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Spannende virtuelle Pankl-HV (Günter Luntsch)

16.06.2020, 11833 Zeichen

Spannende virtuelle Pankl-Squeeze-Out-HV 12.6.2020. Pierer vermisste vielleicht die freundlichen Gesichter der Aktionäre. Nur mit Anwälten und so, das war halt doch eine andere Atmosphäre. Egal, saß ja nicht die große Öffentlichkeit ihm gegenüber, weit und breit kein Aktionär. Hier gleich meine fundamentale Kritik: Dass Pierer die Börsenotiz aufgrund der Vorschriften und Kosten nicht gefällt, das kann ich ja noch nachvollziehen, aber warum geht das in Österreich wirklich gar so leicht, sich der langjährigen treuen Mitaktionäre vollständig zu entledigen? 90% reichen. Das ist ein Witz. Einerseits heißt es immer, auch mit 1 Aktie sei man ein echter Aktionär mit gleichen Rechten, aber wenn jemand die Kleinen weghaben will, ist das sichtlich kein Problem. Es gibt durchaus AGs in Österreich, wo der Großaktionär auch mit mehr als 98% mit der Existenz von Mitaktionären leben kann. Was ist das für eine AktienGESELLSCHAFT mit nur 1 Gesellschafter? Das werden in Zukunft langweilige HVs werden. Selber schuld, kein Mitleid. Viel geringer werden die Kosten nicht, auch mit 1 Aktionär müssen alle Formalitäten eingehalten werden.

CEO Wolfgang Plasser erzählte von der Übernahme in Dalian, das dortige Unternehmen heiße nun Pankl Cooling Systems. Wir hätten in China nun nicht nur Vertrieb, sondern auch Produktion. Der Hauptkunde für das Werk in Dalian sei KTM. Der Bereich "High Performance" habe 40% Umsatzanteil, er sei aufgrund der Übernahme leicht gestiegen, aber Modellwechsel und Ende der Produktion der Titanpleuel betreffe uns. Anm: wer dieses kleine Titandings für seinen Porsche braucht, auf ebay gibts das "mit Abnutzungsspuren, aber in gutem Zustand und vollkommen funktionsfähig" schon um 2.750 Euro incl. Steuer. Im Bereich Aerospace habe man eine Umsatzsteigerung von 28% erzielt, dieser Bereich habe nun 14% Umsatzanteil. Das Helikoptergeschäft sei sehr gut gegangen. Bei Triebwerken sei der A320neo in den USA zu nennen, das Drängen vieler Regierungen auf effizientere Flugzeuge wegen Corona spreche für uns, A320neo seien die modernsten für den Mittelstreckenbereich. KTM sei unser größter Kunde, dann komme Ferrari. Auf dem Gebäude hier, wo die HV stattfinde (Anm: 8605 Kapfenberg, Industriestraße Ost 4), werde man eine PV-Anlage installieren. Mit Böhler (voestalpine) bzw. EOS sei man dabei, ein besonderes Metallpulver zu entwickeln, "leicht bei hoher Steifigkeit", "Kopfschutz für Rennfahrer (Anm: als Nichttechniker kann ich jetzt nicht garantieren, dass alles das gleiche Produkt betrifft, sorry, bin nicht aus der Branche). Den Kopfschutz drucken wir in Kapfenberg aus.

Mit Corona hätten wir uns schon Mitte Jänner in unserem chinesischen Werk befassen müssen, hätten es aber für ein rein chinesisches Problem gehalten. Ab 12.2.2020 hätten wir schrittweise dort wieder die Produktion starten können. Viele unserer Kunden hätten ihre Werke geschlossen. 50% Umsatzrückgang in einem Monat habe er bei Pankl noch nie zuvor gesehen, auch nicht bei der Finanzkrise. Aerospace und Helikopter seien relativ wenig beeinträchtigt, das seien Spätzykliker (Anm: heißt wohl, dass dort der Einbruch noch bevorsteht). Wir hätten (Anm: in Österreich) 3+3 Monate Kurzarbeit angemeldet, bis 22.9.2020. Wir würden einsparen, was möglich ist. Wir hätten uns entgegen unseren früheren Plänen entschieden, keine Dividende auszuzahlen. Das slowakische Werk sei 3 Wochen geschlossen worden, in anderen Werken habe man die Belegschaft auf Urlaub geschickt. Für uns sei es einmal wichtig, dass die Rennen noch im Jahr 2020 stattfinden, alle Teile hätten eine begrenzte Lebensdauer. Komme eine zweite Welle (Anm: Corona), werde uns das hart treffen.

