig, zunächst einmal den Besteuerungstyp zu wechseln. Experten sind überzeugt davon, dass ein Wechsel zur Bruttoumsatzbesteuerung einen Benefit für den deutschen Markt hätte.



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Bildnachweis

1. Banknoten, Euro, 5, 10, 20, 50 100, 200, 500 - https://www.pexels.com/de/foto/geld-banknoten-kasse-euro-63635/



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