Warum wir Gold wirklich nicht mögen (Hans Weitmayr)
16.09.2016, 3797 Zeichen
Vier Gründe, warum wir Gold wirklich nicht mögen
Wir wissen schon: Man sollte Investments nicht emotional sehen. Nur ganz ehrlich – in Wirklichkeit ist das de facto unmöglich. Man „verliebt“ sich in manche Aktien, andere „hasst“ man wiederum, weil sie einen enttäuscht haben. Im Fall von GuruInvest.at ist es nicht so dramatisch, man könnte die Emotion als Antipathie beschreiben – und zwar Gold gegenüber.
Das hat mehrere Gründe und, wie so oft, wenn man beginnt jemanden unsympathisch zu finden, gibt es auch einen Moment, an dem alles anfängt – in meinem Fall war das, als ich zum ersten Mal Warren Buffetts Satz „Gold liegt einfach nur so herum“ las. Nun neige ich nicht zur Heldenverehrung, musste nichtsdestotrotz schmunzeln und tat diesen Sager zunächst nur als Flapsigkeit ab. Bis ich begann, über das Beaumot nachzudenken und zum dem Schluss kam: Der Mann hat recht. Gold tut einfach nichts, weder wächst noch schrumpft es, weder schüttet es Dividenden aus, noch kappt es diese und es produziert auch nichts, es wird nur zu mehr oder weniger kleinen Barren verschmolzen, am Körper getragen oder gehandelt – alles, wohlgemerkt, Passivformen.
Und genau das macht es – zweiter Grund – unmöglich den Wert von Gold objektiv einzuschätzen: Dividendenrendite, Umsatzmarge, Ebitda? Alles Fehlanzeige. Gold ist immer nur das wert, was der Markt glaubt, dass es wert ist - ein schwurbeliger Satz, zugegeben.
Was ich an Gold auch nicht mag, ist die Tatsache, dass man mit diesem Investment langfristig fast immer verloren hat. Kann nicht sein? Immerhin war Gold doch 1979 gerade einmal 400 und 1980 rund 800 Dollar wert und jetzt sind es rund 1300 Dollar je Feinunze. Das ist korrekt. Rechnet man allerdings die Inflation hinein, entsprechen die 800 Dollar dieser Tage rund 2.300. Hatte man also Pech und ist 1980 beim Hoch eingestiegen, wäre man heute inflationsbereinigt 1.000 Euro je Unze im Minus. Hat man gehalten, würde man heute pari aussteigen.
Die Performance von DAX und Dow im Vergleicht sieht hingegen so aus – die Performance ist in Prozent und bildet rein den Index-Anstieg ab. Re-investierte Dividenden sind nicht enthalten, dann würde vor den vielen Nullen eine „6“ stehen …
Chart: DAX und Dow seit 1980:
Mit Dow und Dax hat man langfristig deutlich mehr Gewinn gemacht, als mit Gold. Die Dividenden sind hier noch nicht einmal mit einberechnet ...
Viertens und letztens hält Gold schlicht nicht, was es verspricht - allem voran das Versprechen, dass es vor Inflation schützt – dazu folgende Statistik:
Unter fünf Prozent Teuerung macht Gold als Inflationshedge genau keinen Sinn.
Demnach brauchen wir eine Inflation von zumindest fünf Prozent, damit Gold nennenswerte Bewegungen zeigt. Darunter, also beispielsweise bei einer dann doch recht satten Teuerung von vier Prozent ist es de facto nutzlos.
Das heißt, Anleger kaufen Gold aus sehr vielen falschen Gründen. Was nicht bedeuten soll, dass Gold weder Wert noch Nutzen hat. In derivativer Form ist es ein gutes Spekulationsobjekt: Fast reine Charttechnik, keine Fehlentscheidungen des CEO, keine Abgasskandale und dazu höchst liquide.
Auch physisches Gold hat trotz hoher Transaktionskosten seinen Reiz: Reißen wirklich alle Stricke, brechen Hyperinflation und Bürgerkrieg aus, dann ist Gold natürlich eine der besten Ersatzwährungen – geschlagen fast nur von Diamanten, die man besser transportieren kann und Kalashnikovs, mit denen man besser trifft (der Goldbarrenwurf zur Selbstverteidigung neigt zu einer sehr flachen Flugkurve). Dazu ist ein Totalverlust de facto unmöglich.
Diese ultimativen Absicherungsfunktionen gelten aber nur für physisches Gold – Zertifikate sind, wie wir gelernt haben, gerade im Ernstfall vor allem zwei Dinge: Erstens Schall und zweitens Rauch.
Im Original hier erschienen: Warum wir Gold wirklich nicht mögen
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