CFO Thomas Karazmann sprach von einem Umsatzanstieg um 7% auf 233 Mio. Euro, ein durch die Erstanwendung von IFRS16 um 13% gestiegenes Ebitda, eine Ebitda-Marge von 14% (nach 13%) und ein Ebit von 4% (nach 5%) , ein EK von 101 Mio (nach 98 Mio) und eine EK-Quote von 38% (nach 40%), 18% Nettoverschuldung und 127% Gearing. Er sprach über den eingebrochenen globalen Fahrzeugmarkt, und dass konkrete Prognosen schwierig seien. Man sei zuversichtlich, dass Pankl die Vorcoronaproduktion wieder erreiche.

ARV Stefan Pierer erklärte, dass die Pankl SHW Industries AG 3,102.834 von 3,150.000 Aktien der Pankl Racing Systems AG besitze, das seien 98,5% aller Aktien. Klaus Rinnerberger, CEO der Pankl SHW Industries AG, erklärte den Wunsch nach Entfernung des Streubesitzes damit, dass es dadurch strukturell einfacher würde, später einmal die Strukturen in der Gruppe zu ändern, der Abfindungspreis von 31,19 sei "unseres Erachtens angemessen". Wir erfuhren, wie man langwierig den Preis von 31,19 gefunden habe, das ist langweilig, das klingt eh immer gleich, das wiederhole ich gar nicht, jedenfalls ging man von einem "risikolosen Basiszins von minus 0,15%" aus. Hört sich irgendwie an, als ob der Aktionär bei seiner Geldanlage sowieso Geld verlieren würde, da sollte man nicht auch noch von einer Wertsteigerung bei der Aktienanlage ausgehen. Der Rechtsschutz der Aktionäre sei jedenfalls gewährleistet, sie könnten innerhalb eines Monats einen Antrag auf ein Nachprüfungsverfahren einbringen, und zwar auch dann, wenn sie auf der HV zugestimmen. Das ganze soll die Eintragung nicht beeinträchtigen, wenn es nur noch um die Höhe des Abfindungspreises geht. Ein Anfechtungsverfahren aus diesem Grund sei nicht zulässig. Werde eine Nachzahlung zugesprochen, so stehe sie allen Aktionären zu, also auch jenen, die kein Nachprüfungsverfahren eingeleitet haben. Eine Bankgarantie über den Abfindungspreis sei in der Kanzlei Haslinger / Nägele hinterlegt. Die Inhaber der 19.236 noch nicht im Aktienbuch eingetragenen Aktien können sich bis zur Eintragung im Firmenbuch melden und eine Aktienurkunde beantragen, und zwar mit der Ausbuchungsanzeige aus dem Depot im Original bei Notar Dr. Seidl. Um 12 Uhr, also eineinhalb Stunden nach Beginn der HV, war die Präsentation abgeschlossen, es wurde eine Zahl von 5 durch Bevollmächtigung bei den 4 besonderen Stimmrechtsvertretern anwesenden Aktionären mit 3,103.050 Aktien verlesen. Also Großaktionärin und 216 andere Aktien. Da rechnet man damit, dass die HV zügig zu einem Ende kommt.

Michael Knap als besonderer Stimmrechtsvertreter von Alexander Kozlik verlas dessen Anträge: 60 Cent Dividende und eine Nachzahlung in Höhe von 10,99 (somit gesamt entsprechend dem vorherigen Abfindungspreis 42,18), sofern es zu keiner Anfechtung oder Überprüfung kommt, alles sehr fein juristisch ausformuliert, dafür fehlt mir hier der Platz. Kozlik begründete diesen Betrag damit, dass einerseits kaum mit mehr als diesem Betrag zu rechnen sei und andrerseits man sich hohe Verfahrenskosten ersparen würde. Win-win-Situation also. Berthold Berger ließ im vorhinein Widerspruch zu Protokoll vermelden, auf Kozliks Antrag konnte er da nicht eingehen. Anmerkung: Das ist natürlich ein großes Manko bei den virtuellen HVs, wo die Aktionäre nicht leicht auf eventuelle Änderungen reagieren können. Wer Berger kennt, der weiß, dass man mit ihm durchaus diskutieren kann. Nur halt nicht, wenn er nicht im Saal sein darf. Einer der besonderen Stimmrechtsvertreter vertrat keinen einzigen Aktionär, musste dennoch bis zum Ende anwesend bleiben, das ist halt bei virtuellen Covid-HVs gesetzlich so vorgesehen.

