19.06.2020, 3160 Zeichen
Die Stimmung an den Märkten hat sich gestern weiter nicht gebessert, tendenziell sogar leicht verschlechtert. Die Absenz von guten Nachrichten reicht derzeit aus, um einer spürbaren, wenn auch nicht sehr starken Risikoaversion Vorschub zu leisten. So tauchte auch EUR/USD kurzfristig unter 1,1200 ab, knapp darüber wird heute ins Wochen-Finish gestartet. Das Ereignis des gestrigen Handelstages war sicherlich die Entscheidung der Bank of England, das QE-Volumen weniger als von vielen erwartet worden war, auszuweiten. Auch das Statement ließ keine Rückschlüsse auf demnächst zu vollziehende Zinssenkungen zu, so wurde das Pfund Sterling in den rauen Wind der stockenden und kaum ausrechenbaren Brexit-Verhandlungen entlassen. Die Norges Bank hingegen erfreute sich an robuster Wirtschaftsleistung und nicht fallender Inflation, angesichts der seit längerem schwächelnden Ölpreise eine ziemliche Überraschung. Überraschen könnte heute auch die Bank Rossija, falls sie die Zinsen nicht um 50, sondern gar 100 Basispunkte senkte. Das heute stattfindende virtuelle EU-Gipfel dürfte hingegen wohl ein weiteres Mal ohne Entscheidungen über den EU-Corona-Wiederaufbaufonds an uns vorüberziehen. So können wir uns auf unserer Insel der Seligen weiter über den Drogen- und Alkoholkonsum diverser Ex-Politiker, verschiedene "Videogates" und die steuerlichen Auswirkungen der Kurzarbeit auf das Weihnachtsgeld unterhalten. Ob Sie sich am Wochenende einen Gin Tonic, einen Früchtetee oder gar ein Bierlein genehmigen - Xundbleim!
Ohne neue Impulse von der Nachrichtenseite und mangels klarer Vorgaben der US-Börsen zeigen die asiatischen Aktienmärkte heute ein ähnliches Bild wie bereits an den Vortagen. Bei insgesamt moderaten Bewegungen tendieren die Indizes uneinheitlich. Die Anleger wägen weiter die sich insbesondere aus der Corona-Krise und den US-chinesischen Spannungen ergebenden Risiken gegen die massiven Konjunkturstimuli und die damit verbundenen Hoffnungen auf eine baldige und kräftige Konjunkturerholung ab.
In einer engen Spanne zeigten sich die US-Börsen gestern uneinheitlich. Die Befürchtung einer wieder zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus ließ die Anleger vorsichtig agieren. Mehr als ein Dutzend US-Bundesstaaten meldeten einen Anstieg der Neuinfektionen. Auch in anderen Regionen der Welt ist die Zahl der neuen Coronavirus-Fälle wieder gestiegen. Die US-Konjunkturdaten zeigten ein gemischtes Bild. So gab es bei den wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung nur einen leichten Rückgang auf 1,5 Mio., die Prognose lag jedoch bei 1,3 Mio. Dagegen erholte sich der Philadelphia-Fed-Index im Juni mit einem Anstieg von minus 43,1 im Vormonat auf plus 27,5 deutlicher als erwartet und liegt damit wieder im Wachstumsbereich. Die Analysten hatten hier nur mit einer Zunahme auf minus 20,0 gerechnet. Auch der Index der Frühindikatoren erholte sich im Mai etwas stärker als erwartet.
Neue japanische Preisdaten zeigen einen etwas stärkeren Rückgang als erwartet, was tendenziell Spekulationen in Richtung einer noch lockereren Geldpolitik befeuern könnte. Allerdings sehen Analysten hierfür schon länger kaum noch Spielraum in Japan.
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