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Deutsche Post bringt die Österreichische Post unter Druck (Michael Gredenberg)

Autor:
Michael Gredenberg

Inode-Gründer. Heute u.a. passionierter Radfahrer und Finanzautor via financeblog.at.

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20.08.2015, 9732 Zeichen

Die Aktie der österreichischen Post musste in den letzten Tagen stark Federn lassen: Seit der Ankündigung der deutschen Post, alle Pakete aus Deutschland in Österreich in Zukunft selbst ausliefern zu wollen, verlor die Aktie über 10% an Wert.

Nachdem sich die Aktie “unserer” Post auch im Financeblog-wikifolio befindet – werde ich dieser Thematik heute auf den Grund gehen und untersuchen welche Konsequenzen der Vorstoß der deutschen Post auf den österreichischen Markt haben könnte bzw. ob unsere Post noch attraktiv ist.

Die deutsche Post will den Paket-Markt in Österreich aufmischen

Die österreichische Post AG im Detail

Die Post ist in einem schwierigen Marktumfeld tätig: Briefpost wird immer mehr durch elektronische Post (Email) verdrängt – selbiges gilt auch für Werbesendungen die im Vergleich zu  Onlinewerbung ebenfalls aufwändig sind.

Der einzige Bereich in dem die Post noch wachsen kann ist der Paket- und Logistikbereich: Durch den Boom des Online-Versandhandels (Amazon, Ebay, etc.) nimmt die Anzahl der versendeten Pakete immer mehr zu.

Diese Chance ist aber jetzt gleichzeitig zur größten Bedrohung für die Post geworden: Die meisten Online-Bestellungen werden über den Marktführer Amazon getätigt und von Deutschland nach Österreich ausgeliefert: Bisher ein gutes Geschäft für die Post. Post-CEO Georg Poelzl bezeichnete Österreich unlängst als “Paketsenke”. 60 Prozent der im österreichischen Online-Versand bestellten Pakete kommen aus Deutschland. Und genau auf diese 60 Prozent hat es nun der Konkurrent, die deutsche Post abgesehen. Die 100 prozentige Tochter der deutschen Post, DHL, soll in Zukunft diese Pakete auch in Österreich direkt zustellen. Dafür werden Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe getätigt.

Um sich weitere Wachstumschancen zu öffnen hat die österreichische Post nach ihrem Börsegang auch einige Firmen im Ausland übernommen. Die größte Aquisition war “trans-o-flex”, ein deutsches Logistikunternehmen. Es wurden aber auch Unternehmen in Osteuropa und der Türkei übernommen.

Die Entwicklung und Aufteilung der Umsätze der Post

In der folgenden Grafik habe ich die Umsatzentwicklung seit 2013 quartalsweise dargestellt – der Paketsektor ist in roten Farbtönen hervorgehoben und der Briefsektor in blauen:

Umsatzentwicklung der österreichischen Post nach SpartenUmsatzentwicklung der österreichischen Post nach Sparten

Deutlich zu erkennen ist die Saisonalität des Geschäftes: Die Quartale 1 und 4 haben stets höhere Umsätze als die Quartale 2 und 3. Das hat wohl mit dem Weihnachtsgeschäft (starkes Q4) und dem Sommer (schwaches Q3) zu tun.

Auch zu sehen ist, dass die Post in den letzten 10 Quartalen (2 1/2 Jahre) kein nennenswertes Umsatzwachstum erzielen konnte.

Detailierte Darstellung des letzten Quartals (Q2/2015)

Um deutlicher zu machen wo die Post wie viel Umsatz und Gewinn macht, habe ich das letzte veröffentliche Ergebnis (zweites Quartal 2015 endend am 30.6.2015) mit dem Vergleichsquartal des Vorjahres gegenübergestellt:

in Mio EUR Q2 2015   Q2 2014   Veränderung
Umsatzerlös 577,0 100,0% 573,5 100,0% 0,61%
Brief, Werbepost, Medienpost 360,5 62,5% 362,4 63,2% -0,52%
Fillialen 29,1 5,0% 29,8 5,2% -2,35%
Paket und Logistik 216,4 37,5% 211,6 36,9% 2,27%
   Deutschland 116,9 54,0% 120,6 57,0% -3,11%
   Österreich 80,1 37,0% 74,1 35,0% 8,11%
   Osteuropa, Türkei 19,5 9,0% 16,9 8,0% 15,05%
Umsatzrendite          
Briefpost und Fillialen 19,08%        
Paket und Logistik 2,45%        
Gesamt 5,81%   5,20%    
Umsatzwachstum %          
Paket und Logistik 2,30%        
   Standard Paket 6,10%        
   Premium Paket 1,30%        
   sonstige 1,10%        
Brief, Werbepost, Medienpost -0,50%        
   Briefe 1,90%        
   Medienpost -0,30%        
   Werbepost -4,40%        
Nettogewinn 33,5   29,8   12,42%
Free Cashflow 32,7   34,6   -5,49%
Eigenkapital 646,0   641,2   0,75%
Gesamtkapital 1.604,8   1.558,7   2,96%
Gesamtkapitalrendite annualisiert 8,35%   7,65%    
Eigenkapitalrendite annualisiert 20,74%   18,59%    

