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HV Wiener Privatbank mit Arca (Günter Luntsch)

06.06.2018, 8718 Zeichen

HV Wiener Privatbank: ruhig.  Am 25.5.18 um 10 Uhr fand die HV der Wiener Privatbank im Intercontinental-Hotel statt. Es ist zu hören, dass das Intercontinental abgerissen oder rundumerneuert werden soll, aber mir gefällt es so, wie es ist. Ins Hilton hat man soviel Geld hineingesteckt, und nach der Renovierung schaut es auch nicht viel anders aus als vorher. Das Teilnehmerverzeichnis durfte wegen der Datenschutzverordnung nicht mehr aufliegen, am PC konnte man die Namen der wenigen anwesenden Aktionäre erfahren. Entspannend war, dass man ohne Sicherheitsschleuse und Taschenkontrolle zur HV kommen konnte, die Wiener Privatbank fürchtete sich nicht vor dem einfachen Volk und auch nicht vor den eigenen Aktionären. Die hohe Dividende in Höhe von 3,20 Euro pro Aktie aufgrund der Abspaltung des Immobiliengeschäfts fand breite Zustimmung.

Vorstand Berger freute sich, uns mitteilen zu können, dass Mozart one der drittbeste aktive Fonds der Welt sei. Auch in der Vermögensverwaltung würde man mit 9-10% Rendite deutlich über der Benchmark liegen. Auf die Spezialität der Wiener Privatbank, die Vorsorgewohnungen im klassischen Wiener Altbau, war Berger stolz. Es sei ein neuer Trend zu "Mikrowohnungen" klar zu erkennen, ca. 36 m2 groß, aber optimal konfiguriert. Die Dividende von 3,20 setze sich in etwa zusammen aus 1,60 Euro Abverkauf Real Estate, 1 Euro Abverkauf Hotelbeteiligungen, 0,60 Euro klassisches Bankgeschäft. Meine Vorfreude: Auch wenn wieder Normalität einkehren sollte, würde bei Beibehaltung von 0,60 Euro Dividende diese einer hohen Rendite entsprechen. Aber was heißt Normalität? Kein Jahr ist bei der Wiener Privatbank wie das andere, jedes Jahr hat interessante Sondereffekte, und um mehr zu erfahren, geht man auf die HV. Den Ausbau des Kerngeschäftsfelds werde man weiterhin fortsetzen, erfuhren wir. Zu Beginn der Generaldebatte waren 38 Aktionäre mit 4,018.601 Stückaktien und somit 80,297% des Grundkapitals anwesend.

Die erste Frage kam vom von der Gesellschaft bestellten Stimmrechtsvertreter, er fragte nach dem Plan, wenn die FMA dem neuen Eigentümer die Übernahme der Aktien erlaubt bzw. wenn die FMA die Übernahme nicht absegnet. Es sei ja bekanntlich ziemlich unsicher, was die FMA will. Laut Hardt sei man gut aufgestellt, auch wenn Arca nicht kommen sollte. Bei der Wiener Privatbank seien keine Kosten entstanden, bis auf die A.o.HV, wo der "Carve out" (Verkauf einer Minderheitsbeteiligung an einer Tochtergesellschaft) beschlossen worden sei, und wo neue Aufsichtsräte gewählt worden seien. Wie der Carve Out vor sich gegangen ist, wurde noch einmal erklärt, weil ein Aktionär bei der A.o.HV nicht anwesend war. Etwas kompliziert, es würde diesen Rahmen sprengen, es noch einmal zu erklären. Ein Aktionär beklagte sich, dass die Interessenten für eine größere Beteiligung an der Wiener Privatbank regelmäßig durch die Presse gejagt würden, man möge doch vorab schon abklären, ob sie der FMA zu Gesicht stehen, dann könne man sich das ganze ersparen.

Laut Kranebitter sei es sehr wichtig, dass eine Bank aus negativen Schlagzeilen herausgehalten wird. Eigentümerkontrollverfahren gebe es nicht nur in Österreich, sondern in der gesamten EU, dieses Verfahren sei sehr zeitaufwändig, aber im gegenständlichen Fall befinde man sich im normalen Rahmen. Dass die Presse immer wieder informiert wird, sei ein Austriakum, es komme jedoch nicht von der Bank und nicht vom neuen Eigentümer. Aufsichtsratsmitglied Dvorák stellte seine Arca-Gruppe vor: sie hätte 114.000 Klienten von Retail über Corporate bis Pensionsfonds, sie hätten bis zu 3.200 Sales-Leute. "Es wird klappen, wir kümmern uns gar nicht, was die Presse schreibt. Wenn man sich mit der Presse zuviel beschäftigt, hat man keine Zeit, sich dem Business zu widmen." Die "Sales-Jungs" würden bereits für den Vertrieb der Produkte der Wiener Privatbank trainiert. Auch das Team in Ungarn würde vorbereitet. Hauptquartier sei in Bratislava.