Um 12:12 h begann die Generaldebatte. Ein Aktionär fragte, warum die Fragen schon am 8.6. eingelangt sein müssen, wenn Fragen laut Covid-Gesetz auch später noch erlaubt seien. Antwort: Es sei lediglich GEBETEN worden, Fragen bis 8.6. einzusenden, das habe man wegen des Feiertags am Tag vor der HV als angemessen erachtet. Wieso konnte der Hauptaktionär den Widerruf der Zulassung zur Börsenotierung anweisen? Antwort: Weil mehr als drei Viertel das Kapitals das beantragt haben, die Hauptaktionärin hatte damals schon mehr als drei Viertel. Wir wurden aufgeklärt, dass der Anspruch auf Barabfindung nach 3 Jahren verjährt. D.h. wenn die hinausgedrängten Aktionäre aus irgend welchen Gründen nicht rechtzeitig ihre Barabfindung beantragen, ist das ein schönes Geschenk an die Hauptaktionärin, 47.166 (oder nur die noch unbekannten 19.236) Aktien x 31,19 (oder 42,18) Euro. Opa hat es schon gewusst: Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu. Diese 3-Jahres-Frist ist wirklich ein Witz und gehört (am besten gleich ein ganzheitlich zeitgemäßeres Gesetz machen!) dringend geändert, denn gerichtlich festgestellte Forderungen verjähren in Österreich normalerweise nach 30 Jahren. Ich sehe keine sachliche Rechtfertigung dafür, dass diese Frist so kurz bemessen ist. Man denke nur an die vielen schlafenden Depots, wo die Erben noch gar nicht wissen, was ihnen gehört, und an komplizierte Verlassenschaftsverfahren, die weit länger als drei Jahre dauern. Manche Menschen sind einfach aus gesundheitlichen Gründen schon längere Zeit außer Stande, sich um ihre Wertpapiere zu kümmern, nur im allerseltensten Fall haben sie einen Sachwalter, der sich bezüglich der Vermögensverhältnisse vollständig zurecht findet und auch die nötigen Schritte setzt.

Ob die Aktionäre wenigstens die gelochten und entwerteten Aktienurkunden bekommen? Antwort: Es besteht kein Interesse, dass derartige Urkunden nach Entwertung im Umlauf sind. Das kam eher unfreundlich rüber, mit diesen entwerteten Urkunden kann doch keiner was anstellen, das sind selbstverständlich Sammlerstücke! Die Kosten der Gutachter Deloitte (100.000) und E&Y (36.000) wurden genannt. Noch nicht aufgebrauchte Verlustvorträge in Höhe von nur noch 480.769,50 seien vorhanden. Die neuen Regelungen im Motorsport würden kein überdurchschnittliches Wachstum erwarten lassen. Aktuell zahle man für Bankdarlehen etwa 1,53% (1,32% in Euro, 3,65% in US-Dollar). Die höherverzinsten Perpetual Bonds seien nachrangig. Die Durchschnittskosten pro Mitarbeiter würden sich von 48.900 im Jahr 2019 auf 53.800 im Jahr 2025 erhöhen, rechne man, die Zahl der Mitarbeiter werde von 1.942 im Jahr 2019 auf 2.300 im Jahr 2025 steigen. Man habe eine COFAG-Überbrückungsgarantie bekommen und unterliege daher dem Ausschüttungsverbot.

Aktionär Kozlik ließ verlesen, dass er ein patriotischer Anhänger des österreichischen Kapitalmarkts sei und andere AGs wie Hirsch Servo, Binder usw. ja auch mit den verbliebenen Kleinaktionären leben könnten, in gewählten Worten versuchte er, die Übernahmswerberin davon zu überzeugen, mit der gewünschten Nachzahlung unter Bedingungen sich viel Geld für "Rechtsfreunde und Gutachter" zu ersparen. Da wohl eh nur die 27.930 Aktien in bekannten Händen die 10,99 Euro bekommen würden, gehe es lediglich um 306.951 Euro.

Wir erfuhren die Kosten der HV: 30.000 wie üblich plus 35.000 Euro fürs Virtuelle, insgesamt also 65.000 Euro. Anmerkung: Da wird mal geklotzt statt gekleckert, sie hätten es auch billiger haben können, hätten sie auf die Aufhebung der Covid-Beschränkungen gewartet. Denn ob Kozlik, Berger und zwei andere Aktionäre nun statt der vier besonderen Stimmrechtsvertreter auf der HV sind: auch schon wurscht, die Ansteckungswahrscheinlichkeit wird dadurch nicht beeinflusst. Und die HV könnte flüssiger vonstatten gehen.