Quelle der Tabelle: Halbjahresbericht h6/2015 der Post auf der Investor-Relations Seite.

Schlußfolgerungen:

– Der Gesamtumsatz konnte kaum gesteigert werden: 0,62% Steigerung sind vernachlässigbar und fallen unter zufällige Schwankungen.

– Der Umsatz des Bereiches “Paket und Logistik” konnte am besten gesteigert werden (+2,27%).

– Den größten Umsatzanstieg gab es im Bereich “Paket und Logistik” in Osteuropa und der Türkei (+15,05%) und in Österreich (+8,11%)

– Interessant ist auch, dass derzeit der Löwenanteil des Umsatzes im Bereich Paket und Logistik in Deutschland generiert wird – über die Post-Tochter “trans-o-flex”  – der Umsatz in Deutschland ist aber rückläufig (-3,11%)

– Die Gewinnspanne (Umsatzrendite) ist im Paket-Bereich deutlich geringer als im Brief-Bereich. Es ist aber anzunehmen, dass die Gewinnspannen in Österreich höher sind als in Deutschland (leider konnte ich keine Hinweise darauf im Bericht der Post finden)

– Der österreichische Paket-Markt ist also tatsächlich wichtig für die Post: Er hat noch Wachstumspotential. 
Genau dieser Bereich soll jetzt von der deutschen Post unter Beschuss genommen werden.

– Das meiste Geld hingegen generiert die Post noch immer durch den klassischen Brief-Bereich.

– Die Zahlen der Post sehen insgesamt recht solide aus und die Rentabilität konnte im letzten Jahr gesteigert werden: Der Gewinn konnte um 12,42% gesteigert werden. Die Gesamtkapitalrendite ebenfalls.

Natürlich ist die Post kein “sexy”-Unternehmen. Es gibt kaum Wachstumsphantasie und als Investor kann man sich eigentlich nur an der guten Dividende erfreuen und muss hoffen, dass das Unternehmen seine Marktanteile verteidigen und die schrumpfenden Bereiche (Brief) durch andere auffangen kann.

Das Unternehmen hat aber in der Vergangenheit bereits einige Hürden gut gemeistert und konnte die Profitabilität dadurch im schwierigen Marktumfeld steigern. Es war z.B. nicht leicht die Schließung von un profitablen Fillialen (“Postämtern”) durchzusetzen. Auch die Personalsituation der Post ist nicht vergleichbar mit einem “gewöhnlichen” Unternehmen. Es arbeiten immerhin noch tausende Staats-Beamte bei der Post.

Was könnten nun die finanziellen Folgen der Konkurrenz durch die deutsche Post (DHL) sein?

Wie viel Umsatz (und Gewinn) die Post genau durch den Markteintritt der deutschen Post in Österreich verlieren wird ist schwer zu sagen. Bisher ist ja noch nicht viel passiert außer der Ankündigung.  Die Tatsache dass 60% der Online-Versandgüter als Deutschland kommen klingt schon einmal recht erschreckend. Es bleibt aber trotzdem die Frage offen, wie viel vom Paket-Umsatz der Online-Versand ausmacht bzw. ob die deutsche Post tatsächlich den gesamten Online-Versand nach Österreich selber abwickeln können wird.

Wahrscheinlich kann die Post sich aber nicht mehr darauf verlassen, dass der Paket-Bereich in Österreich für sie Wachstum bringen wird, selbst wenn der Gesamtmarkt weiter wächst. Man muss ihn sich künftig mit einen großen Mitbewerber teilen. Für den Kunden bringt der neue Mitbewerb sicher zahlreiche Verbesserungen beim Service, da sich die Post nun verstärkt um ihre Kunden bemühen muss.

