18.05.2022, 4892 Zeichen
Aus den Morning News der Wiener Privatbank: Die Wiener Börse hat am Dienstag mit deutlichen Kursgewinnen geschlossen, der ATX konnte sich in dem freundlichen Umfeld mit einem Plus von 2,4% deutlich mehr steigern als die großen europäischen Börsen. Gute Vorgaben aus China hatten bereits am Vormittag die Stimmung aufgehellt, die Anzeichen mehren sich, dass der Corona-Lockdown in Shanghai gelockert werden könnte, in der chinesischen Metropole wurden den dritten Tag in Folge keine Neuinfektionen gemeldet, was als Bedingung für eine Milderung der scharfen Virus-Maßnahmen gilt. Unternehmenszahlen sorgten für zusätzliche Bewegung, AT & S konnte nach der Ergebnisvorlage um 7,6% nach oben springen, der Leiterplattenhersteller hat im Geschäftsjahr 2021/22 sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn kräftig zugelegt, nun soll es neben einer Basisdividende auch eine Sonderdividende geben. Die Vienna Insurance Group, die auch in der Ukraine vertreten ist, hat wegen der anhaltend ungewissen Entwicklung in dem Land und der schwer abschätzbaren wirtschaftlichen Auswirkungen Vorsorgen von rund 75 Millionen Euro gebildet. Im weiteren Geschäftsjahr sei nicht mehr mit einer so dynamischen Entwicklung wie im ersten Quartal zu rechnen, erklärte das Unternehmen, die Aktie konnte dennoch 0,2% zulegen. Einen starken Tag hatten die großen Bankentitel, die Bawag konnte um 1,8% vorrücken, gut nachgefragt war die Erste Group, die sich gleich um 6,1% verbessern konnte und auch die Raiffeisen Bank International schaffte einen Anstieg von 2,3%. Ans untere Ende der Kursübersicht rutschte Warimpex, für das Immobilienunternehmen ging es um 2,3% nach unten, auch Semperit wurde verkauft, für den Gummikonzern gab es ein Minus von 2,0%. Deutlich zulegen konnte neben den bereits erwähnten Titeln auch FACC, für den Luftfahrtzulieferer gab es eine 4,2% höhere Schlussnotierung, gesucht war auch Wienerberger, der Ziegelhersteller schaffte einen Zuwachs von 3,5%. Ebenfalls zu den Gewinnern zählte die Österreichische Post, für das Logistikunternehmen brachte der Handel einen Aufschlag von 2,9%, in gleichem Ausmaß nach oben ging es auch für die Addiko Bank.
Unternehmensnachrichten
Semperit
Das heimische Unternehmen der Gummiindustrie Semperit veröffentlichte heute seine Zahlen zum Q1/22, die erwartungsgemäß stark rückläufig waren. In einem sehr schwierigen Marktumfeld, das von hoher Inflation, steigenden Kosten für Rohstoffe, Energie, Löhne und Transporte geprägt war und ab Ende Februar durch den Krieg in der Ukraine weiter verschärft wurde, verzeichnete die Semperit-Gruppe gegenüber dem ersten Quartal 2021 einen Rückgang im Konzernumsatz von -14,2% auf €277,0 Mio. Dabei konnte der Sektor Industrie einen deutlichen Umsatzanstieg von 31,4% auf €171,0 Mio. erwirtschaften. Dies war maßgeblich auf die aktive Erhöhung der durchschnittlichen Verkaufspreise in allen Segmenten zurückzuführen, wodurch rohstoff- und energiebedingte Preissteigerungen zum größten Teil zeitnah weitergegeben werden konnten. Demgegenüber ging der Umsatz im Sektor Medizin um -45% auf €106,1 Mio. zurück; dies war durch das deutlich rückläufige Preisniveau nach dem Ende der pandemiebedingten Sonderkonjunktur im Geschäft mit medizinischen Schutzprodukten bedingt. Die Verkaufspreise liegen dabei immer noch über dem Vor-Corona-Niveau, sinken im Vergleich zu den Vorperioden jedoch weiter. Sowohl der Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr als auch steigende Kosten für Materialaufwand (inklusive Energie und bezogene Leistungen; +12,2%), Personalaufwand (+11,0%) und sonstige betriebliche Aufwendungen (speziell Ausgangsfrachten und nicht-produktionsbezogene Energiekosten; +37,8%) belasteten das operative Ergebnis. Das in den vergangenen beiden Jahren infolge der pandemiebedingten Sonderkonjunktur stark gestiegene EBITDA ist von €122,2 Mio. im Q1/21 um -70,1% auf €36,5 Mio. gesunken. Die EBITDA-Marge lag bei 13,2% (Q1/21: 37,8%). Das EBIT sank auf €23,7 Mio. im Q1/22 nach €110,8 Mio. EUR im Vorjahr. Das Ergebnis nach Steuern ging um 81,8% auf €15,5 Mio. zurück. Insbesondere aufgrund des Russland-Ukraine-Kriegs und der damit im Zusammenhang stehenden Sanktionsmaßnahmen und Unwägbarkeiten für die industrielle Produktion, erwartet das Management der Semperit-Gruppe trotz des sehr positiven ersten Quartals, dass das Jahresergebnis 2022 voraussichtlich wesentlich unter den durchschnittlichen Markterwartungen, die Anfang März 2022 noch €100-120 Mio. betrugen, liegen wird. Dies ist vor allem durch die erwarteten negativen Effekte im zweiten Halbjahr, gemessen am EBITDA begründet. Die genauen finanziellen Auswirkungen auf das erwartete Jahresergebnis der Semperit-Gruppe sind zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Berichts für Q1/22 noch nicht abschätzbar.
Q1/22: Umsatzerlöse: €277,0 Mio. (Vj. 323,1); EBITDA: €36,5 Mio. (Vj. 122,2); EBIT: €23,7 Mio. (Vj. 110,8); Ergebnis nach Steuern: €15,5 Mio. (Vj. 85,5)
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