Den Antrag auf Dividende ließ Kozlik während der HV zurückziehen, da ja kommuniziert worden war, dass sie von Gesetzes wegen unzulässig sei. Die Hauptaktionärin ließ sich aber von Kozliks Bemühungen umstimmen, eine Nachzahlung unter bestimmten Voraussetzungen zu gewähren, eine Bankgarantie in der notwendigen Höhe werde umgehend bei den oben erwähnten Anwälten hinterlegt. Die Tagesordnungspunkte erhielten regelmäßig zwischen 130 und 176 Gegenstimmen, es gab zu allen Tagesordnungspunkten Widersprüche. Wir dürfen also gespannt sein, ob man um das Nachprüfungsverfahren wirklich herumkommt und die Anwälte den kürzeren ziehen oder nicht. Um 14:48 h, nach 4 h 18 min, war die HV zu Ende.

(Der Input von Günter Luntsch für den http://www.boerse-social.com/gabb vom 16.06.)


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    ARV Stefan Pierer erklärte, dass die Pankl SHW Industries AG 3,102.834 von 3,150.000 Aktien der Pankl Racing Systems AG besitze, das seien 98,5% aller Aktien. Klaus Rinnerberger, CEO der Pankl SHW Industries AG, erklärte den Wunsch nach Entfernung des Streubesitzes damit, dass es dadurch strukturell einfacher würde, später einmal die Strukturen in der Gruppe zu ändern, der Abfindungspreis von 31,19 sei "unseres Erachtens angemessen". Wir erfuhren, wie man langwierig den Preis von 31,19 gefunden habe, das ist langweilig, das klingt eh immer gleich, das wiederhole ich gar nicht, jedenfalls ging man von einem "risikolosen Basiszins von minus 0,15%" aus. Hört sich irgendwie an, als ob der Aktionär bei seiner Geldanlage sowieso Geld verlieren würde, da sollte man nicht auch noch von einer Wertsteigerung bei der Aktienanlage ausgehen. Der Rechtsschutz der Aktionäre sei jedenfalls gewährleistet, sie könnten innerhalb eines Monats einen Antrag auf ein Nachprüfungsverfahren einbringen, und zwar auch dann, wenn sie auf der HV zugestimmen. Das ganze soll die Eintragung nicht beeinträchtigen, wenn es nur noch um die Höhe des Abfindungspreises geht. Ein Anfechtungsverfahren aus diesem Grund sei nicht zulässig. Werde eine Nachzahlung zugesprochen, so stehe sie allen Aktionären zu, also auch jenen, die kein Nachprüfungsverfahren eingeleitet haben. Eine Bankgarantie über den Abfindungspreis sei in der Kanzlei Haslinger / Nägele hinterlegt. Die Inhaber der 19.236 noch nicht im Aktienbuch eingetragenen Aktien können sich bis zur Eintragung im Firmenbuch melden und eine Aktienurkunde beantragen, und zwar mit der Ausbuchungsanzeige aus dem Depot im Original bei Notar Dr. Seidl. Um 12 Uhr, also eineinhalb Stunden nach Beginn der HV, war die Präsentation abgeschlossen, es wurde eine Zahl von 5 durch Bevollmächtigung bei den 4 besonderen Stimmrechtsvertretern anwesenden Aktionären mit 3,103.050 Aktien verlesen. Also Großaktionärin und 216 andere Aktien. Da rechnet man damit, dass die HV zügig zu einem Ende kommt.

    Michael Knap als besonderer Stimmrechtsvertreter von Alexander Kozlik verlas dessen Anträge: 60 Cent Dividende und eine Nachzahlung in Höhe von 10,99 (somit gesamt entsprechend dem vorherigen Abfindungspreis 42,18), sofern es zu keiner Anfechtung oder Überprüfung kommt, alles sehr fein juristisch ausformuliert, dafür fehlt mir hier der Platz. Kozlik begründete diesen Betrag damit, dass einerseits kaum mit mehr als diesem Betrag zu rechnen sei und andrerseits man sich hohe Verfahrenskosten ersparen würde. Win-win-Situation also. Berthold Berger ließ im vorhinein Widerspruch zu Protokoll vermelden, auf Kozliks Antrag konnte er da nicht eingehen. Anmerkung: Das ist natürlich ein großes Manko bei den virtuellen HVs, wo die Aktionäre nicht leicht auf eventuelle Änderungen reagieren können. Wer Berger kennt, der weiß, dass man mit ihm durchaus diskutieren kann. Nur halt nicht, wenn er nicht im Saal sein darf. Einer der besonderen Stimmrechtsvertreter vertrat keinen einzigen Aktionär, musste dennoch bis zum Ende anwesend bleiben, das ist halt bei virtuellen Covid-HVs gesetzlich so vorgesehen.