Was die finanziellen Auswirkungen auf das Ergebnis angeht, so vermuten z.B. Analysten von der RCB (Raiffeisen Centrobank), dass das Ergebnis der Post jährlich mit etwa 10 bis 15 Mio Euro belastet werden könnte (das entspräche etwa einem Gewinnrückgang von 10%) und der Umsatz im Paket-Bereich um etwa 30-40 Mio Euro einbrechen könnte.
Dadurch wäre zumindest die Dividende noch nicht in Gefahr – eine Steigerung derselben ist allerdings nicht zu erwarten.

Die Bewertung der Post-Aktie im Vergleich:
Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV KGV KGV2015e
POST 5,78% 21,00% 3,65 0,99 15,67 14,14
Deutsche Post 3,50% 6,69% 3,26 0,52 15,98 14,88
TNT 1,18% 97,89% 1,77 0,61 -19,52 36,34
DSV 0,78% 16,96% 6,66 0,85 23,61 21,87
Singapore Post 3,59% 5,07% 3,46 4,36 24,34 23,29
UPS 2,85% 8,65% 47,01 1,59 23,37 19,19
FEDEX 0,61% 17,05% 3,11 0,99 44,42 15,19

Als ich mich entschied die Post-Aktie in das wikifolio aufzunehmen, habe ich sie mit den selben Unternehmen verglichen die ich jetzt wieder in die Tabelle aufgenommen habe.

Von der Dividendenrendite, vom aktuellen KGV sowie vom erwarteten KGV 2015 ist die Post derzeit das günstigste Unternehmen.

Bei KBV und KUV sind einige andere günstiger – die deutsche Post ist beim KUV sogar beinahe nur halb so teuer. Das bedeutet aber auch automatisch, dass die deutsche Post wesentlich geringere Gewinnspannen (Umsatzrendite) als “unsere” Post hat.

DCF-Vergleich:
  EK-Kosten impliziter Zuwachs Marketcap
POST 11,04% 7,23% 2.378,19
Deutsche Post 10,16% 17,02% 30.782,27
TNT 11,27% n/a 4.135,95
DSV 7,65% 8,69% 43.820,00
Singapore Post 5,89% 8,23% 4.004,00
UPS 8,77% 9,88% 91.689,05
Fedex 9,68% 24,16% 46.598,52

Interessanterweise erwartet der Markt bei allen Logistik-Unternehmen in Zukunft ein jährliches Wachstum beim Cashflow – wie das Ergebnis der discounted-Cashflow-Analyse ergibt.

Das erwartete Wachstum ist zwar bei der Post am geringsten, beträgt aber immerhin noch 7,23% über die nächsten 10 Jahre. Das erscheint mir recht viel.

Fazit:

Die Post ist ein Unternehmen mit wenig Wachstumsphantasie. Dafür “funktioniert” das Unternehmen allerdings ganz gut: Die Zahlen waren in den letzten Jahren recht stabil.

Die Aktie ist zwar kein Schnäpchen mehr, allerdings auch nicht überteuert wenn die Post ihr Ergebnis auf dem jetzigen Niveau halten kann.

Durch die Ankündigung einer großen neuen Konkurrenz die auf einen Schlag sehr viele Kunden wegschnappen würde (alle Online-Versand Kunden die aus Deutschland bestellen) ist große Angst am Markt entstanden, was wohl zu einer Überreaktion beim Verkauf der Aktie geführt hat.
Jetzt bleibt abzuwarten wie rasch und wie gut sich die deutsche Post in Österreich behauptet. Immerhin muss erst ordentlich Infrastruktur aufgebaut werden bevor man der Post wirklich konkurrieren kann (Paket-Verteilerzentren, Zusteller, etc).

Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben, deshalb behalte ich die Entwicklung sehr gut im Auge und werde die Aktie jetzt noch nicht verkaufen. 

Der Beitrag Die Post unter Druck erschien zuerst auf Financeblog.


