Was haben Strafzinsen mit Sozialismus zu tun? (Max Otte)
17.11.2014, 3616 Zeichen
Sehr geehrte Privatanleger,
nun werden punktuell auch schon Strafzinsen auf größere Privatvermögen erhoben. Deutlicher kann die Bankrotterklärung für das gegenwärtige System des billigen Geldes nicht ausfallen.
Das Wort Sozialismus ist mit (mindestens) zwei Bedeutungen belegt. Für die wenigen verbliebenen Anhänger stellt der Sozialismus ein solidarisches und menschengerechtes System dar. Für die Mehrheit ist er gleichbedeutend mit Faulheit, Ineffizienz, Verschwendung und Vetternwirtschaft. Aber Vetternwirtschaft gibt es im Hyperkapitalismus auch, wo Politiker und die großen Finanzmarktakteure eine Allianz gegen die Sparerinnen und Sparer eingegangen sind.
Die Soziale Marktwirtschaft war gleichzeitig leistungs- und gemeinwohlorientiert. Sie hatte also Züge eines richtig verstandenen Sozialismus. Das zeigt sich zum Beispiel im Paragraphen 14 des Grundgesetzes über das Eigentum:
(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz (...) er-folgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. (...)
Eigentum wurde eben nicht absolut gesetzt, wie es heute der Fall ist, sondern soll dem Wohl der Allgemeinheit dienen. Heute sind wir im Bereich der grenzenlosen Privatisierung. Das Gesundheitssystem in den USA ist viel teurer als das Europäische – bei oft schlechteren Leistungen, gerade WEIL es voll privatisiert ist. Krebsbehandlungen kosten bis zum Dreifachen, weil es keine Krankenkassen gibt, die günstige Tarife aushandeln können.
Der Eigentumsparagraph des Grundgesetzes wird immer mehr unterlaufen. Eigentum dient eben nicht mehr dem Wohle der Allgemeinheit; hemmungslose Bereicherung ist an der Tagesordnung. Und die Bereicherung bei Investmentbanken und spekulativen Finanzmarktakteuren auf Kosten der Sparerinnen und Sparer geht weiter.
Strafzinsen sind ein Ausfluss der missglückten Politik der letzten Jahre, der Kaperung der Politik durch die Investmentbanken, an der sich auch in den Jahren nach der Finanzkrise wenig geändert hat. Eine leistungsorientierte und solidarische Gesellschaft – das ist kein Widerspruch! – sieht anders aus.
Das gegenwärtige System kommt langsam an sein Ende. Allerdings haben sich durch die Tatsache, dass über elektronischen Zahlungsverkehr die Märkte nun besser steuer- und manipulierbar sind als im real existierenden Sozialismus, die Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten erheblich er-höht. Es kann also sein, dass wir noch etliches mehr an Zwangswirtschaft ertragen müssen.
Als Bürgerinnen und Bürger können Sie sich nur durch eine vernünftige Anlagestrategie wehren. Der Staat wird vor allem da zugreifen, wo es etwas zu holen gibt und wo er die großen Finanzvermögen NICHT angreift: das sind vor allem Sparvermögen und Immobilien. Aktien und Gold sind aus meiner Sicht auch in dieser Hinsicht deutlich sicherer, weil die Bestände viel kleiner sind, es weniger zu holen gibt, und diese Vermögensgegenstände sich auch in den Portfolios der sehr Reichen befinden.
Auf gute Investments!
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
[1] Die Aktie befindet sich im Max Otte Vermögensbildungsfonds (WKN: A1J3AM) und im PI Global Value Fund (WKN: A0NE9G)
Anm.: Max-Otte-Audiofiles (je ca. 30 Min.) auf der Finanz Literacy Laufapp "Runplugged", siehe http://runplugged.com/spreadit .