    Um 12:12 h begann die Generaldebatte. Ein Aktionär fragte, warum die Fragen schon am 8.6. eingelangt sein müssen, wenn Fragen laut Covid-Gesetz auch später noch erlaubt seien. Antwort: Es sei lediglich GEBETEN worden, Fragen bis 8.6. einzusenden, das habe man wegen des Feiertags am Tag vor der HV als angemessen erachtet. Wieso konnte der Hauptaktionär den Widerruf der Zulassung zur Börsenotierung anweisen? Antwort: Weil mehr als drei Viertel das Kapitals das beantragt haben, die Hauptaktionärin hatte damals schon mehr als drei Viertel. Wir wurden aufgeklärt, dass der Anspruch auf Barabfindung nach 3 Jahren verjährt. D.h. wenn die hinausgedrängten Aktionäre aus irgend welchen Gründen nicht rechtzeitig ihre Barabfindung beantragen, ist das ein schönes Geschenk an die Hauptaktionärin, 47.166 (oder nur die noch unbekannten 19.236) Aktien x 31,19 (oder 42,18) Euro. Opa hat es schon gewusst: Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu. Diese 3-Jahres-Frist ist wirklich ein Witz und gehört (am besten gleich ein ganzheitlich zeitgemäßeres Gesetz machen!) dringend geändert, denn gerichtlich festgestellte Forderungen verjähren in Österreich normalerweise nach 30 Jahren. Ich sehe keine sachliche Rechtfertigung dafür, dass diese Frist so kurz bemessen ist. Man denke nur an die vielen schlafenden Depots, wo die Erben noch gar nicht wissen, was ihnen gehört, und an komplizierte Verlassenschaftsverfahren, die weit länger als drei Jahre dauern. Manche Menschen sind einfach aus gesundheitlichen Gründen schon längere Zeit außer Stande, sich um ihre Wertpapiere zu kümmern, nur im allerseltensten Fall haben sie einen Sachwalter, der sich bezüglich der Vermögensverhältnisse vollständig zurecht findet und auch die nötigen Schritte setzt.

    Ob die Aktionäre wenigstens die gelochten und entwerteten Aktienurkunden bekommen? Antwort: Es besteht kein Interesse, dass derartige Urkunden nach Entwertung im Umlauf sind. Das kam eher unfreundlich rüber, mit diesen entwerteten Urkunden kann doch keiner was anstellen, das sind selbstverständlich Sammlerstücke! Die Kosten der Gutachter Deloitte (100.000) und E&Y (36.000) wurden genannt. Noch nicht aufgebrauchte Verlustvorträge in Höhe von nur noch 480.769,50 seien vorhanden. Die neuen Regelungen im Motorsport würden kein überdurchschnittliches Wachstum erwarten lassen. Aktuell zahle man für Bankdarlehen etwa 1,53% (1,32% in Euro, 3,65% in US-Dollar). Die höherverzinsten Perpetual Bonds seien nachrangig. Die Durchschnittskosten pro Mitarbeiter würden sich von 48.900 im Jahr 2019 auf 53.800 im Jahr 2025 erhöhen, rechne man, die Zahl der Mitarbeiter werde von 1.942 im Jahr 2019 auf 2.300 im Jahr 2025 steigen. Man habe eine COFAG-Überbrückungsgarantie bekommen und unterliege daher dem Ausschüttungsverbot.

    Aktionär Kozlik ließ verlesen, dass er ein patriotischer Anhänger des österreichischen Kapitalmarkts sei und andere AGs wie Hirsch Servo, Binder usw. ja auch mit den verbliebenen Kleinaktionären leben könnten, in gewählten Worten versuchte er, die Übernahmswerberin davon zu überzeugen, mit der gewünschten Nachzahlung unter Bedingungen sich viel Geld für "Rechtsfreunde und Gutachter" zu ersparen. Da wohl eh nur die 27.930 Aktien in bekannten Händen die 10,99 Euro bekommen würden, gehe es lediglich um 306.951 Euro.

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