(20.08.2015)

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Amazon
Akt. Indikation:  171.38 / 172.06
Uhrzeit:  13:03:50
Veränderung zu letztem SK:  0.30%
Letzter SK:  171.20 ( -0.09%)

Deutsche Post
Akt. Indikation:  37.59 / 37.84
Uhrzeit:  13:03:45
Veränderung zu letztem SK:  -0.09%
Letzter SK:  37.75 ( -2.28%)

FedEx Corp
Akt. Indikation:  229.50 / 231.35
Uhrzeit:  13:03:49
Veränderung zu letztem SK:  -0.25%
Letzter SK:  231.00 ( -0.87%)

Österreichische Post
Akt. Indikation:  29.60 / 29.75
Uhrzeit:  13:03:45
Veränderung zu letztem SK:  -0.08%
Letzter SK:  29.70 ( -1.82%)

TNT Express
Akt. Indikation:  8.38 / 8.53
Uhrzeit:  22:40:15
Veränderung zu letztem SK:  11.41%
Letzter SK:  7.59 ( 0.00%)

United Parcel Service
Akt. Indikation:  126.22 / 127.22
Uhrzeit:  13:03:49
Veränderung zu letztem SK:  0.97%
Letzter SK:  125.50 ( 0.56%)



 

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    20.08.2015, 9732 Zeichen

    Die Aktie der österreichischen Post musste in den letzten Tagen stark Federn lassen: Seit der Ankündigung der deutschen Post, alle Pakete aus Deutschland in Österreich in Zukunft selbst ausliefern zu wollen, verlor die Aktie über 10% an Wert.

    Nachdem sich die Aktie “unserer” Post auch im Financeblog-wikifolio befindet – werde ich dieser Thematik heute auf den Grund gehen und untersuchen welche Konsequenzen der Vorstoß der deutschen Post auf den österreichischen Markt haben könnte bzw. ob unsere Post noch attraktiv ist.

    Die deutsche Post will den Paket-Markt in Österreich aufmischen

    Die österreichische Post AG im Detail

    Die Post ist in einem schwierigen Marktumfeld tätig: Briefpost wird immer mehr durch elektronische Post (Email) verdrängt – selbiges gilt auch für Werbesendungen die im Vergleich zu  Onlinewerbung ebenfalls aufwändig sind.

    Der einzige Bereich in dem die Post noch wachsen kann ist der Paket- und Logistikbereich: Durch den Boom des Online-Versandhandels (Amazon, Ebay, etc.) nimmt die Anzahl der versendeten Pakete immer mehr zu.

    Diese Chance ist aber jetzt gleichzeitig zur größten Bedrohung für die Post geworden: Die meisten Online-Bestellungen werden über den Marktführer Amazon getätigt und von Deutschland nach Österreich ausgeliefert: Bisher ein gutes Geschäft für die Post. Post-CEO Georg Poelzl bezeichnete Österreich unlängst als “Paketsenke”. 60 Prozent der im österreichischen Online-Versand bestellten Pakete kommen aus Deutschland. Und genau auf diese 60 Prozent hat es nun der Konkurrent, die deutsche Post abgesehen. Die 100 prozentige Tochter der deutschen Post, DHL, soll in Zukunft diese Pakete auch in Österreich direkt zustellen. Dafür werden Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe getätigt.

    Um sich weitere Wachstumschancen zu öffnen hat die österreichische Post nach ihrem Börsegang auch einige Firmen im Ausland übernommen. Die größte Aquisition war “trans-o-flex”, ein deutsches Logistikunternehmen. Es wurden aber auch Unternehmen in Osteuropa und der Türkei übernommen.

    Die Entwicklung und Aufteilung der Umsätze der Post

    In der folgenden Grafik habe ich die Umsatzentwicklung seit 2013 quartalsweise dargestellt – der Paketsektor ist in roten Farbtönen hervorgehoben und der Briefsektor in blauen:

    Umsatzentwicklung der österreichischen Post nach SpartenUmsatzentwicklung der österreichischen Post nach Sparten

    Deutlich zu erkennen ist die Saisonalität des Geschäftes: Die Quartale 1 und 4 haben stets höhere Umsätze als die Quartale 2 und 3. Das hat wohl mit dem Weihnachtsgeschäft (starkes Q4) und dem Sommer (schwaches Q3) zu tun.

    Auch zu sehen ist, dass die Post in den letzten 10 Quartalen (2 1/2 Jahre) kein nennenswertes Umsatzwachstum erzielen konnte.

    Detailierte Darstellung des letzten Quartals (Q2/2015)