Man beschäftige sich mit Private Equity, mit dem "energetischen Sektor" wie Solar und Fernwärme, mit Automotive und IT-Sektor. In der Ukraine sei man, entgegen den Presseberichten, nie so richtig aktiv gewesen, dort seien auch die "österreichischen Freunde" nicht erfolgreich gewesen. Das Geld sei in 20 Jahren in Tschechien und der Slowakei erwirtschaftet worden. AWD Slowakei gehöre jetzt ihnen. Man vertreibe die Kommunalversicherung der Vienna Insurance, Arca sei einer der größten Verkäufer der Vienna-Insurance-Gruppe. Man vergebe mit 15-20% gut verzinste Micro Loans, Konsumentenkredite, deshalb sei es logisch, dass man eine Banklizenz bekommen will. Anstatt eine eigene zu beantragen, wolle man einen Partner suchen. Man würde lieber mit österreichischen Partnern zusammenarbeiten  als mit amerikanischen. Österreicher würden immer auch etwas zurückgeben, nicht nur Gewinne entnehmen. Man wolle der Wiener Privatbank die Arca-Kunden bringen.

Ein Aktionär fragte, ob sie ein Übernahmeangebot legen würden. Dvorák meinte, diese Frage habe man sich noch nicht gestellt, es sei noch keine Zeit geblieben, sich mit etwas anderem zu beschäftigen, wenn man sich die ganze Liste (der Anforderungen?) anschaut. Aber wenn ein Übernahmeangebot gesetzlich gefordert würde, würde man dem natürlich nachkommen. Kranebitter bedankte sich für die "sehr erhellende" Vorstellung der Arca-Gruppe. Mein Eindruck? Geredet hat Dvorák jedenfalls gut, keiner der Anwesenden fürchtete sich vor Arca. Was genau Arca ist, und wie seriös, damit habe ich mich noch nicht auseinandergesetzt, tschechische und slowakische Informationen kann ich sowieso nicht lesen.

Meinem ersten Eindruck nach ist es vielleicht teilweise ein Strukturvertrieb, wie man sie in Ö teils in unangenehmer Erinnerung hat, aber dass sie auch Firmen und Pensionsfonds als Kunden haben, und dass sie ein wichtiger Vertriebspartner für die Vienna Insurance sind, das kann durchaus ein gewisses Vorschussvertrauen rechtfertigen. Warum die FMA gerade bei der Wiener Privatbank immer wieder Käufer ablehnt, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich persönlich bin froh, wenn die Bank nicht mehr von Kowar und Kerbler (mit)regiert wird, deren Namen mich immer noch an die unangenehmen paar Jahre mit Conwert erinnern. Diese unvorstellbar hohen Ablösen für erinnerlich Managementverträge, Hausverwaltung, ich möchte gar nicht mehr daran denken. Es kann sicher Eigentümer geben, die mir eher zusagen.

Ein Aktionär fragte, ob es bei den verkauften Immobilien mehrere Bewertungen gegeben habe, auch internationale. "Es könnte ja auch ein bißl gemauschelt werden, das will ich nicht unterstellen." Nein, aber das Bewertungsgutachten von Dr. Nedwed sei vom Spaltungsprüfer geprüft worden. Damit gab sich der Aktionär zufrieden, niemand zweifelte die Richtigkeit der Bewertung an, obwohl es nur eine einzige Bewertung gab. Die Wiener Privatbank habe sich aus dem Immobiliendevelopmentgeschäft zurückgezogen, auch Immobilientransaktionsgeschäft werde man nicht mehr machen. Ob die Wiener Privatbank SE nach Erreichen von 90% der Anteile durch Arca von der Börse genommen wird, sei eine Entscheidung, die Arca treffen wird, wenn es soweit ist.

Sehr selten, absolut lobenswert: Alle zur Wieder(!)wahl anstehenden Aufsichtsratsmitglieder stellten sich persönlich vor, und zwar umfangreich. Zu Beginn der Abstimmungen waren 37 Aktionäre mit 4,017.093 Aktien anwesend, 80,267% des Grundkapitals. Fast alle Punkte wurden einstimmig beschlossen, eine symbolische Revolution mit 180 NEIN- zu 4,015.093 JA-Stimmen (0,004% zu 99,996%) gab es nur bei den Aufsichtsratsvergütungen, 70.000 für den Vorsitzenden, 40.250, 34.000, 28.500 und 32.500 für vier weitere Mitglieder sind für den Kleinaktionär halt sehr viel Geld. Mit 2.000 Euro Sitzungsgeld und 500 Euro Telefonkonferenzgeld ist man in Österreich wohl unter den großzügigsten Gesellschaften. Sidlo und Lazar legten schriftlich ihre Mandate zurück, die Zahl der Aufsichtsratsmitglieder wurde von sieben auf fünf reduziert, "auf ein Maß, das der Größe der Bank angemessen ist". Kranebitter erklärte auf Anfrage, warum es seit einigen Jahren bei der Wiener Privatbank SE einen Aufsichtsrat und keinen Verwaltungsrat gibt.

Nach nicht viel mehr als 2 Stunden gab es nette kleine Häppchen und Desserts beim Buffet. Natürlich mühsam, die vielen Teller mit kleinen Häppchen zu einer mundgerechten Portion zusammen zu schaufeln, aber das ist halt ein feines Hotel, die feinen Leute essen ja nicht, sie gustieren nur, und dazu reicht ein halber Teelöffel Speise auf einem Teller, man speist schließlich vor allem mit den Augen. Ich hatte eh noch etwas vor, also widmete ich mich den Mühen der kleinen Portionen nicht lange. An der Qualität der Häppchen gab es nichts auszusetzen, nur sehr klein waren sie, dafür aber auch recht viele.


(06.06.2018)

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    (06.06.2018)

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