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A-tec wird liquidiert, Mirko Kovats? (Günter Luntsch)

Bild: © entweder mit freundlicher Genehmigung der Geburtstagskinder von Facebook oder von den jeweils offiziellen Websites , Mirko Kovats, Manager, Autor (3. August) - finanzmarktfoto.at wünscht alles Gute!

25.09.2018, 5140 Zeichen

A-tec wird liquidiert? So etwas kann man sich nicht aus den Fingern saugen. Was unter https://www.derboersianer.com/2018/09/mirko-kovats-gibt-auf-a-tec-wird-liquidiert/ zu lesen ist, muss wohl irgendwie stimmen. Aber gerade die "offensichtliche Resignation Mirkos" kann ich nicht nachvollziehen. Mirko Kovats und resignieren? Jetzt, wo alles so schön läuft und er um wenige Tausend Euro seinen Anteil an A-tec vergrößern konnte? Kovats hat immer gepokert, man denke nur daran, wie lange er den Insolvenzverwalter hinhalten konnte. Was bewegt Mirko Kovats wirklich zu diesem finalen (?) Schritt?

Seine letzten Mitaktionäre ärgern, die alle Mühen (siehe https://boerse-social.com/2018/02/20/update_zu_a-tec_must_verlustvortrage_kapitalerhohung_gabb_gunter_luntsch) auf sich genommen haben, um zumindest mit einer winzigen Stückelung noch dabei sein zu dürfen? Dazu sind ihm die kleinen Aktionäre zu unwichtig.

Verzweiflung wegen einer Flut an Anfechtungsklagen? Soweit mir bekannt, gibt es niemanden, der sich eine Anfechtungsklage angetan hat. Diese Hürde hat er bravourös gemeistert. Man stelle sich nur vor: Kapitalherabsetzung und gleichzeitige Kapitalerhöhung auf lediglich das Mindestkapital einer AG in einem Schritt! Das würde sich nie jemand trauen! Die Mitaktionäre so plump zu marginalisieren. Außer Kovats. Ein Meisterstück.

Braucht er die Liquidation, um die Verluste aus seinen Aktien absetzen zu können? Eher nicht, seine Stiftung wird ja die Kursverluste eh schon bilanziert haben, und wo würde die Stiftung plötzlich nennenswerte Gewinne herhaben, damit sich die Verluste wenigstens teilweise verwerten lassen? Ghupft wie ghatscht, die Verluste hat die Stiftung bereits eingefahren, egal ob es ein offizielles Ende der Beteiligung gibt oder nicht, die AG hat keinen Wert über Null, kein Finanzamt würde das anzweifeln. Mit dem Verwerten dieses Verlusts wird sich die Stiftung ohnehin schwer tun.

Kosten der Weiterführung des Mantels? Ja, eine AG ist teuer, aber sind Mindestkosten von nicht viel mehr als 10.000 Euro (Buchhaltung, Firmenanschrift ohne Büro, Wirtschaftsprüfer, Mindest-KÖSt, Einschaltung in der Wiener Zeitung, Firmenbuchgebühren) im Jahr (da rede ich natürlich von einem, der gut verhandelt, Kovats wird sicher nicht zuviel zahlen) für ein Kaliber wie Kovats unleistbar? Wo der Aufsichtsrat gratis arbeitet? Und er als Vorstand genauso? Die Kosten stehen doch in keinem Verhältnis zum Wert des Verlustvortrags. Und wenn er es alleine nicht schafft, braucht er doch nur die treuen Mitaktionäre zu fragen, sie sind einen langen Weg mit ihm gegangen und würden sich wohl auch an den zukünftigen Kosten beteiligen, alte Börsenweisheit: dem schlechten Geld gutes hinterher werfen!

Will ein Aufsichtsrat abspringen, bringt er keinen kompletten dreiköpfigen Aufsichtsrat mehr zusammen? Kovats hat einige Leute, auf die er sich verlassen kann, und wenn das nicht genug ist, braucht er nur die treuen Mitaktionäre zu fragen, da findet sich sicher wer, der es um Gottes Lohn und für den Titel macht. Auch Umwandlung in eine GmbH (womit gleich auch alle Mitgesellschafter unter 70 Euro Beteiligung am Kapital draußen wären) wäre eine Option, die Umwandlung kann allerdings auch bis etwa 100.000 Euro kosten. Ein guter Verhandler schafft es vielleicht billiger.

Fühlt er sich nicht mehr so energiegeladen wie in seinen besten Jahren, ist ihm alles zuviel? Möglich. Burnout kann jeden treffen, und gerade die, die vor Tatendrang nur so strotzten.

Am zweitplausibelsten erscheint mir aber, dass es Probleme mit der Verwertung der Verlustvorträge gibt, dass entweder das Finanzamt Probleme macht, die werden bei Verlustvorträgen immer härter, der Staat braucht Geld, oder dass er etwas weiss, was die anderen noch nicht wissen, dass die Regierung aufgrund der geplanten KöSt-Senkung bei der Verlustvortragsfähigkeit vielleicht einen radikalen Schnitt setzen will, der ihn auf einen Schlag um den letzten Wert in "seiner" AG bringt, die Verlustvorträge.

Dennoch glaube ich am ehesten, dass selbst diese offizielle Agenda nur eine Finte ist. Dass er sich, aus welchen Gründen immer, im Moment mit dem Zusatz "in Liquidation" wohler fühlt, und nach einer Pause, wo er getrost nichts tun kann, startet er neu durch.

Man kann in keinen Menschen wirklich hineinschauen, schon gar nicht in Mirko Kovats, aber einfach so, aus "Resignation"? Nein, das ist nicht der Kovats, den wir kennen. Dass Kovats mit diesem Schritt "das einzig Richtige" macht, stimmt aus der Sicht der Anleger sicher, die mit A-tec viel Geld verloren haben, und die sich oft genug darüber ärgern haben müssen, wie sie von Kovats behandelt worden sind. Aber für Kovats kann ein finales Eingestehen des Scheiterns sicher nie das einzig Richtige sein. Schade um die vielen guten Tochterfirmen, die billig verkauft werden haben müssen, schade aber auch, dass viele Anleger viel Geld verloren haben. Wäre A-tec nicht an die Börse gegangen, wäre uns einiges erspart geblieben. Ich wäre ja fast geneigt, von "redlichem Scheitern" zu sprechen, aber die Arroganz, die er uns Wegbegleitern gegenüber auf den letzten Hauptversammlungen zur Schau gestellt hat, hält mich davon ab.


(25.09.2018)

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