    Um deutlicher zu machen wo die Post wie viel Umsatz und Gewinn macht, habe ich das letzte veröffentliche Ergebnis (zweites Quartal 2015 endend am 30.6.2015) mit dem Vergleichsquartal des Vorjahres gegenübergestellt:

    in Mio EUR Q2 2015   Q2 2014   Veränderung
    Umsatzerlös 577,0 100,0% 573,5 100,0% 0,61%
    Brief, Werbepost, Medienpost 360,5 62,5% 362,4 63,2% -0,52%
    Fillialen 29,1 5,0% 29,8 5,2% -2,35%
    Paket und Logistik 216,4 37,5% 211,6 36,9% 2,27%
       Deutschland 116,9 54,0% 120,6 57,0% -3,11%
       Österreich 80,1 37,0% 74,1 35,0% 8,11%
       Osteuropa, Türkei 19,5 9,0% 16,9 8,0% 15,05%
    Umsatzrendite          
    Briefpost und Fillialen 19,08%        
    Paket und Logistik 2,45%        
    Gesamt 5,81%   5,20%    
    Umsatzwachstum %          
    Paket und Logistik 2,30%        
       Standard Paket 6,10%        
       Premium Paket 1,30%        
       sonstige 1,10%        
    Brief, Werbepost, Medienpost -0,50%        
       Briefe 1,90%        
       Medienpost -0,30%        
       Werbepost -4,40%        
    Nettogewinn 33,5   29,8   12,42%
    Free Cashflow 32,7   34,6   -5,49%
    Eigenkapital 646,0   641,2   0,75%
    Gesamtkapital 1.604,8   1.558,7   2,96%
    Gesamtkapitalrendite annualisiert 8,35%   7,65%    
    Eigenkapitalrendite annualisiert 20,74%   18,59%    

    Quelle der Tabelle: Halbjahresbericht h6/2015 der Post auf der Investor-Relations Seite.

    Schlußfolgerungen:

    – Der Gesamtumsatz konnte kaum gesteigert werden: 0,62% Steigerung sind vernachlässigbar und fallen unter zufällige Schwankungen.

    – Der Umsatz des Bereiches “Paket und Logistik” konnte am besten gesteigert werden (+2,27%).

    – Den größten Umsatzanstieg gab es im Bereich “Paket und Logistik” in Osteuropa und der Türkei (+15,05%) und in Österreich (+8,11%)

    – Interessant ist auch, dass derzeit der Löwenanteil des Umsatzes im Bereich Paket und Logistik in Deutschland generiert wird – über die Post-Tochter “trans-o-flex”  – der Umsatz in Deutschland ist aber rückläufig (-3,11%)

    – Die Gewinnspanne (Umsatzrendite) ist im Paket-Bereich deutlich geringer als im Brief-Bereich. Es ist aber anzunehmen, dass die Gewinnspannen in Österreich höher sind als in Deutschland (leider konnte ich keine Hinweise darauf im Bericht der Post finden)

    – Der österreichische Paket-Markt ist also tatsächlich wichtig für die Post: Er hat noch Wachstumspotential. 
    Genau dieser Bereich soll jetzt von der deutschen Post unter Beschuss genommen werden.

    – Das meiste Geld hingegen generiert die Post noch immer durch den klassischen Brief-Bereich.

    – Die Zahlen der Post sehen insgesamt recht solide aus und die Rentabilität konnte im letzten Jahr gesteigert werden: Der Gewinn konnte um 12,42% gesteigert werden. Die Gesamtkapitalrendite ebenfalls.

    Natürlich ist die Post kein “sexy”-Unternehmen. Es gibt kaum Wachstumsphantasie und als Investor kann man sich eigentlich nur an der guten Dividende erfreuen und muss hoffen, dass das Unternehmen seine Marktanteile verteidigen und die schrumpfenden Bereiche (Brief) durch andere auffangen kann.

    Das Unternehmen hat aber in der Vergangenheit bereits einige Hürden gut gemeistert und konnte die Profitabilität dadurch im schwierigen Marktumfeld steigern. Es war z.B. nicht leicht die Schließung von un profitablen Fillialen (“Postämtern”) durchzusetzen. Auch die Personalsituation der Post ist nicht vergleichbar mit einem “gewöhnlichen” Unternehmen. Es arbeiten immerhin noch tausende Staats-Beamte bei der Post.

    Was könnten nun die finanziellen Folgen der Konkurrenz durch die deutsche Post (DHL) sein?

    Wie viel Umsatz (und Gewinn) die Post genau durch den Markteintritt der deutschen Post in Österreich verlieren wird ist schwer zu sagen. Bisher ist ja noch nicht viel passiert außer der Ankündigung.  Die Tatsache dass 60% der Online-Versandgüter als Deutschland kommen klingt schon einmal recht erschreckend. Es bleibt aber trotzdem die Frage offen, wie viel vom Paket-Umsatz der Online-Versand ausmacht bzw. ob die deutsche Post tatsächlich den gesamten Online-Versand nach Österreich selber abwickeln können wird.