Runplugged ist im Store: Wie die Financial Literacy Laufapp funktioniert
Was noch interessant sein dürfte:
Runplugged ist im Store: Wie die Financial Literacy Laufapp funktioniert
Börsepeople im Podcast S22/17: Thomas Hahn
Aktien auf dem Radar:VIG, Kapsch TrafficCom, UBM, EuroTeleSites AG, Flughafen Wien, Palfinger, ATX, ATX Prime, ATX TR, ATX NTR, Bawag, Andritz, Mayr-Melnhof, Telekom Austria, RBI, voestalpine, SBO, Frequentis, Pierer Mobility, BKS Bank Stamm, Oberbank AG Stamm, Warimpex, Amag, EVN, CPI Europe AG, Lenzing, Österreichische Post, RHI Magnesita, Deutsche Telekom, Allianz, Fresenius.
Random Partner
Addiko Group
Die Addiko Gruppe besteht aus der Addiko Bank AG, der österreichischen Mutterbank mit Sitz in Wien (Österreich), die an der Wiener Börse notiert und sechs Tochterbanken, die in fünf CSEE-Ländern registriert, konzessioniert und tätig sind: Kroatien, Slowenien, Bosnien & Herzegowina (wo die Addiko Gruppe zwei Banken betreibt), Serbien und Montenegro.
>> Besuchen Sie 62 weitere Partner auf boerse-social.com/partner
Latest Blogs
» Börse-Inputs auf Spotify zur Weihnachtssingle für die Kapitalmarktcommun...
» Börsepeople im Podcast S22/17: Thomas Hahn
» Wiener Börse Party #1061: Noch ein ATX-High vor X-Mas, Banken top, Lob f...
» Österreich-Depots: Vorweihnachts-Bilanz (Depot Kommentar)
» Börsegeschichte 23.12: Pierer Mobility (Börse Geschichte) (BörseGeschichte)
» Nachlese: Ritschy Dobetsberger und die IR-Abteilungen von Rheinmetall un...
» PIR-News: Porr, Agrana, Pierer Mobility (Christine Petzwinkler)
» Und hier ist unserer Weihnachtssingle in der Deconstructed Variante (Chr...
» Wiener Börse zu Mittag leichter: Austriacard, Telekom Austria und Flugha...
» LinkedIn-NL: Zwei Weihnachtssingles, das neue Börse Social Magazine sowi...
Useletter
Die Useletter "Morning Xpresso" und "Evening Xtrakt" heben sich deutlich von den gängigen Newslettern ab.
Beispiele ansehen bzw. kostenfrei anmelden. Wichtige Börse-Infos garantiert.
Newsletter abonnieren
Runplugged
Infos über neue Financial Literacy Audio Files für die Runplugged App
(kostenfrei downloaden über http://runplugged.com/spreadit)
per Newsletter erhalten
- Fear of missing out bei wikifolio 24.12.25: Nvidia
- wikifolio Champion per ..: Simon Weishar mit Szew...
- Börse-Inputs auf Spotify zur Weihnachtssingle für...
- Börsepeople im Podcast S22/17: Thomas Hahn
- Wie Grammer, Ibiden Co.Ltd, O2, Francotyp-Postali...
- Wie Manz, JinkoSolar, Wirecard, Evotec, HelloFres...
Featured Partner Video
kapitalmarkt-stimme.at daily voice: Liebe Wiener Börsebubble - am 29.12. rufen wir an - nicht so überrascht sein wie Wolfgang Matejka jetzt
kapitalmarkt-stimme.at daily voice auf audio-cd.at. Liebe Kapitalmarktteilnehmer rund um die Börse Wien - für 29.12. gibt es keine Ausreden ab 15:30 Uhr, denn Wolfgang Matejka, Gunter Deuber und Ch...
Books josefchladek.com
Konrad Werner Schulze
Der Stahlskelettbau
1928
Wissenschaftl. Verlag Dr. Zaugg & Co.
Dominique Lapierre, Jean-Pierre Pedrazzini, René Ramon
So lebt man heute in Rußland
1957
Blüchert
Florian Rainer
Tagada
2025
Fotohof