    Wahrscheinlich kann die Post sich aber nicht mehr darauf verlassen, dass der Paket-Bereich in Österreich für sie Wachstum bringen wird, selbst wenn der Gesamtmarkt weiter wächst. Man muss ihn sich künftig mit einen großen Mitbewerber teilen. Für den Kunden bringt der neue Mitbewerb sicher zahlreiche Verbesserungen beim Service, da sich die Post nun verstärkt um ihre Kunden bemühen muss.

    Was die finanziellen Auswirkungen auf das Ergebnis angeht, so vermuten z.B. Analysten von der RCB (Raiffeisen Centrobank), dass das Ergebnis der Post jährlich mit etwa 10 bis 15 Mio Euro belastet werden könnte (das entspräche etwa einem Gewinnrückgang von 10%) und der Umsatz im Paket-Bereich um etwa 30-40 Mio Euro einbrechen könnte.
    Dadurch wäre zumindest die Dividende noch nicht in Gefahr – eine Steigerung derselben ist allerdings nicht zu erwarten.

    Die Bewertung der Post-Aktie im Vergleich:
    Bewertung Div.Rendite Div. Wachstum 3 J KBV KUV KGV KGV2015e
    POST 5,78% 21,00% 3,65 0,99 15,67 14,14
    Deutsche Post 3,50% 6,69% 3,26 0,52 15,98 14,88
    TNT 1,18% 97,89% 1,77 0,61 -19,52 36,34
    DSV 0,78% 16,96% 6,66 0,85 23,61 21,87
    Singapore Post 3,59% 5,07% 3,46 4,36 24,34 23,29
    UPS 2,85% 8,65% 47,01 1,59 23,37 19,19
    FEDEX 0,61% 17,05% 3,11 0,99 44,42 15,19

    Als ich mich entschied die Post-Aktie in das wikifolio aufzunehmen, habe ich sie mit den selben Unternehmen verglichen die ich jetzt wieder in die Tabelle aufgenommen habe.

    Von der Dividendenrendite, vom aktuellen KGV sowie vom erwarteten KGV 2015 ist die Post derzeit das günstigste Unternehmen.

    Bei KBV und KUV sind einige andere günstiger – die deutsche Post ist beim KUV sogar beinahe nur halb so teuer. Das bedeutet aber auch automatisch, dass die deutsche Post wesentlich geringere Gewinnspannen (Umsatzrendite) als “unsere” Post hat.

    DCF-Vergleich:
      EK-Kosten impliziter Zuwachs Marketcap
    POST 11,04% 7,23% 2.378,19
    Deutsche Post 10,16% 17,02% 30.782,27
    TNT 11,27% n/a 4.135,95
    DSV 7,65% 8,69% 43.820,00
    Singapore Post 5,89% 8,23% 4.004,00
    UPS 8,77% 9,88% 91.689,05
    Fedex 9,68% 24,16% 46.598,52

    Interessanterweise erwartet der Markt bei allen Logistik-Unternehmen in Zukunft ein jährliches Wachstum beim Cashflow – wie das Ergebnis der discounted-Cashflow-Analyse ergibt.

    Das erwartete Wachstum ist zwar bei der Post am geringsten, beträgt aber immerhin noch 7,23% über die nächsten 10 Jahre. Das erscheint mir recht viel.

    Fazit:

    Die Post ist ein Unternehmen mit wenig Wachstumsphantasie. Dafür “funktioniert” das Unternehmen allerdings ganz gut: Die Zahlen waren in den letzten Jahren recht stabil.

    Die Aktie ist zwar kein Schnäpchen mehr, allerdings auch nicht überteuert wenn die Post ihr Ergebnis auf dem jetzigen Niveau halten kann.

    Durch die Ankündigung einer großen neuen Konkurrenz die auf einen Schlag sehr viele Kunden wegschnappen würde (alle Online-Versand Kunden die aus Deutschland bestellen) ist große Angst am Markt entstanden, was wohl zu einer Überreaktion beim Verkauf der Aktie geführt hat.
    Jetzt bleibt abzuwarten wie rasch und wie gut sich die deutsche Post in Österreich behauptet. Immerhin muss erst ordentlich Infrastruktur aufgebaut werden bevor man der Post wirklich konkurrieren kann (Paket-Verteilerzentren, Zusteller, etc).

    Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben, deshalb behalte ich die Entwicklung sehr gut im Auge und werde die Aktie jetzt noch nicht verkaufen. 

    Der Beitrag Die Post unter Druck erschien zuerst auf Financeblog.


    (20.08.2015)

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